Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Läuft gerade nicht so bei uns

Wuppertal · Im aktuellen Rundschau-Kommentar werden wir zwar alle ermahnt, nicht so zu jammern, aber man muss schon sagen: läuft gerade nicht so bei uns.

 Roderich Trapp.

Roderich Trapp.

Foto: Max Höllwarth

Wenn deutsche Strandurlauber so viele Burgen in den Sand setzen würden wie Wuppertal Projekte, dann müssten wir zusätzlich noch die Sahara pachten, um alle unterzubringen. Das führt natürlich zu einem spürbaren Vertrauensverlust in die verantwortlichen Akteure, angesichts deren Performance die Duden-Redaktion gerade die Aufnahme des Begriffs „Minderleistungsfähigkeit“ in die nächste Ausgabe prüft. Das einzige, was Wuppertal wirklich zuverlässig und in höchster Perfektion bauen kann, ist Mist.

Ich habe deshalb reagiert und heute einen Konstruktionsspielset „Town“ von Lego Duplo ans Rathaus Barmen geschickt. Damit kann man sehr schön üben - zum Beispiel kleine Mauern zu bauen, die nicht bröseln. Wobei man da vorsichtig sein muss: Wenn die Stadt die Herstellung einer Mauer aus Lego Duplo ausschreibt, könnte die anschließend aus Schokolade sein, weil niemand bemerkt hat, dass statt Längssteinen die längste Praline der Welt verbaut wurde ... Den Stadtwerken habe ich übrigens zum Üben den Lego-Ergänzungsset „Mein erstes Fahrzeug“ geschickt. Vielleicht bekommen sie damit Schwebebahnwagen hin, deren Räder nicht am Gerüst nagen wie eine ganze Biberfamilie.

Grundsätzlich muss man sich ja schon Sorgen darum machen, was bei den nächsten Großprojekten passiert. Ich sehe die Experten schon im neuen Pina-Bausch-Zentrum stehen und sich zufrieden umgucken, bis jemand sagt: „Hömma, hatten wir nicht ursprünglich auch eine Bühne geplant?“ Und ich würde mich nicht wundern, wenn die Blümchen-Bestellung für die BUGA 2031 dazu führt, dass eine gealterte Pop-Sängerin bei der Eröffnung auftritt, aber sonst nix wächst. Das hatte man bei der Auftragsvergabe wohl nicht präzise genug formuliert ...

Völlig von der Rolle sind übrigens auch die Wuppertaler Sirenen. In der Nacht auf Mittwoch ist mitten in der Nacht eine auf der Schule Pfalzgrafenstraße losgegangen und hat die halbe Stadt geweckt. Das muss man prinzipiell loben, weil genau das ja Sinn einer Sirene ist. Nur war weder ein Atomkrieg zwischen China und den USA ausgebrochen noch ein Wupper-Tsunami aufgetreten, sondern lediglich Wasser in einen Schaltkasten gelaufen, der daraufhin einen Fehlalarm ausgelöst hatte.

Das weiß man in dem Moment natürlich nicht, zumal auch im Radio der einzige Anhaltspunkt für eine Katastrophe das nächtliche Musikprogramm war. Die bundesweite Notfall-Warn-App „NINA“ lag leider auch in der Heia, so dass viele Wuppertaler mit ihrer Angst eine Stunde lang allein blieben. So lange dauerte es nämlich, bis jemand der Sirene den Saft abdrehen konnte. Das ist etwas ärgerlich, weil führende Schlafforscher davon ausgehen, dass 100 Dezibel Schall-Leistung der Nachtruhe tendenziell abträglich sind.

Ich habe deshalb noch lange danach wach gelegen und gegrübelt, ob die undichte Schule Pfalzgrafenstraße möglicherweise von spanischen Fachkräften in Valencia gebaut worden ist oder der Schaltkasten bei den Kerlen von Kiepe verschraubt wurde. Das wird man sorgfältig analysieren müssen, um den Schuldigen dann auf gar keinen Fall zu finden ...

Bis die Tage!

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