Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Glückwunsche an Netta, Michael und viele andere

Wuppertal / Lissabon · Rrrrr, autsch, hey, hmpf, iaaaaa...und dann zusammen mit Tänzerinnen gackernde Hühner imitieren. Nach dem Gacker-Intro kommt dann der Text: "Schau mich an, ich bin ein schönes Wesen" und dann explodiert dieser Popsong mit einem tanzbaren Rhythmus und der klaren Ansage der Sängerin "I'm not your toy, stupid boy".

 Die ESC-Siegerin Netta Barzilai.

Die ESC-Siegerin Netta Barzilai.

Foto: Bergener

Mit dieser heißen Nummer gewannen Israel und die Sängerin Netta Barzilai haushoch vor allem bei den Televotern den 63. ESC 2018 in Lissabon. Der Song, der die "#MeToo"-Kampagne aufgreift, ist somit auch ein Sieg der Frauen und auch der Übergewichtigen.

 Peter Bergener mit dem Österreicher Cesar Samson (li.).

Peter Bergener mit dem Österreicher Cesar Samson (li.).

Foto: Bergener

Netta Barzilai, die 1993 in Hod HaSharon, einer Stadt nördlich von Tel Aviv, geboren wurde und an der Rimon School of Music in Tel Aviv elektronische Musik studierte, war eigentlich auch von Anfang an die Top-Favoritin auf den Sieg. Daher war es keine große Kunst, dass ich sie bei meinem persönlichem Ranking auf den 1. Platz gesetzt habe. Aber ich bin doch ganz stolz, dass ich bei meinen genannten Tipps der Top 10 nicht nur richtig Israel, sondern auch Zypern auf den zweiten Platz getippt habe und insgesamt sechs Richtige in den Top 10 hatte. Wow, da sollte ich mal wieder Lotto spielen, oder?

Apropos Zypern: Die Griechin Eleni Foureira, die für Zypern dem Song "Fuego" und einer grandiosen Tanz-Show am Start war, erzielte in diesem Jahr für das kleine Land sein bisher bestes Ergebnis. Seit dem erstmaligen Sieg Portugals im Jahr 2017 ist Zypern mit 34 Teilnahmen das Land, das am häufigsten im Wettbewerb vertreten war, ohne je zu gewinnen. Somit waren sie so nah wie noch nie an einem Sieg, und ich hätte es Zypern genauso gegönnt.

 Eleni Foureira bei ihrem Auftritt.

Eleni Foureira bei ihrem Auftritt.

Foto: Bergener

Doch natürlich wollen wir nicht vergessen: Wie genial war das denn mit unserem deutschen Vertreter Michael Schulte und seinem gefühlvollen Song "You let me walk alone"! An so viele Punkte sind wir Deutschen im ESC schon lange nicht mehr gewöhnt. Michael konnte nach Jahren des Misserfolgs einen grandiosen vierten Platz mit sage und schreibe 340 Punkten erreichen und sich somit das erste Mal seit 2012 in den Top 10 platzieren. Es ist das beste deutsche Ergebnis seit 2010. Glückwunsch an Michael Schulte!

Und einer muss auch noch erwähnt werden, den ich gut fand, aber nicht so auf dem Schirm hatte: Österreich! Der Sänger Cesar Sampson gewann den dritten Platz mit "Nobody but you" und war eine echte Überraschung des Abends. Hätte nur eine Jury gewählt, dann wäre unser Nachbarland sogar der Sieger des 63. ESC geworden.

 Zwei der Tänzerinnen aus Israel.

Zwei der Tänzerinnen aus Israel.

Foto: Bergener

Alles in allem bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden, auch wenn ich Frankreich, die nur den 13. Platz erreichten, gerne weiter vorne gesehen hätte. Ich sende Euch viele musikalische Grüße aus Wuppertal, denn ich bin soeben wieder zu Hause angekommen und bedanke mich bei Euch, dass Ihr meine Artikel in den letzten zwei Wochen aus Lissabon verfolgt habt. Ich freue mich auf nächstes Jahr eventuell in Tel Aviv, aber das steht ja noch nicht fest, ob es überhaupt diese Stadt in Israel werden wird — oder Jerusalem.

Euer Euro-Music-Peter!

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