Bis fünf Minuten vor Schluss sah der BHC am Mittwochabend gegen Erlangen wie der sichere Sieger aus. Dann aber wurde nach einer zwischenzeitlich sogar vier Treffer Vorsprung betragenden Führung aus dem 29:27 noch ein 29:33.
„Das war auf jeden Fall eines der Spiele, die wir hätten gewinnen sollen. Wir stehen aber trotzdem noch immer erst am Anfang der Saison. In Berlin haben wir 40 sehr gute Minuten gezeigt, heute waren es schon derer 55. In Stuttgart und gegen Minden ist es nun unsere Aufgabe, 60 Minuten hinzukriegen“, sagte Nico Schöttle.
BHC unterliegt HC Erlangen
Der linke Rückraumspieler ist einer von nur drei Zugängen beim BHC. Gegen Erlangen brachte ihn das Trainergespann Markus Pütz und Arnor Gunnarsson in der Schlussphase. „Ich war in der Vorbereitung leider zweieinhalb Wochen außer Gefecht gesetzt. Ich lag da echt flach und musste Antibiotikum nehmen. Im Training läuft es wieder gut, aber für ein ganzes Spiel ist da schon noch ein kleiner Gesundheitsrückstand. Von daher war das mit den schnelleren Spielern heute die bessere Variante.“
Dass die ersten zwei Punkte nicht auf dem Konto verbucht werden konnten, lag freilich nur sehr wenig an Schöttle. So wäre zur Pause eine höhere Führung als 15:13 möglich gewesen, die schwachen Schiedsrichter Steven Heine und Sascha Standke trafen aber gleich viermal fragwürdige Entscheidungen zu Ungunsten des BHC.
Am Ende dann schien dem Team wie schon in Berlin die Kraft zu fehlen, das aber sieht Schöttle anders: „Also, in Berlin war es auf jeden Fall die Physis, die Füchse haben uns zum Schluss ja wirklich in Grund und Boden gerannt. Heute jedoch waren es viele Kleinigkeiten wie zu schnelle Abschlüsse, Zeitstrafen und auch nicht zu unseren Gunsten getroffene Entscheidungen der beiden Unparteiischen. So summierte sich einfach zu viel auf und das Spiel entglitt uns.“
Ein ärgerlicher Umstand, schließlich zählt der Gegner aus Franken zu den direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt und zeigte das Team des in der Pause seine Spieler heftig anraunzenden Trainers Johannes Sellin auch, warum vergangene Saison der Abstieg erst durch den Januar-Transfer von Viggo Kristjansson (für den Isländer wurde sogar eine im Handball ungewöhnliche Ablösesumme von 300.000 Euro an den SC DHfK Leipzig gezahlt) am letzten Spieltag vermieden werden konnte. Durch die Niederlage gegen den HCE weiß nicht nur Schöttle, dass für den BHC die Bedeutung der nächsten beiden Spiele noch einmal größer geworden ist.
In der Porsche-Arena geht es dabei für Schöttle zum alten Arbeitgeber. „Es werden einige aus meiner Familie sowie Freunde vor Ort sein“, sagte der 22-Jährige im Gespräch mit der Rundschau. Bis 2026 stand er am Neckar noch unter Vertrag, ein vorzeitiger Tapetenwechsel machte für den U19-Europameister von 2021 dennoch Sinn.
„Ich war leider immer mal wieder verletzt, habe Spiele verpasst und der Trainer hat dadurch auch nicht so auf mich gesetzt, wie ich mir das vorgestellt habe. Zu dieser Saison gab es dann zwar einen Trainerwechsel – aber mir wurde gesagt, dass dessen System vermutlich nicht zu meiner Spielweise passen wird. Ich habe dann mit dem BHC gute Gespräche geführt und wäre auch bei dessen Verbleib in der zweiten Liga zu ihm gewechselt, weil ich mir jetzt einfach endlich mehr Spielzeit erhoffe“, sagt er.
Wie viel diese am Samstag bei seinem Ex-Verein betragen wird, müssen Pütz und Gunnarsson entscheiden. Der gebürtig aus Birkenfeld in der Pfalz stammende Schöttle aber weiß, was er und seine neuen Mitspieler für einen Erfolg besser machen sollten: „Wir müssen die technischen Fehler auf ein Minimum reduzieren und überdies auch mehr Ruhe in unser Spiel bekommen. In der zweiten Liga mag es so wie bisher funktioniert haben, aber die Bundesliga ist knallhart. Da wird jeder Fehler eiskalt bestraft. Von daher gilt es, nur die wirklich sicheren Würfe zu nehmen und nicht die erstbeste Variante.“