Nach Durchsuchung der Wuppertaler Tafel „Erneuerungsprozess hat begonnen“

Unabhängig von den staatsanwaltlichen Ermittlungen bei der Wuppertaler Tafel laufen die Bemühungen um eine Neuaufstellung der Hilfsorganisation auf Hochtouren. Dabei drängt jetzt die Zeit.

 Tafel-Notvorstand Stephan Ries setzt auf frische Kandidaten für die Vereinsführung.

Tafel-Notvorstand Stephan Ries setzt auf frische Kandidaten für die Vereinsführung.

Foto: Ries

Am Gründonnerstag (1. April 2021) hatte die Polizei bekanntlich auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft die Räume der Tafel am Kleinen Werth sowie an einer Privatanschrift durchsucht. Dabei geht es um den Vorwurf der Untreue gegen einen 33-jährigen Mitarbeiter und um Leistungen des Jobcenters, die möglicherweise ohne Vorliegen der Förderungsvoraussetzungen geflossen sind. (Zum Artikel hier klicken.) Während die „umfangreichen Ermittlungen“ dazu andauern, wird parallel an einem tragfähigen Konstrukt für die Zukunft der Tafel gearbeitet.

Federführend ist dabei der vom Amtsgericht als Notvorstand des Trägervereins eingesetzte Rechtsanwalt Stephan Ries. Er hofft derzeit darauf, dass die für den 22. April um 18 Uhr angesetzte Mitgliederversammlung des Vereins wie geplant als Präsenzveranstaltung in den Riedel-Hallen stattfinden kann. Auf der Agenda stehen dann unter anderem Satzungsänderungen, mit denen umstrittene Sonderrechte des Tafel-Gründers Wolfgang Nielsen beendet werden sollen, und die Wahl eines neuen Vorstands. Nielsen trägt laut Ries die Änderungen mit, gleichzeitig gebe es frische und kompetente Kandidaten für die Vereinsführung, die die Tafel wieder auf gesunde Füße stellen sollen.

Ries selbst kündigte im Gespräch mit der Rundschau an, sich über seine formal mit der Wahl eines neuen Vorstands endende Aufgabe hinaus für die Tafel einsetzen zu wollen - speziell was die schwierige Situation im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter angeht. Hintergrund: Zum einen drohen dem Verein massive finanzielle Rückforderungen, wenn sich bewahrheitet, dass die rund 50 vom Jobcenter bezahlten Arbeitskräfte der Tafel intern nicht wie eigentlich erforderlich betreut und qualifiziert wurden. Und zum anderen ist die Tafel für ihre Arbeit dauerhaft auf diese geförderten Mitarbeiter angewiesen, weil sie ihre umfangreiche Logistik zu marktüblichen Gehältern nicht aufrechterhalten könnte.

Die aktuelle Fördermaßnahme des Jobcenters ist laut Ries am 31. März ausgelaufen. „Im Moment ‚rettet’ uns Corona, weil der Betrieb im Moment sowieso nur auf Sparflamme laufen kann“, so Ries zur aktuellen Situation. Es sei aber unbedingt nötig, schon jetzt im Vorfeld der Hauptversammlung Lösungen für Orga-Fragen anzuschieben und etwa Stellenausschreibungen für qualifiziertes Führungspersonal zu formulieren. Bedarf besteht aus seiner Sicht vor allem im Hinblick auf einen ausgewiesenen Experten, der die Fördermaßnahmen erschließen und begleiten kann. Damit wolle man auch dokumentieren, dass der Erneuerungsprozess schon begonnen habe und die Tafel trotz der negativen Schlagzeilen weiter jede Unterstützung von Außen und aus der Unternehmerschaft verdiene.

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