Landwirtschaft in Wuppertal Comeback für den alten Emmer

Wuppertal · Auf dem Gut zur Linden wird seit diesem Jahr wieder Emmer, die Urform des Hartweizens, angebaut. Ein Alleinstellungsmerkmal, denn das Emmerfeld in Vohwinkel ist bisher das einzige rechts des Rheins.

 Landwirt Karl Bröcker baut auf Gut zur Linden die Emmer-Sorten „Ramses“ und „Heuholzer Kolben“ an. Im hoffentlich trockenen Sommer wird die erste Ernte eingefahren.

Landwirt Karl Bröcker baut auf Gut zur Linden die Emmer-Sorten „Ramses“ und „Heuholzer Kolben“ an. Im hoffentlich trockenen Sommer wird die erste Ernte eingefahren.

Foto: Rundschau

Die Unwetter am vergangenen Montag haben dem Vohwinkeler Emmer offensichtlich nicht geschadet. Aufrecht stehen die schmalen Halme auf dem Feld, einige zeigen schon die ersten Ähren.

"Bereits seit dem Jahr 1630 bewirtschaftet unsere Familie die Flächen hier rund um den Hof, immer auf Nachhaltigkeit bedacht. Jetzt gehen wir wieder neue Wege, reagieren auf die veränderte Nachfrage der Verbraucher und bauen Emmer an", so Landwirt Karl Bröcker, der schon 1989 mit dem Anbau von Dinkel begann.

Ursprünglich stammt der Vorfahre unseres Weizens aus dem Mittelmeerraum, liebt trockene Böden und kann locker eine Höhe von über 1,50 Meter erreichen. Und eben dieser "Höhenrausch" birgt auch Gefahren für den Ertrag: "Wie das Korn auf vermehrten Starkregen reagiert, müssen wir noch testen. Halten die Halme die Belastung aus, oder liegen sie flach? Unser herkömmlicher Weizen ist über Jahrhunderte weiter gezüchtet worden. Seine Halme sind viel kürzer und haben im Gegensatz zum Emmer keine Grannen mehr", berichtet Bröcker.

"Auch die Ernte ist komplizierter, die kann beim Emmer erst nach der vollständigen Abreife beginnen, wir sprechen dann von einer so genannten Totreife. Und es muss absolut trockenes Wetter sein, selbst Tautropfen würden stören", erklärt der Landwirt, der sich beim Emmer-Anbau seine Erfahrungen mit dem Dinkel zu Nutzen macht.

Zwar ist der zu erwartende Ertrag der Emmer-Ernte weitaus geringer als beim normalen Weizen, doch die Nachfrage ist groß und dementsprechend stimmt das Preisverhältnis. Die Pflanze selbst lässt sich übrigens komplett verwerten: Ist das Korn von der schützenden Spelz getrennt und gemahlen, kann es wie Dinkel verbacken werden. Das Stroh wird gerne als Einstreu für Pferde genutzt, die Spelzen geben Füllungen für Kissen und Decken ab.

"Außerdem gibt es würziges Emmer-Bier, Flocken fürs Müsli und als Körner-Kissen wirkt es super gegen Verspannungen. Emmer hat weitaus mehr Ballaststoffe als herkömmlicher Weizen, was für unsere heutige Ernährung sehr wichtig ist", fügt Gattin Irmgard Bröcker hinzu.

Und in noch einem Punkt lohnt der Anbau von Emmer: "Er ist deutlich weniger anfällig für Krankheiten und braucht nur eine minimale Düngung", lobt Karl Bröcker seinen Emmer.

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