Berliner Straße Graffiti verschönern Durchgang zu städtischen Beratungsangeboten

Wuppertal · Neugierige Blicke, interessierte Fragen: Zahlreiche Passanten wurden Ende September Zeugen eines buchstäblich bunten Treibens in der Durchfahrt zum Gebäude Berliner Straße 153a in Wuppertal-Oberbarmen.

 Mit Dosen wird die Durchfahrt bunt.

Mit Dosen wird die Durchfahrt bunt.

Foto: Wuppertaler Rundschau/mivi

Kleine Gruppen junger Menschen hantierten dort ebenso eifrig wie konzentriert mit Sprühdosen und verschiedenen Aufsätzen, zogen Linien und füllten Flächen. Alles unter der ebenso fachkundigen wie geduldigen Anleitung des Wuppertaler Graffiti-Urgesteins Marko Leckzut und mit freundlicher Unterstützung der Eigentümer.

Ziel des fünftägigen Workshops war, die recht triste Durchfahrt zu dem Gebäude, in dem unter anderem der Bezirkssozialdienst sieben sowie das städtische Projekt „Familien im Quartier“ beheimatet sind, mit viel Farbe und freundlichen Motiven im Comic-Stil einladender zu gestalten. Ein städtischer Beschäftigter, der Zeuge der Vorbereitungen wurde, sagte: „Das wäre eigentlich längst fällig gewesen. Das Publikum meldet uns dauernd zurück, dass es den Zugang doch recht abschreckend findet.“

Die jugendlichen Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollten dabei natürlich auch lernen, wie man Graffiti konzipiert und planvoll auf die Wände bringt, statt einfach wild los zu sprühen. Es stand also erst einmal Vorzeichnen und Üben des Umgangs mit der Sprühdose auf Holzplatten auf dem Programm, bevor die Jugendlichen auf die Wände losgelassen wurden. Aufgrund der geltenden Hygienebestimmungen wurde in Kleingruppen von circa sechs Personen gearbeitet, die sich im Laufe des Workshops abwechselten. So konnte ein gutes Dutzend Jugendliche in einer Art Schichtbetrieb am Angebot teilnehmen.

„Es hat sich als recht hilfreich herausgestellt kleine Gruppen anzuleiten. So konnte ich viel individuelle Unterstützung geben. Graffiti ist unter den aktuellen Umständen zwar ohnehin eines der sichersten Angebote, weil wir beim Sprühen natürlich draußen sind und Masken tragen, aber momentan muss man natürlich möglichst risikoarm planen, also mit Abständen und reduzierter Personenzahl.“, erklärte Leckzut.

Marko Leckzut zeigte genau, welche Aufsätze in Kombination mit gewissen Sprühtechniken am besten für bestimmte Anwendungen geeignet sind, zeichnete Umrisse und Proportionen vor und kümmerte sich natürlich auch um die finalen Effekte. Auf diese Weise arbeiteten die Jugendlichen an einer professionellen Wandgestaltung mit. Ihre Beiträge sind in ein Endergebnis eingeflossen, das sich sehen lassen kann. Sie alle haben jeweils ihren Anteil zur Verschönerung ihres Quartiers beigetragen und auf diese Leistung können sie stolz sein.

Natürlich ging es hier nicht nur um das Ergebnis, sondern auch um Spaß bei der Arbeit. Begeistert zeigte sich auch der Hausmeister Herr Freundel, der sich darum kümmerte, dass auf dem Gelände alles reibungslos ablief, so dass die Teilnehmer ungestört arbeiten konnten: „Man kann ja richtig dabei zusehen, wie einige der Kids entdecken, was für ungeahnte Fähigkeiten in ihnen schlummern. Das motiviert die richtig zum Durchstarten!“

Die Jugendsozialarbeiterin Nadine Kappel, die einige der Jugendlichen auch an der Gesamtschule Langerfeld betreut, sowie Rainer Scholz, der städtische Koordinator des Projekts Sicherung Schulabschluss Leben, kurz SiSAL, konnten dem nur zustimmen. Der Workshop wurde im Rahmen von SiSAL, durchgeführt. Mit SiSaL setzt die Stadt Wuppertal zusammen mit dem Wichernhaus das vom Europäischen Sozialfonds geförderte Programm „JUGEND STÄRKEN im Quartier“ um. Ziel dieses Programms ist es, Jugendliche am Übergang von Schule zu Beruf zu fördern oder beim Erreichen ihres Schulabschlusses zu unterstützen. Dazu gehören auch solche praktisch orientierten, als „Mikroprojekte“ bezeichneten Angebote, in denen die Kids ihre Fähigkeiten ausbauen und gleichzeitig einen Beitrag zur Verschönerung ihres Quartiers leisten können. Im Idealfall greifen die praktischen Angebote ineinander, was auch hier der Fall war: Ein Schüler, der bereits mit Frau Kappel in einem Fotoprojekt gearbeitet hatte, erschien nach Absprache mit ihr beim Graffiti-Workshop und dokumentierte den Fortschritt des Projekts mit seiner Kamera. In Kürze soll wiederum ein Fotobuch erscheinen, indem Bemerkenswertes aus dem Quartier präsentiert wird – dort wird natürlich auch die Sprühkunst Eingang finden.

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