Leserbrief „Goldene Bänke“ und barrierefreie Bushaltestellen

Betr.: Wuppertaler Stadtverwaltung

 Symbolbild.

Symbolbild.

Foto: Rundschau

Womit das Personal der Wuppertaler Stadtverwaltung seine Arbeitszeit verbringt, ist mir äußerst schleierhaft. Ein Großteil dürfte darauf entfallen, mantrahaft zu wiederholen: „Es fehlt an Personal.“

Das vorhandene Personal muss allerdings dringendst vor zu viel Arbeit geschützt werden, weshalb die Geltendmachung der der Stadt durch das Hochwasser vom 14. Juli 2021 entstandenen Flutschäden gegenüber dem Land NRW keinesfalls von diesem übernommen werden darf, sondern einem Projektsteuerer anvertraut werden soll. Dumm nur, dass dieser Auftrag auch ausgeschrieben werden muss. Man scheint in der Stadtverwaltung aber optimistisch, dass für diese Aufgabe die Manpower so gerade noch reichen wird.

Es sei denn, es flatterten wieder irgendwelche lästigen Anfragen von Stadtrat oder Bezirksvertretungen ins Haus. Die werden aus Prinzip frühestens nach einem Jahr und nicht vor der dritten Wiederholung bearbeitet, es sei denn, genau: „Es fehlt an Personal.“

Vielleicht weil das Rathaus in der Barmer Innenstadt steht, hatte man sich dazu aufgerafft, für den Umbau des Werth, also der Fußgängerzone vor der eigenen Nase, auf einen Steuerer zu verzichten und das Projekt selbst auszuschreiben. Doch war das auch keine gute Idee, denn die Ausschreibung war fehlerhaft und muss wiederholt werden. Zeitverzögerung um mindestens ein Jahr und Schadensersatz für den schon beauftragten Generalunternehmer inklusive.

Da können sich die Elberfelder glücklich schätzen, dass die Umgestaltung des Von der Heydt-Platzes schon seit über einem Jahr als so gut wie abgeschlossen gilt. Abgeschlossen allerdings nach Wuppertaler Maßstäben, so abgeschlossen halt, wie es auch der Umbau des Döppersbergs ist. Ausgerechnet die als Clou des Platzes gepriesenen „Goldenen Bänke“ fehlten bei seiner Freigabe im Juli vergangenen Jahres. Daraufhin versprach im Frühjahr dieses Jahres der Baudezernent generös: „Die kommen mit etwas Verspätung im August". Was man in der Stadtverwaltung so unter „etwas Verspätung“ versteht! Dummerweise scheint sich nun auch noch der August in der Stadtverwaltung etwas verspätet einzustellen, denn von den „Goldenen Bänken“ ist jetzt, Anfang September, immer noch kein Schimmer zu erblicken. Vielleicht fehlt es der Verwaltung aber auch nur an Personal, die längst gelieferten Bänke aufzustellen. Wer weiß das schon?

Barrierefreie Haltestellen sind ja schön und gut – und dass man vom VRR den Umbau in diesem und den beiden nächsten Jahren über ein Förderprogramm zu 100 Prozent bezahlt bekommt, ist noch besser. Doch am besten lässt man die Finger von solchen Förderprogrammen, dachte sich die Stadtverwaltung. Denn schon für die Antragstellung braucht man Personal und daran fehlt es bekanntermaßen in Wuppertal. Deshalb wurde für 2022 erst gar kein Antrag gestellt, für nächstes Jahr aber hat man immerhin acht von 1.331 Haltestellen als Förderobjekte benannt.

Bei diesem Umbautempo dauert es zwar weitere 166 Jahre, bis alle Haltestellen barrierefrei sind, aber im Jahre 2189 hat man dann vielleicht wieder genügend Personal.

Ludger Zengerling
● Leserbrief an die Wuppertaler Rundschau:redaktion@wuppertaler-rundschau.de
● Zu den Rundschau-Leserbriefen: hier klicken!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort