Kommentar zur Mobilitäts-Hochburg Wuppertal Grüne Ampel für neue Verkehrsideen

Wuppertal · Verrückte Zeiten: Da schlägt eine Bundesregierung vor, den ÖPNV zukünftig kostenlos anzubieten.

Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Foto: Bettina Osswald

Und die angefragten Modellkommunen winkend dankend ab. Obwohl eine Erstattung der Kosten nicht ausgeschlossen wird. Natürlich gibt es Einwände zu berücksichtigen, aber erst einmal ist doch zu begrüßen, dass zur Lösung der Luftprobleme in den Großstädten endlich an verantwortlicher Stelle auch mal über radikale Lösungen nachgedacht wird. Von daher ist fast zu bedauern, dass der Bund nicht mal in Wuppertal nachgefragt hat. Denn hier ist man in Verkehrsfragen auch gedanklich recht mobil.

Ist die (jetzt doch) geplante Anschaffung von E-Bussen noch dem finanziellen Anreiz einer saftigen Förderung zu verdanken, so tüfteln die Stadtwerke andererseits schon länger an einem noch umweltfreundlicheren Konzept. Auf Korzert will man Hilfe der MVA-Abwärme Wasserstoff gewinnen, mit dem die Busse fahren sollen. Und auch die geplante Seilbahn zur Uni wäre umweltfreundlich unterwegs.

Parallel dazu wird ausgerechnet das hügelige Wuppertal immer mehr zu einem Hingucker für Zweirad-Fans. Die Nordbahntrasse räumt einen Preis nach dem anderen ab, im Sommer geht ein E-Bike-Sharing-Projekt an den Start und am Döppersberg sorgt ein Fahrradparkhaus für eine besseren Verbund umweltfreundlicher Fortbewegung.

Es geht weiter: Seit kurzem ist die Stadt Mitglied im landesweiten "Bündnis für Mobilität", in dem unter anderem die Potenziale der Digitalisierung genutzt werden sollen, um vernetzte Mobilitätslösungen zu schaffen. Dieses Ziel steht auch im Mittelpunkt eines Forschungsprojekts zum betrieblichen Mobilitätsmanagement, das vom Wuppertal-Institut im bergischen Städtedreieck durchgeführt wird. Und auf den Südhöhen arbeitet "APTIV" (das frühere "DELPHI") unterdessen schon ganz praktisch an autonomen Fahrkonzepten, die den Fahrer nach und nach überflüssig machen — ein wesentlicher Bestandteil jener "Schwarmmobilität", die der Wuppertaler Aktivist Jörg Heynkes nicht müde wird zu propagieren.

Drohende Fahrverbote dürfen keine Denkverbote nach sich ziehen. Im Gegenteil: Wuppertal ist seit der Einführung der Schwebebahn ein Vorreiter revolutionärer Verkehrsideen. Wenn in diesen Zeiten Mobilitätsfragen ganz oben auf der Agenda stehen, macht es zuversichtlich zu sehen, dass man im Tal sehr ordentlich mitzumischen versucht.