Neue Bücher auf dem Markt Zweimal Spannung – aber ganz anders

Wuppertal · Zwei langjährige Wuppertaler, die mittlerweile nicht mehr in der Stadt leben, haben neue Bücher auf dem Markt: Sascha Gutzeit, der jetzt eine Adresse in Mittelhessen hat, sowie Arne Ulbricht, der mit seiner Familie nach Schweden gezogen ist.

 Der Thriller "Der Mann, der keine Büchse warf" ist im Mendoza-Verlag erschienen und kostet 20 Euro.

Der Thriller "Der Mann, der keine Büchse warf" ist im Mendoza-Verlag erschienen und kostet 20 Euro.

Foto: Mendoza-Verlag

Sascha Gutzeit hat seinem 250-Seiter „Der Mann, der keine Büchse warf“ die Bezeichnung Thriller gegeben. Und das trifft es auch: Was Gutzeit an Krimi-Handlung rund um das legendäre „Büchsen-Skandal“-Europapokalspiel von Borussia Mönchengladbach gegen Inter Mailand am 20. Oktober 1971 „gebaut“ hat, lässt gut gemachte Spannung aufkommen. Es geht um einen Knastrückkehrer, dessen Beute aus einem Bankraub, Liebesverrat, eine Leiche im Kofferraum eines Autos der nur noch Älteren oder Experten bekannten Pkw-Marke DAF, das aufsehenerregende Fußballspiel – sowie einen überraschenden, haarsträubenden und trotz allem gerechten Showdown.

Sascha Gutzeit macht es gut, wenn er seine kriminalistische Geschichte Schritt für Schritt und Wendung für Wendung vorantreibt. Da gibt’s viel Atmosphäre, viel Echtes. Schade, dass das gerade für die großen Raum einnehmenden Schilderungen des Mönchengladbach-Mailand-Aufeinandertreffens nicht gilt. Die aus der Perspektive der Zuschauer beschriebenen Ereignisse auf dem Rasen bleiben flach und leider blutleer. Allzu aufgesetzt wirken die vielen O-Töne von den Rängen. Der Thriller läuft richtig rund, wo er ein Thriller ist. Wo es um Sport-Spannung gehen soll, stottert der Motor.

Erschienen im Mendoza-Verlag für 20 Euro.

 "Aulaskimo" von Arne Ulbricht ist in der Edition Outbird erschienen und kostet 16 Euro.

"Aulaskimo" von Arne Ulbricht ist in der Edition Outbird erschienen und kostet 16 Euro.

Foto: Edition Outbird

Ganz andere, sehr hautnahe Spannung steckt in Arne Ulbrichts Roman „Aulaskimo“: Zwei Kinder, vier und sieben Jahre, bekommen von ihren Eltern die Erlaubnis, in der Berliner S-Bahn eine Station weit alleine zu fahren. Die Eltern haben lange darüber diskutiert, ob das gut ist, und ob es gut gehen kann. Es geht nicht gut. Die Kinder kommen an der Zielstation nicht an, bleiben verschwunden.

Was Arne Ulbricht dann auf 160 Seiten mit deutlicher Temposteigerung entwickelt, ist die rasante Erosion der Beziehung der Eltern Xenia und Klaas, deren eigene Suche nach den Kindern ebenso erfolglos bleibt wie die Polizei.

Die Kapitel, in denen Ulbricht schildert, was Xenia und Klaas jeweils in der Nacht tun, als sie sich im heftigen Streit über die Verantwortung für das Kinder-Verschwinden getrennt haben, mag man an den Haaren herbeigezogen finden. Trotzdem: Es ist dicht, auf berührende Weise nachvollziehbar, mit Perspektivwechsel-Können geschrieben – und deckt viele unausgesprochene Verwerfungen einer Ehe auf.

Arne Ulbricht verliert allerdings die Kinder nie aus dem Blick: Er folgt ihnen liebevoll, lässt den Leser am Schluss erleichtert durchatmen – und enthüllt schließlich auch, was es mit dem seltsamen Buchtitel „Aulaskimo“ auf sich hat.

Erschienen in der Edition Outbird für 16 Euro.

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