Briefe von Leserinnen und Lesern „Wirkt wie ,Situationsrecht’“

Wuppertal · Betr.: „Großer Wirrwarr um Stellplätze im Vorgarten“, Rundschau vom 1. November 2025

Symbolbild.

Foto: Rundschau

Der Fall in Vohwinkel zeigt sehr deutlich, wie widersprüchlich die Stadt Wuppertal mit dem Thema Flächenversiegelung umgeht. Privatpersonen sollen ihre Stellplätze im Vorgarten entfernen, weil dort „Grünflächen sein sollen“ – unter Verweis auf einen Bebauungsplan aus dem Jahr 1967.

Gleichzeitig ist die Stadt bereit, im Rahmen der BUGA neue Bebauungspläne aufzustellen, um landwirtschaftliche Flächen, wie am Buntenbecker Feld, in Parkplätze umzuwandeln. Und das, obwohl bereits Gutachten darauf hinweisen, dass die Entwässerung dort schwierig ist und die Bodenfunktion eigentlich erhalten bleiben müsste. Auch für eine Hängebrücke sowie die Seilbahn und andere Bebauungspläne für die BUGA werden Flächen versiegelt.

Hier wird mit zweierlei Maß gemessen: Bei Bürgerinnen und Bürgern wird jeder Quadratmeter Rasen als „wertvoll für das Stadtklima“ betrachtet. Bei städtischen Großprojekten hingegen scheint genau dieses Argument plötzlich keine Rolle mehr zu spielen, wenn Parkraum oder Besucherlenkung benötigt werden. Das Ergebnis wirkt nicht wie geordnete Stadtplanung, sondern eher wie „Situationsrecht“ nach politischem Bedarf.

Niemand bestreitet, dass zu viel Versiegelung ein Problem ist. Aber dann muss dieses Argument für alle gelten – nicht nur, wenn es gegen einzelne Anwohner eingesetzt wird.
Wer im Kleinen Entsiegelung fordert, darf im Großen nicht gleichzeitig neue Flächen versiegeln, nur weil es gerade ins Konzept passt.

Wirklich glaubwürdige Stadtplanung funktioniert nur, wenn Transparenz und Gleichbehandlung stattfinden. Solange aber Bürger Flächen entsiegeln sollen, während für die BUGA neue Parkplätze auf bisher unversiegelten Flächen geschaffen werden, wird das Vertrauen in diese Entscheidungen eher kleiner als größer.

Am Buntenbecker Feld wird sich dieser Großparkplatz für 180 Tage damit schön geredet, dass dann dort Rasengittersteine gelegt werden.

Ulrich Schmidt

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