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Drei neue Bücher aus Wuppertal: Langstrecke und Lebenswege

Drei neue Bücher aus Wuppertal : Langstrecke und Lebenswege

Wenn Weihnachten naht, haben Bücher Hochkonjunktur. Hier sind drei ganz verschiedene aus Wuppertal.

Hermann Enters kann man kennen in Wuppertal. Nicht nur, weil in Unterbarmen eine Straße nach ihm benannt ist. 1882 wanderte der Maschinenschlosser in die USA aus und hat später seine harte Kindheit und Jugend im Wuppertal der Industrialisierung aufgeschrieben. Das daraus entstandene Buch „Die kleine, mühselige Welt des jungen Hermann Enters“ wurde mit fünf Auflagen für den Wuppertaler Historiker Klaus Goebel und den Bergischen Geschichtsverein als Herausgeber zu einem großen Erfolg.

Jetzt gibt es sozusagen „Enters Nr. 2“, denn der Auswanderer hat eine zweite große Handschrift hinterlassen. Wieder hat sich Klaus Goebel des Themas angenommen: Entstanden ist das 280-Seiten-Buch „Hermann Enters wandert aus“, das die Lebenserinnerungen von 1846 bis 1940 enthält. Ein hochinteressanter und wissenschaftlich behutsam aufbereiteter Text, der sowohl erstaunliche als auch ernüchternde Einblicke in eine Vergangenheit liefert, die gar nicht so besonders lang vorbei ist. Und ein Buch, das etwas über das Wagnis der Migration erzählt – sowie darüber, dass die damit verbundenen Probleme sich damals und heute sich im Vergleich sehr ähnlich sind.

  • Hermann Schulz.
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  • Sozialdezernent Dr. Stefan Kühn.
    Bewerbungsfrist endet : Endspurt um den Wuppertaler Inklusionspreis
  • Rainer Spiecker.
    Neue Förderphase beginnt : Fünf „Inklusionsschecks“ für Wuppertaler Projekte

„Hermann Enters wandert aus“ von Klaus
Goebel, Böhlau-Verlag, 29 Euro.

Ganz was anderes ist „Ferner Osten auf der Überholspur“ aus der Feder des Wuppertaler Fernfahrers und Journalisten Jochen Dieckmann: Der Untertitel „Ich, der Camper und meine Abenteuer auf der neuen Seidenstraße“ zeigt schon die Richtung, in die es geht ... Ein halbes Jahr lang war Dieckmann mit einem Wohnmobil und seinem Neffen mehrere Zehntausend Kilometer weit unterwegs, um von Wuppertal nach China zu fahren – Abstecher nach Laos und Kambodscha inklusive.

Die Liste der auf dem Weg ins Reich der Mitte durchfahrenen und live erlebten Länder ist lang: Ukraine, Georgien, Aserbaidschan, Kasachstan, Usbekistan und Kirgistan. Das Buch erzählt in anschaulicher Sprache, die kein Blatt vor den Mund nimmt, von einem echten Roadtrip mit beispielsweise acht verschlissenen Radlagern sowie durchaus auch aktuellen geopolitischen Dimensionen. Bilder gibt’s außerdem dazu – sowie Verweise auf Jochen Dieckmanns privaten Blog, wo noch viel, viel mehr Foto- und Textmaterial zu finden ist.

 Das Cover von "Ferner Osten auf der Überholspur" von Jochen Dieckmann.
Das Cover von "Ferner Osten auf der Überholspur" von Jochen Dieckmann. Foto: Westend-Verlag

Jochen Dieckmann: „Ferner Osten auf der Überholspur“, Westend-Verlag, 20 Euro.

Buch Nr. 3 ist ein Stück lebensgeschichtliche Aufarbeitung: Der Wuppertaler Gerhard Laue hat mit „Untergang, Teilung, Einheit – 1945 bis 1990“ den dritten Teil seiner Biographie geschrieben. Es geht um die Endphase des Zweiten Weltkrieges, die Heimkehr der letzten Kriegsgefangenen, Willy Brandt und Franz Josef Strauß in Erfurt (wo Gerhard Laue auch gelebt hat) sowie die deutsche Wiedervereinigung, die der Autor als „ein großes Wunder“ erlebt hat.

Gerhard Laue: „Untergang, Teilung, Einheit – 1945 bis 1990“, Verlag Harald Rockstuhl, 19,95 Euro.