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Wuppertaler Färberei: Für Demokratie und Inklusion kämpfen

Diskussion in der „Färberei“ : Für Demokratie und Inklusion kämpfen

Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für Menschen mit Behinderung der Bundesregierung, war zu Gast in der „Färberei“ -Oberbarmen. Die Veranstaltung stand im Zeichen von Demokratie und Inklusion.

Der Einladung waren mehr als 100 Gäste aus Politik und Verwaltung, von Verbänden, Vereinen und Selbsthilfegruppen und Menschen mit Beeinträchtigungen gefolgt. Wuppertals Oberbürgermeister Andreas Mucke betonte zu Beginn, dass es beim Thema Inklusion noch viel Luft nach oben gebe und dass jeder Mensch einen Beitrag zur Inklusion leisten müsse. Denn auch in Wuppertal müsse jeder Mensch ein Recht auf Teilhabe haben.

Jürgen Dusel eröffnete seinen Vortrag mit den Worten „Demokratie bleibt nur in Bewegung, wenn sich Menschen jeden Tag dafür einsetzen.“ Er machte deutlich, dass Demokratie und Inklusion für ihn zusammengehören und dass in einer inklusiven Gesellschaft Menschen mit Behinderungen ein Recht auf Teilhabe in allen Lebensbereichen haben. Dusel ging näher auf die Bereiche Partizipation, Wohnen und das Gesundheitswesen ein. Als positives Beispiel hob er die Aufhebung der pauschalen Wahlrechtsausschlüsse für behinderte Menschen, die unter so genannter Vollbetreuung stehen, hervor. Als sein Herzensthema bezeichnete Dusel die Teilhabe am Arbeitsleben. Menschen mit Behinderungen seien deutlich häufiger und länger arbeitslos als Menschen ohne Behinderungen. Als eine wichtige Maßnahme forderte er die Erhöhung der Ausgleichsabgabe für Unternehmen, die keinen einzigen Menschen mit Behinderung einstellen.

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Der Beauftragte der Bundesregierung verwies darauf, dass es viel zu wenig barrierefreien und gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum gebe. Viele Menschen mit Beeinträchtigung könnten daher faktisch ihren Wohnort nicht frei wählen. Als drittes Thema hob Dusel das Gesundheitswesen hervor. Viele Arztpraxen seien nicht barrierefrei und auch die Zugänglichkeit zum Krankenhaus bereite Menschen mit Schwerst- und Mehrfachbehinderungen große Schwierigkeiten – beispielsweise aufgrund fehlender Kommunikationsassistenz.

Iris Colsman (Leiterin des KSL Düsseldorf) sieht die Städte und Kommunen in der Pflicht, mehr Behindertenbeiräte zu etablieren. „Das KSL Düsseldorf bietet daher Workshops zum Thema politische Partizipation für Menschen mit Behinderungen an.“ Sandra Heinen (Inklusionsbeauftragte der Stadt Wuppertal) griff insbesondere das Thema Wohnen auf: „Es gibt zu wenig barrierefreien Wohnraum in Wuppertal, die Mieten steigen und Sanierungen stocken. Doch die Stadt Wuppertal hat die Probleme in der Wohnungswirtschaft erkannt und kooperiert eng mit Wohnungsbauunternehmen. Zudem berät sie Investoren und leistet viel Aufklärungsarbeit.“ Eine Quote für barrierefreien Wohnraum gebe es aber leider nicht, bedauerte Heinen.

 Jürgen Dusel, Beauftragter für Menschen mit Behinderung der Bundesregierung, sprach in Wuppertal zum Thema Demokratie und Inklusion.
Jürgen Dusel, Beauftragter für Menschen mit Behinderung der Bundesregierung, sprach in Wuppertal zum Thema Demokratie und Inklusion. Foto: KSL Düsseldorf

Im zweiten Teil der Veranstaltung diskutierten Jürgen Dusel, Petra Bömkes (Vorsitzende des Behindertenbeirates der Stadt Wuppertal) und der SPD-Landtagsabgeordnete Josef Neumann aktuelle Inklusionsthemen. Neumann betonte, dass sich in den vergangenen 30 Jahren viel getan habe, es aber mehr Bündnispartner brauche, um das Thema voranzubringen. Bömkes hob hervor, dass der Behindertenbeirat in Wuppertal eine Stimme habe und die Stimme gehört werde. Eine zweite Stelle im Inklusionsbüro sei bewilligt worden. „Dennoch gibt es noch unendlich viel zu tun“, betonte die Mutter einer schwerst-mehrfachbehinderten Tochter. „Beispielsweise hat der Behindertenbeirat ein Generationenproblem und muss neue Wege finden, junge Menschen für die Beiratsarbeit zu gewinnen.“ Gäste aus dem Publikum brachten Themen wie die Teilhabe von Menschen mit psychischen Behinderungen, Barrierefreiheit in öffentlichen Einrichtungen und die Schwierigkeit nach der Suche geeigneter Ansprechpartner in die Runde ein.

Alle Beteiligten waren sich am Ende einig, dass eine inklusive Gesellschaft noch mehr wachsen müsse. „Wir sollten in einer Demokratie leben, in der alle Menschen gleichbehandelt werden. Es lohnt sich dafür zu kämpfen“, betonte Dusel zum Abschluss.