Kommentar zur Outlet-Hängepartie am Döppersberg Im Wartesaal der Bundesbahndirektion

Wuppertal · Wozu eigentlich das ganze Theater? Quasi in den letzten Stunden vor dem Weihnachtsfest 2016 bekam die Clees-Gruppe die Unterschrift unter die Genehmigung zum Umbau der Bundesbahndirektion.

 Rundschau Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Rundschau Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Foto: Bettina Osswald

Die Wuppertaler schienen die Nase vorne zu haben im Wettlauf mit Lennep um das erste richtige Outlet-Center im Bergischen. Doch dann tat sich ein dreiviertel Jahr erstmal gar nichts, seither zumindest wenig. Der Vorsprung ist weitgehend weg und nicht nur der Einzelhandelsverband fragt sich, wann in der ehemaligen Bahndirektion der Zug endlich ins Rollen kommt.

Schließlich verkündete Investor Clees bereits 2015, man wolle hier 2017 Eröffnung feiern. Dann hieß es, Anfang 2017 begännen die Bauarbeiten. Jetzt wiederum sollen zum Jahreswechsel 2018/2019 die Tore öffnen. Solche Verzögerungen sind bei Clees nicht unüblich, wenn man sich aktuell die Vorhaben Kaufland an der Kaiserstraße oder Fitx an der Hatzfelder Straße vor Augen führt. Und große Investitionen wollen ja auch erst einmal gestemmt werden.
Aber die Ungewissheit über den weiteren Ablauf hängt wie ein mächtiger Anker an der ohnehin schleppenden Einzelhandelsentwicklung. Erst ließ die dreijährige B-7-Sperrung viele Anbieter einen Bogen um die Stadt machen. Jetzt warten alle darauf zu erfahren, wer denn nun wann die 10.000 Quadratmeter im City-Outlet hinter der historischen Fassade belegt, bevor man selbst möglicherweise an den Start geht. Nicht nur für den Elberfelder Handel ist diese quälende Hängepartie eine unabänderliche Zumutung. Auch die städtischen Bemühungen um eine Aufwertung der City hängen angesichts der anhaltenden Ungewissheit in der Luft.
Zumal ein Ende dieser Situation nicht abzusehen ist: Schließlich sollen im zweiten, größeren Bauabschnitt weitere 100 Läden am Kleeblatt angesiedelt werden. Hier kündigt die Clees-Gruppe die Fertigstellung für 2020 an — eine Prognose, die nicht nur angesichts des frühen Planungsstadiums höchst unwahrscheinlich erscheint. Schon alleine wegen der nötigen Überbrückung der Gleise, für die man einen flexibleren und unkomplizierteren Partner als die Bahn bräuchte...

Einen Plan B für den "fertiggestellten Döppersberg" fordert deswegen der Einzelhandelsverband von der Stadt. Den wird es freilich nicht geben. Denn er könnte nur lauten, den Bebauungsplan für die Umnutzung des ehemaligen Post-Gebäudes zu stoppen. Für einen solchen Entschluss aber gibt es derzeit keine Mehrheit — auch, weil man sich im Rathaus mit dem "großen Aufschlag" einen Impuls für den Handel verspricht.

Davon abgesehen hat niemand Einfluss auf die Entscheidungen des Investors, was die ehemalige Bundesbahndirektion betrifft. Dass dieser scheinbar Probleme hat, sogar für den ersten kleineren Bauabschnitt genügend Mieter zu finden, überrascht — zumal doch potenzielle Konkurrenten in Solingen und Duisburg zuletzt von der Bildfläche verschwunden sind. Gefallen kann es jedoch niemandem. Außer McArthur Glen, der 2020 in Remscheid-Lennep eröffnen will. Mal schauen, wie weit man dann in Wuppertal ist...

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