Leserbrief „Wirklich alles gut durchdacht?“

Betr.: Ausbau der L419 in Ronsdorf

Die L419 an der Ronsdorfer Parkstraße.

Die L419 an der Ronsdorfer Parkstraße.

Foto: Christoph Petersen

Die CDU Ronsdorf ist über die neue Diskussion zum Ausbau der L419 irritiert. Sie ist nicht neu, sie war noch nie beendet. Die alte Diskussion war nur etwas leiser geworden und hat seit Anfang 2023 neuen Schwung erhalten.

Der 1. Vorsitzende der CDU Ronsdorf ist über den Meinungswechsel der SPD Ronsdorf überrascht. Diese unterstützt den Ausbau der L419 in der jetzigen Form nicht mehr. Laut der CDU sei das Populismus.

Das kann so sein, muss es aber nicht. Es kann auch andere Gründe geben. Das ganze Leben besteht aus Veränderungen und Lernen. Jeder hat das Recht, dazulernen zu dürfen. Manche lernen schnell, manche langsamer und manche tun sich mit dem Lernen schwer. Und dann gibt es jene, die beratungsresistent sind.

Unser Ex- und Altkanzler Konrad Adenauer hat einmal gesagt: „Was geht mich mein Geschwätz von gestern an?“ Die Neubewertung eines Sachverhaltes hatte zu seinem Meinungswechsel geführt. Konrad Adenauer war Mitglied der CDU. Ist somit Populismus eine Erfindung der CDU?

Laut der CDU Ronsdorf seien die Pläne von erfahrenen Fachleuten gut durchdacht worden. Bei den Veranstaltungen wirkten die Fachleute von Straßen NRW nicht nimmer glücklich, bei dem was sie vortrugen.

Einmal hieß es, man habe sich von den verschiedenen Ausbauvarianten für die billigste Version entschieden. Bei einer nachfolgenden Veranstaltung räumte man einen Rechenfehler ein. Man habe vergessen, einige Positionen in die Berechnung mit einzubeziehen. Nach erfolgter Korrektur sei die billigste Ausbauvariante sogar deutlich teurer als eine Tunnellösung. Dennoch werde es eine Tunnellösung nicht geben. Nun soll laut der CDU Ronsdorf der Tunnelbau den finanziellen Rahmen sprengen. Wer rechnet hier wie? Alles gut durchdacht!

Mit mehr Fahrzeugen wird es mehr Lärm geben. Zwar kann man durch Lärmschutzwände die Ausbreitung des Lärms punktuell eindämmen, aber die Masse an produziertem Lärm wird dadurch nicht weniger.

Die Fachleute von Straßen NRW betonten immer, sich an die Gesetze zu halten. Nur sind diese nicht immer sinnvoll und plausibel. Im Fernsehen war zu sehen, dass an einem ausgebauten Teilstück einer Straße Lärmschutzwände gebaut wurden. Nun finden die Toten auf dem hinter der Lärmschutzwand liegenden Friedhof endlich ihre Ruhe, während die Anwohner an der nicht ausgebauten Strecke weiterhin keine Lärmschutzwand erhalten. Alles gut durchdacht im Rahmen der Gesetze. Es ist müßig, zu erforschen, wer wann welche Gesetze erlassen hat. Wer wäre für Beschwerden, die laut der CDU eingereicht werden können, zuständig? Auch im Interesse unserer Enkel sind Natur-, Klima-, Umweltschutz und Verkehrswende in aller Munde.

Nun sollen bis zu 30.000 Quadratmeter eines gesunden Waldes, der Kohlendioxid speichert, gefällt und für immer vernichtet werden, damit auf einer versiegelten Straßenfläche mehr Kohlendioxid in die Luft geschleudert werden kann. Und ganz nebenbei lässt man die Feinstaubwerte nach oben schnellen. Ein intakter Wald senkt die Temperaturen, versiegelte Flächen bewirken das Gegenteil. Aber es ist alles gut durchdacht.

Der Ronsdorfer Verschönerungsverein (RVV) ist laut seiner Satzung verpflichtet, seinen Wald zu erhalten und zu schützen. Das Abtreten oder Verkaufen von Teilen des Waldes ist daher nicht zulässig. Wenn der Ausbau so durchgeführt werden sollte wie geplant, ist eine teilweise Enteignung des RVV unausweichlich. Das nimmt die CDU wissentlich in Kauf beziehungsweise befürwortet das. In den Jahren 1936 bis 1942 musste der RVV schon einmal eine Enteignung über sich ergehen lassen, damit Platz für militärisches Übungsgelände entstand und eine Straße mit Anschluss zur BAB, der heutigen A1, gebaut werden konnte. Bis auf den BAB-Anschluss wurde alles umgesetzt.

Heute kann der RVV gegen die Enteignung klagen und sollte es auch tun. Die zahlreichen Bürgerinnen und Bürger, die das Geld für eine Klage gespendet haben, bestärken den Vorstand in seinem Handeln. Das gilt auch für all jene, die sich mittlerweile zu Wort gemeldet haben und einen verträglichen Ausbau erwarten.

Nach dem Ausbau der L419 wird es noch keinen Anschluss zur A1 geben. Wann diese Arbeiten vom Bund umgesetzt werden, kann heute niemand sagen. Bis dahin werden sich die Autos auf dem ausgebauten Streckenabschnitt stauen, denn das Nadelöhr Blombachtalbrücke bleibt bestehen. Aber es ist alles gut durchdacht.

Und dann soll die circa 60 Jahre alte Blombachtalbrücke, die künftig stärkeren Belastungen ausgesetzt wird, an die Stadt Wuppertal übergeben werden. Wartungs- und Reparaturarbeiten werden auf die Stadt zukommen. Laut der CDU müsse sich das eine Stadt wie Wuppertal leisten können. Schon jetzt sind in der Stadt Brücken gesperrt oder nur eingeschränkt nutzbar. Es fehlt Geld für Reparaturen. Für die Blombachtalbrücke sollten Zuschüsse vom Land und vom Bund möglich sein. Dennoch bleibt ein Eigenanteil, der von der finanziell gebeutelten Stadt erbracht werden muss. Bereits heute werden notwendige Renovierungen für Schulen in die Zukunft verschoben. Aber es ist alles gut durchdacht.

Fazit: Bei manchen Lösungen wünscht man sich sein Problem zurück.

Alexander Heinemann

● Leserbrief an die Wuppertaler Rundschau: redaktion@wuppertaler-rundschau.de
● Zu den Rundschau-Leserbriefen: hier klicken!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort