Im Gespräch mit Bildhauerin Hede Bühl „Gleich groß angefangen“

Wuppertal · Bis 11. August zeigt der „Skulpturenpark Waldfrieden“ eine Auswahl der Bildhauerin Hede Bühl. Für ihr Werk, das auf die menschliche Figur zentriert ist, erhielt sie zahlreiche Stipendien und Preise. Vor allem mit ihren großformatigen Kopf-Skulpturen ist die Künstlerin in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten.

 Hede Bühl: Die heute 78-jährige Künstlerin begann ihre „Laufbahn“ als Kind am Küchentisch.

Hede Bühl: Die heute 78-jährige Künstlerin begann ihre „Laufbahn“ als Kind am Küchentisch.

Foto: Mikko Schümmelfeder

In jedem Künstlerleben gibt es einen Ort, an dem alles begann. Bei Hede Bühl (78) war es der Küchentisch. Dort schob sie als kleines Mädchen die Alltagsdinge beiseite, um Platz für ihre Tonskulpturen zu schaffen. Gezeichnet hat sie zwischendurch auch. Aber es war schon damals die Bildhauerei, der ihre Leidenschaft galt.

Aufgewachsen in Hilden mit Mutter und Schwester, später in Vohwinkel aufs Gymnasium gegangen. Im Kunstunterricht war sie – wie sollte es auch anders sein – die Beste. „Ich bekam den Auftrag, eine ganze Mosaikwand zu gestalten“, erinnert sie sich an das Lob, das ihr schon zu Schulzeiten zuteil geworden war.

Und dann geschah etwas, von dem Hede Bühl sagt, es sei Schicksal gewesen. Mit Martin Paatz zog ein ehemaliger Professor der Düsseldorfer Kunstakademie in die Nachbarschaft, um dort mit seiner Familie zu leben. In seinem Studio wagte Hede Bühl die ersten Malversuche in Öl. Er förderte sie und wurde ihr Mentor. Und er war es auch, der sie an die Akademie brachte.

Irgendwann war es dann da, das eigene Atelier. Im Keller eines Heimatmuseums war plötzlich genug Raum für Werke, die niemals Platz auf einem Küchentisch gefunden hätten.

„Ich habe gleich groß angefangen“, erinnert sich die Bildhauerin an Gerüste aus Eisendraht. Und auch daran, dass manches zersägt und wieder zusammengesetzt werden musste, weil es nicht durch die Tür passte. Auch die ersten Steinskulpturen entstanden dort – später in Düsseldorf waren es dann Sepp Mages und Joseph Beuys, die das kreative Schaffen prägten.

„Dort fand meine Auferstehung statt. Dort fing mein Leben an“, sagt die Meisterschülerin über ihre Akademiezeiten.

Spricht man mit Hede Bühl, spürt man gleich, was ihr Tun seit jeher begleitet: Eine innere Kraft, aus der sie schöpft. Immer wieder waren es auch die dunklen Seiten der Seele, von denen sie sich angezogen fühlte: „So ist die Welt: grausam, düster, dunkel“, sagte sie einst über ihr Faible zu Literaten wie Sartre, Camus und Henry Miller, deren Werke sie zuweilen in ihren düsteren Bann zogen.

Man sollte sich also nicht täuschen lassen von den glatt polierten Oberflächen ihrer großformatigen Köpfe, unter denen es zuweilen brodelt.

Noch immer lebt Hede Bühl umgeben von ihren Skulpturen, denen sie sich in wechselnder Folge widmet: „Oft arbeite ich Jahre daran, manchmal auch Jahrzehnte.“ Hat sie einen Stein zu bezwingen, geht es oft um Millimeter. Noch bevor sie den Meißel ansetzt, klopft sie im wahrsten Wortsinne bei ihm an. „Man muss ihn umkreisen“, fasst sie das in Worte, was sich dem Auge des Betrachters entzieht.

Das Ende schon klar vor Augen haben, bevor man selbst Hand angelegt hat? Nein, dass könne man nicht.

Und wie war das noch mit der Bestimmung, der es zu folgen gilt? Nein, nicht alles sei Schicksal. Man müsse auch selbst etwas dazutun. Es gibt diesen einen Satz, über den sich das Gesamtwerk von Hede Bühl erschließen lässt: „Anfangen – dann stellt sich etwas gegen Dich – und dann musst Du Deinen Weg finden.“

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