Evangelische Kirche Wuppertal Pött und Denker: Zwei Köpfe, eine Leitung

Wuppertal · Die Herbstsynode der evangelischen Kirche Wuppertal hat am Wochenende eine neue Leitung gewählt. Sie wird zum ersten Mal von einem Team wahrgenommen. Auch sonst setzt der Kirchenkreis auf flache Hierarchien, Kooperationen und Dialog.

Pfarrerin Katharina Pött und Pfarrer Dr. Jochen Denker.

Foto: Thorsten Levin

Pfarrerin Katharina Pött und Pfarrer Dr. Jochen Denker werden ab Mitte März 2025 ihre neue Aufgabe als Superintendenten antreten, wenn Pfarrerin Ilka Federschmidt nach 15 Jahren als Wuppertaler Superintendentin in den Ruhestand geht.

Beide bleiben mit jeweils einer halben Stelle in ihren Kirchengemeinden tätig – Katharina Pött in der Gemeinde Langerfeld, Dr. Jochen Denker in der reformierten Gemeinde Ronsdorf. „Das geteilte Leitungsmodell ermöglicht nicht nur mehr Austausch, sondern auch mehr Nähe zu den Gemeinden“, betonte Dr. Jochen Denker. „Es verbindet beides – Gemeinde und Kirchenleitung – auf eine Weise, die Raum für Vielfalt und Kreativität schafft“, sagte Katharina Pött.

Wuppertals neue Oberbürgermeisterin Miriam Scherff war auf der Synode zu Gast.

Foto: Thorsten Levin

Die rheinische Landeskirche begleitet das Wuppertaler Modell als „Erprobung“, denn ein geteiltes Superintendentenamt ist in dieser Form bislang einzigartig. Ziel ist es, Erfahrungen zu sammeln, wie geteilte Verantwortung die Leitungsarbeit und die Verbindung zu den Gemeinden stärken kann.

Selbstwirksamkeit und Beteiligung fördern

Inhaltlich wollen Katharina Pött und Dr. Jochen Denker vor allem Strukturen ermöglichen, die Selbstwirksamkeit und Beteiligung fördern. „Bürokratische Hürden dürfen uns nicht lähmen. Kirche lebt davon, dass Menschen mutig gestalten und Verantwortung übernehmen“, erklärte Pött.

Die beiden Theologen möchten den Kirchenkreis in eine Zukunft führen, in der Kirche als nah, lebendig und gemeinschaftlich gestaltet erlebt wird. „Wir brauchen eine Kirche, in der Menschen gemeinsam ihren Glauben leben, seelsorglich füreinander da sind und diakonisch-nachbarschaftlich zusammenhalten", ergänzte Denker. Zum neuen stellvertretenden Superintendenten wurde Frank Schulte, Pfarrer der Gemeinde Gemarke-Wupperfeld, gewählt.

Mehr Kooperation mit Bergischen Kirchenkreisen

Weiter beschloss die Synode, künftig enger mit den Bergischen Kirchenkreisen zu kooperieren. Bei der Telefon- und Gehörlosenseelsorge gebe es bereits eine gute Zusammenarbeit, erläuterte Superintendentin Ilka Federschmidt. Diese könne auch in anderen Aufgabenfeldern ausgebaut werden, zum Beispiel in den Schulreferaten, der Notfallseelsorge und der Seelsorgefortbildung für Ehrenamtliche. Beim Deutschen Evangelischen Kirchentag, der 2027 in Düsseldorf stattfindet, wollen die Bergischen Kirchenkreise am Abend der Begegnung ein gemeinsames Event gestalten.

Ein anderes Thema aus dem Bericht der Superintendentin, das die Synodalen stark beschäftigte, war der Umgang mit dem seit Beginn des Israel-Gaza-Krieges erstarkten Antisemitismus. Die evangelische Kirche stehe fest an der Seite der jüdischen Gemeinde, betonte Federschmidt. Mit der Teilnahme an Kundgebungen und Gedenkveranstaltungen könne man zwar öffentlich Haltung zeigen und gegen Antisemitismus eintreten, „aber damit ändern wir noch kein antisemitisches Denken und Fühlen. Und das findet sich leider auch in den Reihen unserer Kirche.“

Den Dialog der Religionen fördern

Nur durch Beziehung und Kontakt könnten geerbte Vorurteile und Hass überwunden werden. Das gelte auch für Antisemitismus bei Muslimen, insbesondere jungen Menschen. Der Nahostkonflikt werde nach Deutschland „importiert“. Die Superintendentin sieht Chancen gegen ein fatales Feinddenken in verschiedenen „Verständigungsansätzen“, etwa in der kirchlichen Arbeit mit geflüchteten Menschen sowie im Religionsunterricht an den Berufsschulen. Dort erfolge er im Klassenverband mit vielen muslimischen Schülerinnen und Schülern. Insgesamt sei es für eine Verständigung wichtig, auch die Ausgrenzungserfahrungen von Muslimen hier wahrzunehmen.

Das ökumenische Abendgebet für Israel und Gaza im September, in dem das Leid der Menschen auf beiden Seiten des gewaltsamen Konflikts in den Fokus gerückt wurde, trug nach Ansicht der Synode dazu bei, die Menschen mit ihren persönlichen Schicksalen jenseits von Feindbildern zu sehen.

Wie wichtig der Austausch der Religionen für ein friedliches Zusammenleben in Wuppertal ist, betonte auch Oberbürgermeisterin Miriam Scherff in ihrem Grußwort. Sie bekräftigte, dass der Kirchenkreis daran einen wichtigen Anteil habe – und weiterhin einbringen könne.