Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Hotline oder Fottline?

Wuppertal · Die Stadt Wuppertal will 20 Prozent Energie sparen. Das ist überraschend, weil viele Bürger bisher nicht davon ausgingen, dass die Verwaltung überhaupt über nennenswerte Energie verfügt.

 Blick ins Servicecenter der Stadt.

Blick ins Servicecenter der Stadt.

Foto: Stadt Wuppertal

Freitagmorgen um 9:02 Uhr betrug die durchschnittliche Wartezeit für Anrufer beim telefonischen Service-Center der Stadt beispielsweise 15 Minuten und 17 Sekunden. Da sollte man sich seine Frage besser auf einen Zettel schreiben, damit man sie nicht vergessen hat, bis jemand drangeht. Ich schlage die Umbenennung dieser Hotline in Fottline vor, weil man sich garantiert die Fott plattgesessen hat, bis im Rathaus jemand den Hörer abhebt.

Wenn wir von dieser nicht vorhandenen Energie bei der Beratung der Bürger nochmal 20 Prozent abziehen, dann muss man demnächst wahrscheinlich früh morgens die 563-0 wählen, damit man nach Feierabend keinen mehr erreicht. Oder man ruft erstmal einfach vorsorglich an und überlegt sich dann beim Warten eine Frage ...

Deshalb wird es letztlich auch für die Tiere im Zoo kompliziert werden, sich telefonisch darüber zu beklagen, dass ihre Gehege bald aus Energiespargründen weniger beheizt werden sollen. Ich rechne im Grunde täglich damit, dass die Stadtverwaltung einen Aufruf an die Bevölkerung startet, den Menschenaffen gebrauchte Wintersportkleidung zu spenden. Alles nach dem Motto: Frage nicht, was deine Verwaltung für dich tun kann, sondern was du für deine Verwaltung tun kannst!

Das betrifft auch die Verwaltungsmitarbeiter selbst. Falls ein Gasnotstand kommt, sollen die nämlich alle ins Homeoffice gehen, und dort auf eigene Kosten für die Wärme am Arbeitsplatz sorgen. Paare, die heiraten wollen, geben sich dann wahrscheinlich in der Küche des Standesbeamten das Ja-Wort. Und den neuen Führerschein holt man in der Garage des Sachbearbeiters vom Straßenverkehrsamt ab.

Außer zwischen dem 23. Dezember und 6. Januar. Da erwägt die Stadt nämlich die komplette Schließung ihrer Dienststellen. Wer schon mal versucht hat, zwischen Weihnachten und Neujahr jemanden bei der Verwaltung zu erreichen, wird sich allerdings wundern, dass die da bisher geöffnet gehabt haben sollen.

Aber wie sagen wir Wuppertale immer so schön: Nutzt ja alles nix – es muss Energie gespart werden. Und wenn kein Gas da ist, kann man selbiges auch nicht geben. Sportler werden sich daher in Wuppertal an kalte Duschen nicht nur in Form von Niederlagen gewöhnen müssen und Saunafreunde sollten sich zum Schwitzen einfach dieses Wochenende in die Sonne setzen, weil die städtischen Dampfkabinen nicht mehr angeworfen werden.

Übrigens: Wenn die aktuelle Hitzewelle noch länger bleibt, hält die Wärme vielleicht sogar bis 15. Oktober. Das wäre gut, denn erst ab da will die Stadt ihre Gebäude wieder beheizen. Falls der Kälteeinbruch schon vorher kommt und Sie sich beim Warten im Einwohnermeldeamt den Hintern abfrieren, können Sie sich ja bei der Fottline beschweren ...

Bis die Tage!

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