Hoffnung auf Sanierung Wuppertaler Spezialschrauben-Hersteller Kolb insolvent

Wuppertal · Der Wuppertaler Spezialschrauben-Hersteller Kolb GmbH Verbindungselemente hat beim Amtsgericht einen Insolvenzantrag gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Dr. Jens Schmidt von der Kanzlei „Runkel Rechtsanwälte“ bestellt.

 Das Wuppertaler Amtsgericht.

Das Wuppertaler Amtsgericht.

Foto: Dennis Polz

„Mein Ziel ist es, den Hersteller Kolb angesichts der Auftragsrückgänge im Automotive-Bereich wieder zukunftsfähig auszurichten, damit Kolb wieder robust und stabil am Markt aufgestellt ist. Das ist auch die Basis, um möglichst viele Arbeitsplätze zu retten“, so Schmidt.

Das 1910 gegründete Traditionsunternehmen stellt sämtliche Formen und Dimensionen von Spezialschrauben und Verbindungselementen her, die entsprechend dem Kundenwunsch individuell angefertigt werden. Der Geschäftsbetrieb läuft trotz Insolvenz uneingeschränkt und in vollem Umfang weiter. Inzwischen hat Schmidt alle 46 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer Betriebsversammlung über das vorläufige Insolvenzverfahren und die weiteren Schritte informiert. Alle Löhne und Gehälter sind demnach über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit bis Ende August 2021 gesichert. Momentan verschaffen sich der vorläufige Insolvenzverwalter und seine Kollegin, Rechtsanwältin Marion Rodine, einen Überblick über die wirtschaftliche Situation des Unternehmens. Zudem hat Schmidt Gespräche mit den beteiligten Banken, Lieferanten und Kunden von Kolb aufgenommen, um zu einer tragfähigen Fortführungslösung zu gelangen.

„Die Krise in der Automobilzulieferindustrie hat dem Hersteller von Spezialschrauben als Teil der Zulieferkette stark zugesetzt. Der Trend zur Elektromobilität, die Umverteilung von Budgets zum Nachteil vieler Zulieferbetriebe, zeitweise stillstehende Bänder sowie Kosteneinsparungen beim Materialeinkauf seitens der Automobilhersteller hatten bei Kolb zu erheblichen Auftrags- und Umsatzrückgängen geführt. Die Corona-Pandemie hat aufgrund der Zurückhaltung der Kunden, die ihre Lagerbestände bereinigt und weniger Aufträge vergeben haben, die Situation bei Kolb weiter verschärft. Aus einer Ertragskrise entwickelte sich eine manifeste Liquiditätskrise, aus der sich das Unternehmen aus eigener Kraft nicht mehr erholen konnte, sodass schließlich der Weg zum Insolvenzgericht unvermeidbar war“, heißt es.

Die Gespräche des vorläufigen Insolvenzverwalters und der Geschäftsführung mit den Lieferanten und Kunden seien gut angelaufen, da die Geschäftspartner das Traditionsunternehmen weiter die Treue halten und es in der Restrukturierung unterstützen wollten. Der vorläufige Insolvenzverwalter plant einen Investorenprozess, um den Schraubenspezialisten an einen Erwerber zu verkaufen. „Der Markt ist derzeit schwierig, da es eine große Unsicherheit gibt. Aber Kolb erstellt Qualitätsprodukte, verfügt über eine jahrzehntelange Erfahrung und Expertise und hat motivierte und qualifizierte Mitarbeiter, sodass ich durchaus gute Chancen für eine Sanierung und für den Verkauf an einen Investor sehe“, glaubt Schmidt.

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