Top Wuppertal Der Millionenmobil-Schmied aus Wuppertal

Wuppertal · Dass in der Wuppertaler Fahrzeugmanufaktur Volkner mit die teuersten und luxuriösesten Reisemobile der Welt entstehen, hat sich längst herumgesprochen. Schließlich sind die Super-Karossen, deren Besitzer dank der eingebauten Mittelgarage auch den 911er Porsche oder das Mercedes-E-Klasse Cabrio mit auf Tour nehmen können, jedes Jahr die absoluten Hingucker auf dem Düsseldorfer Caravan-Salon. Aber: Wie kam Gerhard Volkner (63) eigentlich dazu, solche Mega-Mobile zu bauen? Und wer kauft sie?

 Die patentierte Mittelgarage für kleinere und größere Begleitfahrzeuge ist eines der Markenzeichen der Volkner-Millionenmobile.

Die patentierte Mittelgarage für kleinere und größere Begleitfahrzeuge ist eines der Markenzeichen der Volkner-Millionenmobile.

Foto: Volkner GmbH

Aufgewachsen im Garten- und Landschaftsbaubetrieb des Großvaters und Vaters, kam Gerhard Volkner schon früh mit großen Fahrzeugen wie Radladern oder Raupen in Kontakt. „Mein Großvater sagte immer: Wenn der Jung‘ mal den Laden übernehmen soll, muss er Schlosser lernen, denn als Gärtner können wir unsere großen Maschinen für den Landschaftsbau nicht selbst reparieren.“

1970 begann Volkner im ehemaligen Vohwinkeler Karosserie- und Stahlbaubetrieb Blumhardt eine Lehre als Stahlbauschlosser und verliebte sich sofort in den Fahrzeugbau. Jahre später übernahm er als Meister die elterliche Reithalle und baute sie zu einer Produktionshalle mit Krananlage, Lackiererei und allem, was sonst zu einem Fahrzeugbau-Betrieb gehört, um. „Danach habe ich richtig angefangen“, strahlt er. 15 Jahre lang bauten Volkner und seine Mitarbeiter Stahlkonstruktionen für schwere Fahrzeuge und Tieflader für die Bauindustrie. Dann hatte er die Idee mit den Reisemobilen.

Wie kam das? „Mit meinen Eltern und Geschwistern war ich als Kind viel mit Zelt oder Wohnwagen unterwegs. Wir machten oft Camping und liebten dieses freie Leben.“ Dazu kam, dass er als recht erfolgreicher Reitsportler fast jedes Wochenende auf Turnieren war und es dabei alles andere als bequem hatte: „Deshalb baute ich einen Pferdetransporter mit einer Wohnkabine, in der ich schlafen und mich waschen konnte.“ Diese Idee gefiel auch anderen Reitsport-Begeisterten, und so baute er eine Zeitlang Pferdetransporter mit Wohnkabinen, die immer größer und komfortabler wurden: „Es kamen auch immer wieder Besitzer von Kastenwagen und Bussen zu mir, die mich fragten, ob ich ihre Fahrzeuge zu Autos ausbauen könne, in denen man mobil wohnen und reisen kann.“

Ihre Wünsche waren für Volkner kein Neuland. Schließlich hatte er sich auch schon ein kleines Wohnmobil gekauft, das seinen Wünschen aber nur teilweise entsprach. „Eigentlich war es super. Aber es hatte zu wenig Strom, zu wenig Wasser, und man konnte sich kaum darin bewegen“, schmunzelt er. „Und weil ich vor Ort mobil bleiben wollte, habe ich zuerst Fahrräder mitgenommen, dann ein Moped. Und als es regnete, wurde mir klar: Ein Auto muss mit.“

Bilder:

Die luxuriösesten Reisemobile - made in Wuppeertal
7 Bilder

Die luxuriösesten Reisemobile - made in Wuppeertal

7 Bilder
Foto: Peter Fichte

Und so baute Volkner Anfang der 1990er Jahre nach seinen Vorstellungen einen großen Lkw, der aussah wie ein Bus. Das erste vollintegrierte Reisemobil der heutigen Luxus-Reisemobil-Manufaktur war entstanden. Das Volkner Mobil 830 HG hatte eine Gesamtlänge von 8,30 Metern, war 2,50 Meter breit und besaß bereits eine Pkw-Garage mit hydraulischem Ladeplateau für einen Fiat Seicento. Weil er das Reisemobil auf seinem Betriebsgelände parkte, sprachen ihn immer wieder Menschen darauf an. „Sie sagten ‚Das musst du auch mal anderen zeigen‘. Also haben wir Mitte der 1990er, eigentlich mehr als Gag, einen Platz auf dem Caravan Salon gebucht, ein Preisschild in mein Reisemobil gehängt und merkten, dass wir mit dem Fahrzeug, unseren Ideen und der eingebauten Technologie meilenweit vor den anderen Reisemobil- Herstellern waren“, lächelt Volkner vor sich hin. Daraufhin nahm die Produktion von Reisemobilen Fahrt auf und Volkner verkaufte das erste große Wohnmobil auf einem Reisebusfahrgestell.

Zu dieser Zeit lernte Volkner auch seine Ehefrau Stephanie (50) kennen. „Sie ist gelernte Industriekauffrau und verkaufte für eine bekannte Firma Schrauben und Befestigungsteile. Irgendwann begleitete sie mich auf eine Messe. Wir haben uns immer besser kennen gelernt, inzwischen sind wir verheiratet und haben zwei Kinder.“ Gemeinsam überlegen sie immer wieder, wie man Kunden das mobile Reisen noch angenehmer und das Fahrzeug noch betriebssicherer machen kann. Resultat sind Patente und weltweit einmalige Features, die bis heute die Faszination der fast komplett handgefertigten Fahrzeuge ausmachen.

Aber was sind das eigentlich für Menschen, die bereit sind, bis zu 1,5 Millionen Euro (oder bei entsprechenden Sonderwünschen auch mehr) für ein Reisemobil auszugeben? „Unsere Kunden kommen aus der ganzen Welt, und ihnen geht es nicht um das Geld, das ein Fahrzeug kostet. Sie sind bereit, viel Geld auszugeben und möchten dafür die beste Technik und Verarbeitung bekommen, die auf dem Weltmarkt zu finden ist“, fasst Volkner seine Kundenstruktur zusammen. „Wenn Käufer zu uns auf den Hof kommen, würden Sie meist nicht vermuten, dass sie so viel Geld haben. Sie sehen meist auch nicht so aus, wie man sich Millionäre oder Milliardäre vorstellt. Häufig sind es unauffällige, gestandene Menschen, die das mobile Reisen mögen und oft bei Null oder in kleinen Garagen angefangen haben. Heute besitzen oder führen sie riesengroße Unternehmen und genießen das unerkannte und spontane Leben im Reisemobil.“

Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden und seine Produktionskapazitäten ausweiten zu können, hat Volkner 2019 einige an das Firmengelände grenzende Grundstücke gekauft und eine neue Ausstellungshalle gebaut. Ab Frühjahr 2020 sollen hier auch noch weitere 2.000 Quadratmeter Produktionsfläche entstehen. Zumal das Weiterbestehen des Familienunternehmens gesichert ist: In den nächsten Jahren will Volkner den Betrieb sukzessive an seinen ältesten Sohn (18) übergeben. Und auch der zweite Sohn (14) steht bereits in den Startlöchern für eine Karriere im elterlichen Betrieb.

Heute liegt der Fokus des Unternehmens auf dem Modell „Performance“. Das Fahrzeug kostet ab etwa eine Million Euro und bietet allen Komfort, der zurzeit technisch möglich ist. Selbstverständlich besitzt es eine Mittelgarage für das Lieblings-Fahrzeug und neben vielen weiteren Features auch die „Brain Pilot- Steuerung“. Dabei handelt es sich um eine von Volkner speziell für Reisemobile entwickelte intelligente und lernfähige Systemsteuerung für alle Aggregate im Fahrzeug. Das Innendesign jedes Fahrzeugs erfolgt nach den individuellen Wünschen des Käufers. Dabei sind Industrie-Waschmaschinen oder Geschirrspülgeräte fast schon Standard. Auch eine Dachgalerie oder ein Whirlpool stellen bei Volkner Mobil niemanden vor größere Herausforderungen. „Wir haben aber auch schon einen voll klimatisierten Gitarrenschrank, sozusagen einen ‚Gitarren-Humidor‘, gebaut oder vergoldete Wasserhähne mit echten Edelsteinen besetzt“, berichtet Volkner. „In einem Fahrzeug haben allein die Gardinen mehr als 100.000 Euro gekostet. Und eines, das wir gerade bauen, bekommt eine Soundanlage für rund 400.000 Euro.“

Volkner baut übrigens auch Reisemobile mit Mittelgarage, die von außen wie ein ganz normaler Reisebus aussehen, von innen aber höchsten Luxus bieten. „Die kaufen meist Menschen, deren Gesicht fast jeder kennt.“ Zu den Käufern dieser „getarnten Reisemobile“ gehören neben Prominenten auch Politiker. „In puncto Sicherheit stehen diese Fahrzeuge festen Häusern in kaum etwas nach“, betont Volkner. Zurzeit liege sogar eine Anfrage für ein schusssicheres Reisemobil vor, das – sollte der Auftrag zustande kommen – einen fast zweistelligen Millionenbetrag kosten wird. Und auch für den militärischen Einsatz im Ausland wurden schon vollintegrierte Allrad-Reisemobile bei Volkner Mobil gefertigt.

Gibt es eigentlich gar keine Grenzen im Fahrzeugbau? „Grenzen?!?“, sagt Volkner und fügt lachend hinzu: „Das Wort habe ich noch nie gehört. Natürlich gibt es Dinge, die ein wenig schwieriger sind. Aber wenn man etwas länger darüber nachdenkt, kriegt man die auch hin.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort