1. Kolumne
  2. Kommentar

Kommentar zur Zukunft des Einzelhandels: Quo vadis, Innenstädte?

Kommentar zur Zukunft des Einzelhandels : Quo vadis, Innenstädte?

In fünf, spätestens in zehn Jahren haben die Innenstädte ihr Gesicht massiv verändert. Diese Prognose von Einzelhandelsforschern überrascht inzwischen sicher kaum noch jemanden.

Umso wichtiger ist es deshalb, dass die Stadt mit Blick auf das "City Outlet Wuppertal" im Gebäude der ehemaligen Bundesbahndirektion am Döppersberg einen klaren, nachvollziehbaren Kurs fährt.

Will sagen: Die Forderung des Handelsverbandes, genau auf das Sortiment der neuen "Shoppingmall" zu achten, ist berechtigt. Es muss, um die Innenstadt zu bereichern, ein anderes sein als das vorhandene. Sonst leiden die Geschäfte in der Elberfelder City, die durch die dreijährige B7-Sperrung erheblich gebeutelt wurden, einmal mehr.

Ohnehin: So sehr Verwaltung und Teile der Politik in ihrer drolligen "Wir-sind-das-Oberzentrum-und-die-Metropole"-Denke damit beschäftigt sind, gegen das geplante Remscheider DOC in Lennep zu kämpfen (hinter dem die IHK geschlossen steht und das eben diesen anderen Ansatz verfolgt), so mau ist in Sachen FOC die Informationspolitik. Da war die Stadt bei der PR-Arbeit für den Döppersberg finanziell sehr viel spendabler, warum auch immer ...

Um nicht missverstanden zu werden: Auch der Einzelhandel unterliegt naturgemäß Wandlungen. Die schönen Tante-Emma-Läden gibt es längst nicht mehr, nachdem die Supermärkte aus dem Boden schossen (wobei Unternehmen wie REWE inzwischen auch wieder kleinere Einheiten direkt in den Citys ansiedeln). Dass die Kunden heute massenhaft über das Internet bestellen, bei multinationalen Unternehmen mit Dumpinglöhnen und abstrusen (aber leider erfolgreichen) Steuersparmodellen, weil sie das Produkt spätestens am kommenden Tag haben wollen, kann man anprangern — das Rad der Zeit lässt sich aber sicher nicht mehr zurückdrehen.

  • Das historische Gebäude ist Sitz mehrerer
    Verwaltungsgebäude am Neumarkt : FDP für Umbenennung in „Historisches Rathaus Elberfeld“
  • Döppersberg-Mauer mit rankenden Pflanzen verkleiden : „Hängende Gärten von Wuppertal“
  • Noch sind die Innenstädte, wie hier
    Corona-Pandemie : Todtenhausen: Einzelhandel braucht Sonntagsöffnungen

Umso wichtiger ist es, es wenigstens zu versuchen, eine Vielfalt zu bewahren. Noch immer ist nicht klar, wie es gelingen soll, potenzielle Einkäufer aus anderen Städten nach dem Besuch des Wuppertaler "City Outlet" in andere Bereiche zu locken, etwa ins Luisenviertel. Das wird schwierig genug, denn ein Outlet-Besuch ist im Grunde ein geschlossenes Event. Lennep wird es da einfacher haben: Die historische Altstadt mit ihren schönen Gebäuden ist zu Fuß bestens zu erreichen. Wird dort ein entsprechendes gastronomisches Angebot geschaffen, ist der Mehrwert, von dem eben auch andere als der Outlet-Betreiber profitieren, erreicht. Es wäre ideal: Das Center zieht externe Besucher an, die dann auch andere Angebote annehmen. Von der Umsetzung dieser Konstellation ist Wuppertal aber momentan noch meilenweit entfernt.

Die Diskussion über die Mauer vor dem Hauptbahnhof (die fürwahr kein architektonisches Meisterwerk darstellt) ist selbstverständlich berechtigt. Sie ist aber nur ein kleiner Aspekt im Vergleich zu der, um die es in den kommenden Jahren geht — um die Zukunft der Innenstädte und des Einzelhandels.