Uni-Studierende helfen Südafrikanerinnen "Sie verwenden alte Zeitungen ..."

Wuppertal · Jonathan Knickmann ist 23 Jahre alt, studiert an der Bergischen Uni in Wuppertal und macht sich für die Unabhängigkeit von Frauen in Südafrika stark. Sein wichtigstes Werkzeug dabei: wiederverwendbare Stoffbinden.

 Das „WEpads“-Team (v.l.): Theresa Oesterwinter, Melina Pyschny, Kevin Wachtel, Linda Weber, Kristin Krebs, Jessica Forsthoff, Jonathan Knickmann und Lucie Utikal.

Das „WEpads“-Team (v.l.): Theresa Oesterwinter, Melina Pyschny, Kevin Wachtel, Linda Weber, Kristin Krebs, Jessica Forsthoff, Jonathan Knickmann und Lucie Utikal.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Den Anstoß für sein Engagement gab eine Uni-Exkursion nach Kapstadt. Dort erfuhr er, dass viele junge Mädchen aus den armen Townships, wenn sie ihre Periode haben, nicht zur Schule gehen. Der Grund dafür ist simpel: Sie haben kein Geld, sich Binden oder andere Hygieneartikel zu kaufen. Mit acht weiteren Kommilitonen rief der Masterstudent daraufhin das Projekt "WEpads" ins Leben.

Rundschau: Sie entwickeln für die Frauen in den Townships nachhaltige und wiederverwendbare Stoffbinden. Wie kamen Sie auf die Idee?

Knickmann: Auf unserer Exkursion lernten wir Peace Boza kennen, der Schulen in den Townships von Kapstadt besucht und dort konventionelle Binden an die Mädchen verteilt. Er erzählte uns, dass ein Drittel der Mädchen nicht zur Schule geht, wenn sie ihre Tage haben, und sie somit 25 Prozent der Schulzeit verpassen.

Rundschau: Was benutzen die Frauen und Mädchen dort stattdessen?

Knickmann: Sie verwenden entweder gar nichts oder alte Zeitungen und Stofflappen. Das ist aus hygienischen Gründen bedenklich und sicher auch nicht angenehm. In Gesprächen mit den Mädchen haben wir erfahren, dass Themen wie Periode und Sexualität in den Elternhäusern so gut wie gar nicht thematisiert werden. Die Mädchen wissen oft nicht, was mit ihnen passiert, und fühlen sich unrein.

Rundschau: Und da kam die Idee zu "WEpads"?

Knickmann: Genau. Wir möchten Stoffbinden vor Ort produzieren lassen, die die Mädchen mehrmals verwenden können und die wesentlich günstiger sind als herkömmliche Binden.

 Jonathan Knickmann mit dem Prototypen seiner nachhaltigen Stoffbinde.

Jonathan Knickmann mit dem Prototypen seiner nachhaltigen Stoffbinde.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Rundschau: Wie bewerkstelligt man das von Wuppertal aus?

Knickmann: Wir haben während unserer Exkursion die lokale Organisation "Etafeni" kennen gelernt, die im Township Nyanga in Kapstadt versucht, die Situation der Menschen zu verbessern. In dem Programm "Women Income Generation" erlernen HIV-positive Mütter das Nähen, sie haben dadurch einen geregelten Alltag und ein eigenes Einkommen. Die Frauen nähen Stofftiere oder Kissen und werden dann auch direkt vor Ort für uns die Binden nähen. Die Projektpartner von "Etafeni" kümmern sich zurzeit darum, günstige Stofflieferanten zu finden.

Rundschau: Aus was für Stoffen sollen die Binden hergestellt werden?

Knickmann: Zunächst einmal aus ganz normalen Baumwoll-Stoffbahnen, gefüllt mit Molton, einem sehr saugfähigem Gewebe. Am Slip zusammengehalten wird die Binde mit einem Druckknopf. Wir sind gerade dabei, Schnittmuster in verschiedenen Größen zu fertigen, und werden sie den Näherinnen schicken. Dann starten wir vor Ort mit der ersten Testproduktion.

Rundschau: Wie werden die Binden die jungen Mädchen und Frauen erreichen?

Knickmann: Unser Partner Peace Boza wird mit den herkömmlichen Binden und unseren Stoffbinden in die Schulen gehen und testen, wie sie bei den Mädchen ankommen. Die Schulbesuche macht er ja sowieso schon und wir möchten seine Arbeit gerne in unser Projekt mit einbeziehen.

Rundschau: Und Ihre Binden sind so günstig, dass die jungen Frauen sie sich dann auch leisten können?

Knickmann: Langfristig sind die Stoffbinden auf jeden Fall günstiger als herkömmliche Binden. Um sie bereits kurzfristig günstiger zu gestalten, prüfen wir aktuell unter anderem die Möglichkeit, sie in Raten zu bezahlen. Wir überlegen, zum Beispiel mit den Kirchen im Township zu kooperieren, also mit Institutionen, die einen gewissen Stellenwert in der Gesellschaft besitzen. Somit wollen wir sicherstellen, dass die Raten auch bezahlt werden.

Rundschau: Wie geht es jetzt weiter?

Knickmann: Wir sammeln Gelder, um Stoff und Molton zu kaufen und dann die ersten 50 Binden nähen zu lassen. Wenn sie gut ankommen und wir genug Startkapital haben, geht's in die Großproduktion.

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