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Ulrike Schrader: Aufruf zur Verteidigung der Demokratie

Ulrike Schrader : Aufruf zur Verteidigung der Demokratie

Als Delegierte der nordrhein-westfälischen Gedenkstätten hat Dr. Ulrike Schrader, die Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, an einer Erklärung mitgearbeitet, die nun auf der bundesweiten Gedenkstättenkonferenz in Berlin verabschiedet worden ist.

Anlass dafür waren das Erstarken rechtspopulistischer und autoritär-nationalistischer Bewegungen und Parteien, die Zunahme von Rassismus, Antisemitismus und anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und eine damit einhergehende Abwertung von Demokratie und Vielfalt. Diesen aktuellen Entwicklungen treten die Gedenkstätten in Deutschland mit ihrer täglichen Arbeit in der historisch-politischen Bildung entgegen.

Aber sie erfordern darüber hinaus politisches und bürgerschaftliches Handeln. Die Unterzeichnenden appellieren daher an die Akteure in Politik und Gesellschaft, das Wissen um die historischen Erfahrungen mit ausgrenzenden Gesellschaften wie dem Nationalsozialismus für die Gegenwart zu bewahren und sich für die Verteidigung der universellen Grund- und Menschenrechte einzusetzen.

Die Erklärung im Wortlaut:

Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Gewalt nehmen als Orte der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit einer verbrecherischen Vergangenheit eine wichtige Bildungsaufgabe für die Gegenwart wahr. Ihre Arbeit folgt der aus den Erfahrungen des Nationalsozialismus gewonnenen Verpflichtung unserer Verfassung: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt" (Art.1 GG).

  • Symbolbild.
    Gegen Extremismus : Gesucht: Wuppertaler Projekte für die Demokratie
  • Dr. Ulrike Schrader von der Begegnungsstätte
    20. Juli : Gedenken im Deweerthschen Garten an den Widerstand
  • Es diskutierten (v.l.) Jana Westphal (EUTB
    Diskussion in der „Färberei“ : Für Demokratie und Inklusion kämpfen

Lernen aus der Geschichte der NS-Verbrechen heißt auch Warnzeichen rechtzeitig zu erkennen, wenn eine nachhaltige Schwächung unserer offenen Gesellschaft droht. Wir wissen aus der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, dass Demokratien mit Standards wie dem Grund-gesetz, den europäisch und international verankerten Menschenrechten, Minderheitenschutz, Gleichheit aller Menschen vor dem Recht, Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung mühsam erkämpft wurden und fortdauernd geschützt und ausgestaltet werden müssen.

Immer offener etablieren sich in der Gesellschaft Haltungen, Meinungen und Sprechgewohnheiten, die eine Abkehr von den grundlegenden Lehren aus der NS-Vergangenheit befürchten lassen. Wir stellen mit Sorge fest:

- ein Erstarken rechtspopulistischer und autoritär-nationalistischer Bewegungen und Parteien,

- eine verbreitete Abwehr gegenüber Menschen in Not sowie die Infragestellung und Aufweichung des Rechts auf Asyl,

- Angriffe auf Grund- und Menschenrechte,

- die Zunahme von Rassismus, Antisemitismus und anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit,

- eine damit einhergehende Abwertung von Demokratie und Vielfalt.

Hinzu kommt ein öffentlich artikulierter Geschichtsrevisionismus, der die Bedeutung des Erinnerns an die Verbrechen des Nationalsozialismus als grundlegende Orientierung der deutschen Gesellschaft in der Gegenwart angreift und durch ein nationalistisches Selbstbild ersetzen möchte.

Diesen aktuellen Entwicklungen treten wir mit unserer täglichen Arbeit in der historisch-politischen Bildung entgegen. Aber sie erfordern darüber hinaus politisches und bürgerschaftliches Handeln. Wir appellieren daher an die Akteure in Politik und Gesellschaft, das Wissen um die historischen Erfahrungen mit ausgrenzenden Gesellschaften wie dem Nationalsozialismus für die Gegenwart zu bewahren und sich für die Verteidigung der universellen Grund- und Menschenrechte einzusetzen.