Am Neuenteich 80 geht es weiter „K4“ will neues Theater für Wuppertal

Wuppertal · Abstandsregeln und Absagen: Wuppertals Kulturszene ächzt unter Corona. Derweilen geschieht am Neuenteich 80 etwas, das Zukunft verspricht. Und das vor allem zeigt: Im Verborgenen wächst etwas Neues. Noch bleibt es bei einem kurzen Blick hinter die Kulissen, aber bald schon sollen sich die Türen öffnen hinein ins Schauspielerleben der Köhlers.

 Mona und Kris Köhler sind mit ihrem „K4 – Theater für Menschlichkeit“ in die Räume von Müllers Marionettentheater am Neuenteich 80 eingezogen.

Mona und Kris Köhler sind mit ihrem „K4 – Theater für Menschlichkeit“ in die Räume von Müllers Marionettentheater am Neuenteich 80 eingezogen.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Mit ihrem „K4 – Theater für Menschlichkeit“ sind Mona und Kris Köhler (beide 40) in die freigeräumte Lokalität von Müllers Marionettentheater eingezogen, nachdem Ursula und Günther Weißenborn sich nach drei Jahrzehnten mit ihren Marionetten in den Ruhestand verabschiedet hatten.

„Mit Mona und Kris Köhler haben wir ein gutes Gefühl, tolle Menschen und geeignete Nachfolger für unsere Kulturstätte gefunden zu haben“, freut sich Günther Weißenborn und sieht die eine oder andere Parallele zum Künstlerpaar: „Wir waren beinahe im gleichen Alter, als wir vor etwa 30 Jahren unsere eigene Spielstätte hier in Elberfeld eröffnen durften.“

Nun also wollen Mona und Kris Köhler mit ihren Töchtern Lina (15) und Elli (13) das Haus beleben – für das Schauspielpaar erfüllt sich damit ein Lebenstraum. Auf der Bühne stehen beide schon seit 25 Jahren und das tatsächlich auch schon gemeinsam. Beide lernten sich in der Theater-AG kennen und trotz anfänglicher Berufsausbildungen im kaufmännischen Bereich und anschließender Studienzeiten blieben sie der Schauspielerei treu.

Als beide Berufswelten nicht mehr miteinander zu vereinbaren waren, mussten sie eine Entscheidung treffen und folgten endgültig der Leidenschaft in die Welt des Theaters. Seither spielten sie deutschlandweit als Tourneeschauspieler an freien Theatern und entwickelten eigene Stückproduktionen. „Wir waren viel unterwegs, haben viele Bühnen und viele Menschen kennen lernen dürfen. Jetzt freuen wir uns auf eine berufliche Heimat am Neuenteich“, sind sich Mona und Kris einig.

Im Gepäck haben die beiden jede Menge Herzblut und ein großes Verlangen nach sozialem Engagement. Aus dem Repertoire der letzten Jahre möchten sie sich an ihrer eigenen Spielstätte eher wenig bedienen. Stattdessen wollen sie ihren eigenen Stil etablieren, ohne sich zu verstellen. „Wir möchten ein offenes und buntes Haus leiten, das sich auch klar positioniert und gegen Missstände einsetzt“, schaut Kris Köhler in die Zukunft des Theaters.

Mit sozialen Projekten hat das Paar schon in der Vergangenheit etliche Preise gewonnen – so soll es nun auch in Wuppertal sein, wenn die Köhlers ihr „K4 – Theater für Menschlichkeit“ eröffnen. Dafür müssen jetzt aber erst mal die Akkuschrauber angesetzt werden, um die Marionettenbühne abzubauen und die eigene Bühne aufzubauen. Fest steht: Sie soll barrierefrei werden, wie der Rest des Theaters. Dazu muss nun auch eine Künstlergarderobe installiert werden, denn so etwas brauchten die Marionetten vorher nicht.

Was die Eheleute Köhler auf jeden Fall schon mal auszeichnet, ist ihr Umgang mit jüngeren Generationen. „Wir haben es immer schon geliebt, für ein junges Publikum zu spielen und die Interaktion zu pflegen“, spricht Mona Köhler über vergangene Projekte. Vor sechs Jahren eröffneten die Köhlers ihre erste Schauspielschule für Kinder und Jugendliche in Dortmund, drei Jahre später gründeten sie dann die Akademie für darstellende Kunst Westfalen und stellten ihr Angebot auf breitere Schultern.

Mittlerweile unterrichten sie mit einem zehnköpfigen Lehrerteam 150 Schüler im Alter von fünf bis 18 Jahren in Bochum und Dortmund in den Fächern Schauspiel, Gesang und Tanz. Kris Köhler: „Das sind unsere Stagefreaks, also Bühnenbegeisterte wie wir.“

Dieses Komplettpaket bringen die Köhlers nun auch mit nach Wuppertal: Zum neuen Halbjahresstart im Februar soll die erste Wuppertaler „Stage- freaks“-Klasse für Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren im „K4“ am Neuenteich in den dreistündigen Samstagsunterricht starten. Anmeldungen werden ab sofort entgegengenommen.

Wer sich weiter informieren möchte, findet zahlreiche Details, Ausblicke und Projektberichte auf den Internetseiten von Mona und Kris Köhler. Die Internetpräsenz des neuen Theaters ist auch schon da – und wird unter der Adresse www.K4Theater.de sukzessive ausgebaut.

Das „K4“ steht übrigens für die vier Kultursparten, die hier bedient werden sollen: Theater, Literatur, Musik und Kabarett. „Inoffiziell stecken da aber auch vier Köhlers drin“, schmunzelt Kris Köhler.

Im Dezember sollen sich trotz der Einschränkungen durch Corona die Türen öffnen und in adventlichem Ambiente erste Appetithäppchen präsentiert werden. Der offizielle Spielplan startet zum neuen Jahr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort