Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Kaufhof, Kilos, Kalorien

Wuppertal · Im Rahmen der Qualitätsdefensive Elberfelder Innenstadt haben wir den Kaufhof jetzt also auch aus dem Kopf.

 Symbolbild.

Symbolbild.

Foto: Christoph Petersen

Die Menschen, die früher immer begeistert mit ihren Kindern vor der herrlichen Spielzeug-Weihnachtsdeko in den großen Schaufenstern gestanden und die dort so liebevoll präsentierten Teddybären und Lego-Bausätze anschließend bei Amazon bestellt haben, sind jetzt tief enttäuscht und verstehen die Welt nicht mehr. Demnächst können sie den Köttels die Spielzeugwunderwelten am Computer zeigen, da sitzen die KInder ja sowieso den ganzen Tag.

Das dürfte übrigens auch ein Grund dafür sein, dass rund 15 Prozent der Drei- bis 17-Jährigen übergewichtig und darunter knapp sechs Prozent adipös sind.

Adipös sagt man heute für viel zu fett, weil sich das als lateinische Übersetzung des früher gebräuchlichen Wortes Pummelchen etwas niedlicher anhört und nicht so weh tut wie die Wahrheit. Gegen die Gewichtszunahme des deutschen Nachwuchses will Cem Özdemir jetzt ein wichtiges Zeichen setzen.

Den Mann kennen sie als Gesicht gewordene Miesmuffeligkeit und Bundesernährungsminister, der ständig so um die Qualität unserer Mahlzeiten besorgt ist, dass seine Mundwinkel schon im Ruhezustand deutlich unterhalb des Hemdkragens hängen. Er hat nun ausgerechnet, dass Kinder im Schnitt täglich 15 Werbespots für Zuckerbomben und salzige und fettige Snacks sehen.

Daraufhin könnte man sich natürlich fragen, wann und wo genau die Kinder diese 15 Spots eigentlich sehen und daran etwas ändern, indem man ihnen Handy oder Tablet operativ aus der Hand entfernt und sonstige Bildschirme aller Art von Kammerjägern beseitigen lässt, die bekanntlich auf die Beseitigung von Schädlingen spezialisiert sind. Dann müssten sich die Kinder anschließend nämlich bewegen. Zwar wahrscheinlich nur, um sich Ersatz zu besorgen, aber das wäre ja schon mal was.

Cem Özdemir möchte stattdessen lieber die Werbung für Ungesundes verbieten, wenn sie sich gezielt an Kinder unter 14 Jahren wendet. Das Verbot soll für Fernseh- und Radiosendungen sowie Online-Netzwerke und Influencer-Kanäle von 6 bis 23 Uhr gelten. Außerdem sollen im Umkreis von 100 Metern rund um Schulen und Kitas keine entsprechenden Plakate mehr hängen, auf dass künftig Kohorten gertenschlanker Zöglinge bei Hungeranfällen ganz automatisch nur noch nach kalorienarmen Bio-Müsliriegeln ohne Fett, Zucker und Geschmack schmachten.

Ich erinnere mich noch gut daran, als ich klein war. Damals haben wir den ganzen Tag draußen Fußball gespielt und konnten danach Milka essen, bis keine einzige lila Kuh mehr auf den Almwiesen stand. Zugenommen haben wir trotzdem nicht. Heute spielen die Kinder auch den ganzen Tag Fußball. Allerdings an der Playstation, weshalb dieses Modell ernährungstechnisch irgendwie nicht mehr funktioniert.

Das ist im Prinzip also das gleiche Problem wie mit dem Kaufhof: Die Leute kaufen zwar immer noch genau wie früher jede Menge ein, aber nicht im Laden, sondern in der virtuellen Welt. Und im echten Leben kriegen sie dann irgendwann die Quittung – in Form adipöser Kinder oder verödeter Innenstädte ohne Kaufhof. Der am Neumarkt hat übrigens auch eine große Abteilung, in der man dann demnächst keine Süßigkeiten mehr kaufen kann.

Ob sich Cem Özdemir darüber freut, weiß ich allerdings nicht so genau ...

Bis die Tage!

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