Kürzungen im Sozialbereich Essenausgabe: Diakonie kann Tafel nicht mehr helfen

Wuppertal · Die Diakonie Wuppertal kündigt an, ihre Unterstützung bei der Lebensmittelausgabe der Wuppertaler Tafel Ende März 2025 einstellen zu müssen. Grund seien die massiven Kürzungen des Bundes im Sozialbereich. Die Stellungnahme im Wortlaut.

Waren bei der Wuppertaler Tafel.

Foto: Christoph Petersen

„Am 18. März 2020 musste die Tafel aufgrund der Corona-Pandemie ihre Ausgabestellen schließen. Die Anzahl der Menschen und das verbundene Risiko einer Infektion waren zu groß. Der Krisenstab der Stadt Wuppertal prüfte, wie die Versorgung der Menschen sichergestellt werden konnte. Auch von Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit betroffenen Menschen in Wuppertal sollten in der Coronapandemie weiter unterstützt werden. Mehr Ausgabestellen sollten die Einhaltung von Hygienemaßnahmen ermöglichen.

Der damalige Sozialdezernent der Stadt Wuppertal, Dr. Stefan Kühn, adressierte die Träger der Wohlfahrtspflege. Die Diakonie Wuppertal organisierte dann kurzfristig die Ausgabe der Lebensmittel in der Diakoniekirche in der Elberfelder Nordstadt mit Helfenden für Menschen ohne Wohnung und in Obdachlosigkeit.

Warme Mahlzeiten – finanziert durch die Bethe Stiftung – wurden an die betroffenen Menschen durch die Diakonie ausgegeben. Was als vorübergehende Unterstützungsmaßnahme der Tafel angedacht war, setzte sich nach fünf Monaten durch das Andauern der Corona-Pandemie fort. Die Ausgabestellen der Diakonie verteilten Lebensmittel für die Tafel. Die ehrenamtliche Unterstützung und die Dienste der Diakonie mussten auf neue Füße gestellt werden.

Mit dem Job Center Wuppertal initiierte die Diakonie das Projekt „EVA“ „Essen-Versorgen-Ansprache im Quartier“ im Dezember 2020 in der Diakoniekirche in der Friedrichstraße in Elberfeld. Es wurden fünf versicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse nach § 16i SGB II geschaffen, um die Ausgabe der Lebensmittel zu gewährleisten

Zu Jahresbeginn 2021 meldete der Stadtteilservice Vohwinkel der Diakonie Wuppertal, dass die Lebensmittelausgabe durch die Sonne e. V. in Vohwinkel eingestellt worden war. Menschen, die vom Stadteilservice bei Besorgungen und Arztbesuchen und zwecks Ansprache im eigenen zuhause unterstützt wurden, hatten keine Anlaufstelle mehr für Lebensmittel.

Die Diakonie Wuppertal nahm kurzfristig Gespräche mit der Politik und dem damaligen Sozialdezernenten Dr. Kühn zur Fortführung der Lebensmittelausgabe in Vohwinkel auf, um die Versorgung der Menschen während Corona fortzusetzen. In Abstimmung mit dem Jobcenter wurde die Aufgabendurchführung für die fünf geschaffenen, versicherungspflichtigen Beschäftigten erweitert.

Die Stadt stellte die Räumlichkeiten im Verwaltungsgebäude in Vohwinkel kostenfrei zur Verfügung. Im September 2022 wurde die Lebensmittelausgabe in Kooperation mit der Tafel wieder eröffnet. Mit dem Ukraine-Krieg und der Energiekrise setzte sich der Bedarf an Lebensmitteln fort und die Diakonie verlängerte ihr Engagement zur Unterstützung.

Die Kürzungsszenarien des Bundeshaushaltes im Januar 2023 mit einer enormen Auswirkung auf den Haushalt des Jobcenters Wuppertal führten zu ersten Kürzungen und Einschränkungen in der Integrationsmaßnahmen für langfristig erwerbslose Leistungsbeziehende. Im Herbst 2024 kündigten sich die enormen Einschränkungen für geförderte Arbeitsverhältnisse und niederschwellige Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung an. Trotz großer Proteste vor Ort setzen sich dies hier in Wuppertal um.

Im Schulterschluss mit dem Jobcenter Wuppertal wurde eine Strategie zur Aufrechterhaltung von verschiedenen niederschwelligen Integrationsangeboten in Werkstätten, Sozialkaufhäusern und den Stadtteilservices entwickelt, um das Jahr 2025 zu überstehen und nicht alle Angebote einstellen zu müssen. Getragen von der Hoffnung, dass ein politischer Richtungswechsel im Herbst 2025 möglich wird.

Daher werden wir unsere Aktivitäten bündeln und die Ausgabe der Lebensmittel der Tafel, die wir seit 2020 unterstützt haben, Ende März 2025 einstellen müssen.“