Wuppertaler Fotograf beim Gladbecker Geiseldrama Bilder, die das Land bewegten

Wuppertal · Vor genau 30 Jahren erschütterte das "Gladbecker Geiseldrama" die Republik. Es begann am Morgen des 16. August 1988 mit einem Banküberfall und endete mit drei Toten und einem SEK-Zugriff auf der A3 bei Bad Honnef.

 Die Bilder, die Fotograf Hanno Krüsken vor 30 Jahren aus einem Hubschrauber heraus schoss, liefen sogar in der "Tagesschau".

Die Bilder, die Fotograf Hanno Krüsken vor 30 Jahren aus einem Hubschrauber heraus schoss, liefen sogar in der "Tagesschau".

Foto: Mikko Schümmelfeder

An diesen Polizeieinsatz hat der Wuppertaler Hanno Krüsken unauslöschliche Erinnerungen: Er machte aus einem Helikopter heraus als einziger Pressefotograf Luftaufnahmen der Aktion, die danach bundesweit für Aufsehen sorgten.

Auf ihrer blutigen Odyssee hatten die Geiselnehmer Rösner und Degowski bekanntlich auch in Wuppertal halt gemacht, bevor sie weiter Richtung Kölner Innenstadt fuhren. Das war der Augenblick, in dem sich bei Hanno Krüsken der Europieper meldete. Der Wuppertaler Fotograf war damals für die Zeitschrift "Quick" unterwegs und hatte in deren Auftrag die Nacht vor dem Haus des Bankdirektors verbracht, der als Geisel genommen und kurz darauf wieder freigelassen worden war. Krüsken campierte dort in seinem roten Fiat Panda, von dem er heute sagt: "Eine Verfolgungsjagd wäre damit nicht möglich gewesen."

Dann musste alles plötzlich ganz schnell gehen. Die "Quick" hatte einen Helikopter gechartert, der auf einem Sportflugplatz bei Mönchengladbach auf den Fotografen wartete. Hanno Krüsken trat ordentlich aufs Gaspedal. Sein Auftrag: Aus der Luft den Tross fotografieren, der den Geiselnehmern auf Schritt und Tritt durch Städte und über Autobahnen folgte. Immer hintendran: Die Polizei, die keinen Zugriff wagte, um die Geiseln im Fluchtauto nicht zu gefährden. Auf dem Weg zum Flugplatz musste Hanno Krüsken nochmal kurz in der Redaktion vorbei. "Ich hatte mein Teleobjektiv nicht dabei. Mein Vater hat es dann nach Düsseldorf gebracht."

 Eine der Luftaufnahmen, die Hanno Krüsken vom Gladbecker Geiseldrama schoss.

Eine der Luftaufnahmen, die Hanno Krüsken vom Gladbecker Geiseldrama schoss.

Foto: Hanno Krüsken

Objektiv geschnappt, in den Helikopter gesprungen und los ging´s in Richtung A3. Nach einer Zwischenlandung am Flughafen Köln, von wo aus die Überflugerlaubnis eingeholt werden musste, kreiste der Helikopter schließlich über dem Ort des Geschehens. "Da hatte gerade der Zugriff durch das Sondereinsatzkommando stattgefunden", erinnert sich Hanno Krüsken an den Moment, als er zum ersten Mal auf den Auslöser seiner Leica drückte. In der offenen Tür des Hubschraubers sitzend musste er blitzschnell entscheiden: "Ich hatte zwei Filme mit jeweils 36 Bildern. Da musste alles passen."

Zuvor sei der Autokorso hinter dem BMW von Rösner und Degowski ein "Wanderzirkus" gewesen und genau dieses Motiv habe er eigentlich für die Titelstory abliefern sollen. Mittlerweile hatten sich die Ereignisse jedoch längst überschlagen und die Lage war eskaliert. Zerschossene Autoscheiben und — unter einer weißen Plane liegend — die Leiche von Silke Bischoff, der die Geiselnehmer noch kurz zuvor öffentlichkeitswirksam die Pistole an den Kopf gehalten hatten.

Wieder zurück in der Redaktion, wurden die Filme verpackt und auf dem Luftweg nach München geschickt. Dort in Windeseile entwickelt, sah man einige der Fotos noch am gleichen Abend in der "Tagesschau", bevor die "Quick" später ihre Titelstory mit den Luftaufnahmen bebilderte.

Für Hanno Krüsken ging´s Tage später beim Haftprüfungstermin von Dieter Degowski am Essener Landgericht weiter. Die "Quick" hatte einen Tipp bekommen — und der Fotograf stand pünktlich am Fenster zum Innenhof. Das Tor ging auf, Degowski stieg aus dem Transporter und Hanno Krüsken drückte auf den Auslöser. Wie schon bei den Luftaufnahmen, so hatte er auch diesen Moment exklusiv im Kasten.

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