Müllsammel-Instagram-Account „Nur drei Dinge“ Die Letzte räumt die Erde auf

Wuppertal · Täglich hebt Nicole Größler drei Dinge vom Gehweg oder aus Gebüschen auf und wirft sie in den nächsten Mülleimer. Um Gleichgesinnte zu finden, eröffnete sie den Instagram-Account „Nur drei Dinge“, auf dem sie Fotos ihres gesammelten Mülls postet.

 Zusammen mit Redakteurin Hannah Florian (rechter Arm) sammelte Nicole Größler Müll und postete ein Foto wie dieses auf ihrem Instagram-Account „Nur drei Dinge“. Ihr Gesicht versteckt sie nicht, um anonym zu bleiben, sondern weil es bei ihren Müllsammel-Aktionen nicht um sie, sondern um den Müll geht.

Zusammen mit Redakteurin Hannah Florian (rechter Arm) sammelte Nicole Größler Müll und postete ein Foto wie dieses auf ihrem Instagram-Account „Nur drei Dinge“. Ihr Gesicht versteckt sie nicht, um anonym zu bleiben, sondern weil es bei ihren Müllsammel-Aktionen nicht um sie, sondern um den Müll geht.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Eigentlich war es nur eine kleine Idee, um das Gefühl der Ohnmacht loszuwerden, das Gefühl, nichts tun zu können gegen die Verschmutzung der Erde. Das Logo für den Instagram-Account war schnell gezeichnet, abfotografiert und eingestellt. Müll gesammelt hat Nicole Größler, die alle nur als Nitzi kennen, sowieso schon seit Jahren. Seit drei Monaten fotografiert sie jetzt den eingesammelten Abfall und stellt ihn auf Instagram. Ihr Account „Nur drei Dinge“ hat bereits über 500 Follower. Die Idee dahinter: „Nur drei Dinge“ am Tag, die kann jeder aufheben. „Und wenn alle das machen, wie sauber wäre dann unser Planet in ein paar Jahren…“, konstruiert Nitzi ihre Zukunftsvision.

Beach-Cleaning und Plogging, also Müll sammeln beim Joggen, das sei ja alles sehr hip, erzählt die 43-jährige Wuppertalerin, aber sie schaue lieber direkt vor ihre Haustür. Da liege ja schon genug Müll. Jeden Tag läuft sie auf dem Weg zur Arbeit von der Elberfelder Südstadt ins Luisenviertel. Ihre beiden „Stamm-Mülleimer“ stehen in Sichtweite der Rundschau-Redaktion. „Und direkt gegenüber komme ich an der Schule vorbei, da liegt immer etwas auf dem Boden“, erzählt sie. Capri-Sonne, Durstlöscher oder BurgerKing Verpackungen, Brötchentüten und Kaffeebecher...

Oft sammelt sie mehr als nur drei Dinge und wirft sie in den nächsten Mülleimer. Ihr Slogan setzt Nitzi selbst eine Grenze und hilft ihr zu sagen: Das hebe ich noch auf, dann ist Schluss. „Sonst werde ich traurig und sehe überall nur noch Müll.“ Wenn sie das Gefühl hat, dass es ihr zu viel wird, lenkt Nitzi ihren Blick nach oben in den blauen Himmel und hofft, dass der Nächste, der vorbei kommt, das aufhebt, was sie liegen gelassen hat.

Dass ihr Account in nur drei Monaten so viele Anhänger gefunden hat, damit hätte die Wuppertalerin nicht gerechnet. In ganz Deutschland hat Nitzi „Fans“, die drei Dinge von der Straße aufsammeln, ein Foto davon auf Instagram posten und ihren Account darauf verlinken. Jedem einzelnen schickt Nitzi ein Herzchen zurück. Selbst die Autorin und Moderatorin Charlotte Roche hat die „Nur drei Dinge“-Posts geteilt. Ein Radio-Sender in Hamburg erwähnte den Account in seiner Sendung. „Das gab ordentlich Aufschwung“, erzählt Nitzi, noch immer überwältigt von so viel Zuspruch.

Die Fotos auf Nitzis Account sehen alle gleich aus. Sie fotografiert ausschließlich ihre Hand, in der sie leere Verpackungen, Strohhalme oder Becher hält – immer drei Dinge. Ihre Follower machen es ihr nach.

„Ich halte mein Gesicht nicht in die Kamera, weil es nicht um mich geht“, erklärt die 43-Jährige. Passend zu ihren Bildern hat sie den Hashtag #bückdichfürdeinenplaneten ins Leben gerufen.

Und während sie sich bückt, muss sie immer an den kleinen Roboter Wali aus dem Film „WALL-E - Der Letzte räumt die Erde auf“ denken. Nachdem alle Menschen die völlig vermüllte Welt verlassen haben, räumt der Hausroboter den Dreck auf, den die Menschen liegen gelassen haben. „Das ist sinnbildlich und passt perfekt in die heutige Zeit“, findet Nitzi.

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