Tödliche Schüsse an der Gathe Prozess wegen Totschlags: Zeuge sah es anders

Wuppertal · Auf der Gathe in Elberfeld stoppte am 28. April 2019 um 21 Uhr ein Ford-Kombi an der roten Ampel. Der Fahrer, ein 33-jähriger Albaner aus Wuppertal, soll ohne zu zögern siebenmal mit einer Pistole auf den links von ihm stehenden BMW geschossen haben. Am Mittwoch (27. November) begann der Prozess.

 Der Angeklagte mit einer Dolmetscherin und seinen Anwälten.

Der Angeklagte mit einer Dolmetscherin und seinen Anwälten.

Foto: Mikko Schümmelfeder/Mikko Schümmelfelder

Die Geschosse durchschlugen das Auto und verletzten dabei den Fahrer so schwer, dass er zwei Wochen später starb. An der belebten Kreuzung hatte es viele Zeugen gegeben, die auch mit Handys gefilmt hatten. Fotos und Videos mit dem auf der Straße liegenden Verletzten waren kurz darauf im Internet zu finden. Die Staatsanwaltschaft hält den Angeklagten unzweifelhaft für den Täter. Er soll unmittelbar nach den Schüssen mit dem Wagen gewendet haben, um vom Tatort über die Autobahn in Richtung Düsseldorf zu fliehen. Der Mann war kurz nach der Tat verhaftet worden, Zeugen hatten sich die Autonummer notiert. Die Anklage lautet auf Totschlag und unerlaubten Waffenbesitz, Mordmerkmale hatte die Staatsanwaltschaft bislang nicht gesehen.

Der Angeklagte hat sich zu den Tatvorwürfen eingelassen und gegenüber dem Gericht beteuert, er habe in Notwehr und aus einer Bedrohungslage heraus gehandelt. Als Besitzer eines Cafés sei er mit dem späteren Opfer über dessen Vorwürfe in Streit geraten, dass er selbst angeblich zur Aufklärung von Kokain-Geschäften mit der Polizei zusammenarbeiten solle. Außerdem habe man sich noch um Geld gestritten und um den Besitz eines Autos. Am Tattag soll das spätere Opfer zum Angeklagten gesagt und „bei seinen Kindern geschworen“ haben, dass er ihn noch am selben Tag umbringen wolle. Er selbst sei daraufhin in Panik nach Hause und von dort in sein Café gelaufen, um eine Schusswaffe zur Selbstverteidigung zu holen. Er habe dann einen Parkplatz gesucht und soll an einer roten Ampel zufälligerweise auf das spätere Opfer getroffen sein. In dessen Hand will der Angeklagte eine Pistole gesehen haben, woraufhin er in Panik und aus vermeintlicher Notwehr heraus selbst zur Waffe gegriffen und geschossen habe.

Ein Zeuge schilderte die Situation anders, er hatte alles von der Gegenfahrbahn aus und ebenfalls an der Ampel wartend beobachtet. Demzufolge habe der Angeklagte abrupt gebremst und sei neben dem Auto des Opfers zum Stehen gekommen. Dann soll der 33-Jährige den Arm aus dem Seitenfenster gestreckt und mehrfach auf den Wagen des Opfers geschossen haben. Die Schussfolge sei immer schneller erfolgt – in der Anklage wird später stehen, dass sieben Schüsse abgegeben wurden.

Der Zeuge schilderte weiter, dass er sein eigenes Auto hinter dem Tatort quer zum Stehen gebracht habe, um dann zu beobachten, wie das Opfer aus dem Wagen ausgestiegen sei und sich auf die Straße gelegt habe. Inzwischen habe es auf der vielbefahrenen Straße etliche Schaulustige gegeben, von denen einige die Szenerie mit dem Handy gefilmt hatten.

Eine weitere Zeugin hatte ausgesagt, dass sie zur Tatzeit neben dem Wagen des Opfers an der Ampel auf Grün gewartet habe. Mit ihrem kranken Sohn auf dem Rücksitz sei sie schnell weitergefahren, nachdem sie neben sich Schüsse gehört habe. Jenseits der Ampel habe sie auf einer Taxispur gehalten, um dort auf die Polizei zu warten.

Der Prozess wird fortgesetzt, das Urteil wird im Januar erwartet.

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