Wuppertaler Band „Johnny Tupolev“: Zickzack durch Europa gerockt

Wuppertal · Der Wuppertaler Band „Johnny Tupolev“ ist ein Durchbruch gelungen: Die drei Herren mittleren Alters waren mit den „Krupps“ auf Europatournee – und haben auf ihre Art den Rock’n’Roll gelebt.

„Johnny Tupolev“ aus Wuppertal richtig durchgeschwitzt: Das Publikum hat die Auftritte von Tom Berger, Jens Grebe und Dietmar Noack gefeiert. Unser Bild entstand beim Konzert im „Club 27“ in Pratteln in der Schweiz.

Foto: Die Buehrers

„Ich war immer davon überzeugt, das Rock’n’Roll in die Hände der Menschen gehört, nicht in die Hände von Rockstars“, sagte wohl mal Patti Smith, Mutter des Punks. Dem stimmen die drei Musiker von „Johnny Tupolev“ sicher zu. Vor allem nach den Erfahrungen der letzten Wochen, in denen Tom Berger, Jens Grebe und Dietmar Noack mit der Band „Die Krupps“ auf Tournee waren.

Sie machen schon lange gemeinsam Musik – und kommen dabei auf spektakuläre Ideen: Frank Petzold, der für die visuellen Effekte von „Im Westen nichts Neues“ beinahe den Oscar bekommen hätte, dreht mit der Band immer wieder Videos, und hat an „Johnny Tupolev – The Experience“ mitgearbeitet: Einer Live-Show im Visiodrom mit den Videos auf der 360-Grad-Leinwand, die im Sommer 2023 Premiere gefeiert hat. Ein Event unter Freunden, an denen auch der Filmemacher Christoph Vitt sowie John Fryer, Produzent von „Depeche Mode“, Anteil hatten.

Dass sie erst jetzt in der Szene über Wuppertal hinaus berühmt werden, liegt ihrer Meinung nach an zwei Dingen: „Erstens tragen wir immer weiße Sneaker auf der Bühne. Und zweitens sind wir einfach zu lustig bei einem Auftritt“, berichtet Tom Berger, Sänger und Kopf von „Johnny Tupolev“. Beides eher unüblich in der Rockwelt der „Krupps“, die von schwarzen Stiefeln und schaurig anmutenden Shows geprägt ist.

Geschlaucht hat die Tour trotzdem, weil sie die Wuppertaler nicht quer, sondern viel mehr zickzack durch Europa geführt hat: „28 Auftritte in 13 Ländern und in 31 Tagen – wie so eine Rockband das so macht.“ An einem Abend spielten sie noch in Leipzig, am nächsten in Berlin und am Tag darauf in Nürnberg, von den Niederlanden fuhren sie im Nightliner nach England und dann zurück nach Aachen. Und so ging es den ganzen September, bis die drei Bandmitglieder wieder in ihrer Heimatstadt ankamen, erzählt Tom Berger in seinem Wuppertaler Gitarrenladen „Hardline“.

Professionell – und gut gelaunt – wie die Band nun einmal ist, hat sie aber an jedem Abend die Herzen des Publikums gewonnen. „Wichtig war dabei vor allem ein reibungsloser Ablauf“, so Tom Berger. Ein schnelles Frühstück, ein kurzer Aufbau und ein konzentrierter Soundcheck gehören für den Support-Act, der das Publikum für die Hauptband in Stimmung bringen soll, dazu. „Du bist 35 Minuten auf der Bühne der Superstar – und dann siehst du dich auf Knien über die Bühne rutschen und Kabel einrollen, um die Bühne schnell leer zu räumen.“

Auch, wenn die Mitglieder von „Johnny Tupolev“ Abend für Abend in die Knie gegangen sind, haben sich die Strapazen gelohnt. Sie haben viele, viele neue Fans dazugewonnen, die ihre Platte gekauft und die Konzerte gefeiert haben. Sie haben Kontakte in die Szene geknüpft und wunderschöne Clubs und Hallen kennengelernt. Und sie haben Wuppertal angemessen vertreten in der europaweiten Rockszene.

Das Publikum kannte immer die Schwebebahn – und manchmal auch das Visiodrom: „Wir drei hatten eine gute Zeit – und wir haben gespielt wie die Wilden.“