Offener Brief der Kirchen „Bezahlkarte ist ein Instrument des Misstrauens“

Wuppertal · In einem offenen Brief fordern Vertreterinnen und Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche sowie der Caritas und der Diakonie in Wuppertal die Abgeordneten im Stadtrat auf, gegen eine Bezahlkarte zur Geflüchtete zu stimmen. Der Wortlaut.

Stadtdechant Dr. Bruno Kurth und Superintendentin Dr. Ilka Federschmidt.

Foto: Daniel Edlauer

„Wir, die Unterzeichnenden, wenden uns gegen die Einführung einer Bezahlkarte für Geflüchtete. Geflüchteten, die ihnen zustehenden Hilfen zum Lebensunterhalt unbar zu überlassen, grenzt Menschen ab und aus.

Abgrenzung und Ausgrenzung widersprechen unserem christlichen Menschenbild. Geflüchtete, die zu uns kommen, verdienen zunächst einmal unser Mitgefühl und unsere Unterstützung. Viele von ihnen haben in ihrer Heimat Verfolgung, Ausgrenzung, Haft, Folter und andere Grausamkeiten erlebt. Unseren christlichen Maßstab leiten wir aus dem Matthäus-Evangelium (Kapitel 25, Vers 35) ab: ,Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen.‘

Die Einführung einer Bezahlkarte ist ein Instrument des Misstrauens, das die freie Verwendung von existenzsichernden Mitteln einschränkt. Dass diese Form der Gängelung von Menschen bewusst gewählt wird und dafür sogar ein zusätzlicher Verwaltungsaufwand, der den öffentlichen Haushalt belastet, in Kauf genommen wird, ist aus unserer Sicht nicht hinnehmbar.

Wir fordern die Mitglieder der demokratischen Parteien im Rat der Stadt Wuppertal dazu auf, gegen die Einführung einer Bezahlkarte für Geflüchtete zu stimmen und ihr Augenmerk auf intensivere Bemühungen zur Integration zu richten.

Ilka Federschmidt, Superintendentin des Kirchenkreises Wuppertal
Dr. Sabine Federmann, Direktorin der Diakonie Wuppertal
Dr. Bruno Kurth, Stadtdechant der katholischen Kirche Wuppertal
Dr. Christoph Humburg, Vorsitzender des Caritasverbandes Wuppertal/Solingen