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 Nach Toreschluss - die Wochenendsatire​: Transportprobleme​

Nach Toreschluss - die Wochenendsatire : Transportprobleme

Jetzt sind ja Ferien und alle wollen weg. Das ist allerdings gar nicht so einfach, weil das europaweit schwächelnde Transportwesen auch im Hinblick auf die Beförderung von Menschen aktuell gewisse Probleme hat. Zum Beispiel am Düsseldorfer Flughafen, wo man schon vor der Abreise in die Tropen Bekanntschaft mit exotischen Tieren in Form von besonders langen Schlangen macht.

Bekanntlich fehlt am Flughafen jeden Menge Sicherheitspersonal. Also jene Leute, die vor dem Start aufpassen, dass wir Passagiere keine Atombombe oder ein schottisches Breitschwert in den Socken verstecken und verstörten Omas wegen des Flüssigkeitsverbots das 4711 und den Franzbranntwein abnehmen. Bei den recht rustikal auftretenden Kräften, die ich zuletzt im Mai dort angetroffen habe, dachte ich bereits darüber nach, ob es nicht besser wäre, wenn ich sie kontrollieren würde und nicht umgekehrt.

Aber über Personalprobleme klagen im Moment ja praktisch alle Branchen, weil sich die Mitarbeiter während Corona andere Jobs gesucht haben. Wobei ich mich schon die ganze Zeit frage, wohin die eigentlich alle abgewandert sind, wenn gar keiner mehr Leute hat ...

Angesichts der Zustände an den Flughäfen raten Experten jetzt zu Ferienbeginn, sich rechtzeitig vor Ort einzufinden und auch sonst auf die besondere Situation einzustellen. Wenn ich es richtig verstanden habe, stellt man sich idealerweise möglichst schon vor der Buchung am Check-In-Schalter an und nimmt kein Gepäck und am besten auch die Familie und sich selbst nicht mit.

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Dann ist man auf der sicheren Seite. Außer der Flug wird ganz gestrichen, wie das gerade bei Eurowings regelmäßig der Fall ist. Die haben zwar Personal, aber das hat angeblich Corona. Und die Flugzeuge wahrscheinlich auch. Die Lufthansa denkt angeblich schon daruüber nach, ihre Tochterfirma in Eurostands umzubennen.

Mit der Deutschen Bahn ist es ähnlich kompliziert. Dort gehen wahrscheinlich bald die ersten Beschwerden von Menschen ein, die ihre Reise als Vollzahler begonnen haben und nach zahlreichen Verspätungen bei Ankunft bereits Rentner waren, so dass sie eigentlich nur den ermäßigten Tarif hätten zahlen müssen. Bei uns haben wir aber ein ganz anderes Problem: Erst gab die Bahn den Wuppertalern ein 9-Euro-Ticket und strich ihnen dann für die gesamte Ferien die Verbindung nach Düsseldorf, auf dass wir es möglichst nicht benutzen können.

Aber eventuell handelt es sich ja um eine gut gemeinte Vorsichtsmaßnahme, um uns einfältige Landeier vor den Verlockungen der Großstadt zu schützen. Zu groß scheint der Bahn vielleicht die Gefahr, dass wir durch billigen Transport dazu verführt werden, unser nicht vorhandenes Geld für Bling-Bling-Tand und Aperol-Spritz zum Preis von Aber-Witz auf der Königsallee auszugeben.

Weil die Nahtoderfahrung im Schienenersatzverkehr aus der Vargangenheit noch in bester Erinnerung ist, bleiben wir also lieber hier und genießen das gemütliche lokale Beisammensein so wie neulich beim Ölbergfest. Bei dem hatte ich aber auch ein kleines Transportproblem, als ich nach der Veranstaltung am Neumarkt in ein Taxi stieg. Weil die Taxitarife in Wuppertal ja erst demnächst angehoben werden, war meine Erwartungshaltung vor dieser Fahrt nicht allzu hoch und wurde dann auch voll erfüllt.

Der Fahrer schien seinen Taxischein passend zum Ölbergfest in Jerusalem gemacht zu haben, weil seine Wuppertaler Ortskenntnisse ungefähr denen eines erstmals Europa bereisenden und direkt vom Flughafen zum Engelshaus expedierten Chinesen entsprach. Bedauerlicherweise hatte er weder von meiner mikroskopisch kleinen Ziel-Straße mit rund 160 Hausnummern noch von der unbedeutenden angrenzenden Hauptverbindung Richtung Nordhöhen jemals gehört.

Umso dankbarer war er, dass ich mich spontan bereit erklärte, auf der unübersichtlichen 3,3 Kilometer langen Fernstrecke durch den Großstadtdschungel die Funktion des Navis zu übernehmen, auf das er vorher ohne erkennbaren Erfolg eingetippt hatte. Unter diesen Umständen war es eigentlich bemerkenswert, dass ich nicht auch noch selbst fahren musste.

Dann aber überraschte mich der Taximann mit einer erstaunlichen Frage: „Ihr Gesicht kennisch doch. Sind Sie von Wuppertaler Rundschau?“ Höchst geschmeichelt beschloss ich, über den eher mäßigen Fahrtantritt hinwegzusehen und antworte jovial „ Ja, stimmt.“ Entzückt drehte der Mann daraufhin das Radio lauter und sagte: „Super Sender, hör isch ganzen Tag!“ Man kann eben nicht immer auf Schultern vom Platz getragen werden ...

Bis die Tage!