Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Grandioses Finale und "Schreihälse"

Wuppertal / Lissabon · Gegensätze ziehen sich an - und solche Gegensätze trifft man vor allem dieses Jahr beim ESC 2018. Besonders auffällig ist das bei den Proben und Pressekonferenzen des zweiten Semifinales geworden.

 "Iriao" aus Georgien.

"Iriao" aus Georgien.

Foto: Bergener

Nicht nur, dass einige der 43 teilnehmenden Länder wieder musikalisch "back to the roots" und somit zu ihren Wurzeln zurückgekehrt sind, sei es vom Arrangement oder auch der in Heimatsprache gesungenen Lieder. Da ist der Balkan-Pop aus Serbien mit Sanja Ilic & Balkanika und ihrem Song "Nova deca" vertreten sowie die typisch anmutige Balkan-Ballade "Inje" aus Montenegro, die von Vanja Radovanovic wunderbar schmachtend vorgetragen wird.

Doch da sind noch weitere zwei Gegensätze des Tages, die ich Euch unbedingt vorstellen muss: Einmal ganz anders beim ESC stellt sich Georgien mit der Ethno-Jazz Band "Iriao" vor. Gegründet wurde diese Band im Jahr 2013 in Tiflis vom in Deutschland lebenden und als Komponist für TV und Theater tätigen David Malazonia. Neben ihm besteht die Band aus sieben Mitgliedern und zwar noch drei Sängern, einem Schlagzeuger, einem Bassisten und Einem, der die georgischen Volksinstrumente spielt.

Da laut EBU-Reglement nur sechs Personen auf der ESC-Bühne sein dürfen, fiel die Wahl nur auf fünf Mitglieder, so dass David und ein weiteres Mitglied der Band nicht mit auf die Bühne gehen. Das Lied "For you" hat zwar einen englischen Titel, aber ansonsten ist das Lied auf Georgisch gesungen und zum ersten Mal seit ihrem ESC-Debüt im Jahre 2007 sogar in Landessprache vorgetragen.

 "AWS" aus Ungarn.

"AWS" aus Ungarn.

Foto: Bergener

Der georgische Gesang ist schon außergewöhnlich und der Song gewinnt in den drei Minuten immer mehr an Fahrt bis hin zu einem grandiosen Finale. Apropos Finale: Ich drück' die Daumen, dass Georgien ins Finale kommt und zur Außergewöhnlichkeit im ESC 2018 beiträgt.

Ja, und dann kommen die wirklich absoluten Gegensätze in diesem Musik-Spektakel des ESC 2018. Und auch sogar in Landessprache gesungen, werden die nächsten ebenfalls fünf Bandmitglieder die Bühne aber so was von richtig rocken. Vielleicht für einige Zuschauer etwas schwer zu verdauen und manche haben das Gefühl, dass der Sänger fast nur schreit, aber irgendwie hat das Lied was. Ich spreche übrigens von Ungarn und der Pop-Metal Band "AWS" und dem auf keinen Fall gefühlvollen Song "Viszlat Nyar", was so viel wie "Auf Wiedersehen, Sommer" heißt.

 Die Band aus Serbien.

Die Band aus Serbien.

Foto: Bergener

Nach den Proben gab es die unterschiedlichsten Feedbacks: Angefangen von "Oh Gott, was für Krachmacher", die anderen empfinden sie nur als Schreihälse. Und dann gibt es noch einige, die die Band und den Frontmann Örs Siklósi überraschend gut finden, ohne Punk-Rock bzw. Pop-Metal zu möge. Ich denke, dass eine unglaubliche Urgewalt von dem Song ausgeht, dass ich mich nur schwer dem Auftritt am Bildschirm im Pressezentrum entziehen konnte oder einfach Bock hatte, mal so richtig auszurasten.

Ich treffe die Punkrocker noch im Pressezentrum. Schauen wir mal, wie sie auf mich im persönlichen Gespräch wirken. Viel Glück auch für diesen besonderen Song, aber bitte noch nicht "Tschüss Sommer", den will ich auf jeden Fall noch in 2018 spüren.

"Viele musikalische Grüße und "Hard Rock Hallelujah"! Euer Euro-Music-Peter!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Ganz schön feurig
Ganz schön feurig
Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter BergenerGanz schön feurig
Aus dem Ressort