Aus dem Tagebuch der Redaktion "Ein Ballfahrtsort"

Wuppertal / Dortmund · Es gibt manchmal Termine, die bekommen quasi über Nacht einen ganz neuen Anstrich. Montag hatte ich so einen: Presse-Rundgang mit DFB-Präsident Wolfgang Niersbach durch das neue Deutsche Fußball-Museum, das am Freitag in Dortmund offiziell eröffnet wird.

 Das Deutsche Fußballmuseum liegt direkt gegenüber dem Dortmunder Hauptbahnhof. Es bietet 3.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

Das Deutsche Fußballmuseum liegt direkt gegenüber dem Dortmunder Hauptbahnhof. Es bietet 3.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

Foto: DFM/Triad

Nach dem "Spiegel"-Artikel über die angeblich gekaufte WM 2006 konnte das natürlich kein Business as usual werden. Wenn man schon immer mal miterleben wollte, wie ein von Medien getriebener Promi aussieht, war man in Dortmund genau richtig.

Zum Auftakt gab es ein kurzes präsidiales Statement mit dem bereits bekannten Dementi sämtlicher Vorwürfe — verbunden mit der Bitte, auf weitere Nachfragen zu diesem Themenkomplex zu verzichten. Es folgte eine von Dutzenden Objektiven begleitete Blitzbesichtigung, bei der Kamerateams und Fotografen jede Menge symbolträchtige Bilder schießen konnten: Niersbach mit dem an vielen Stellen prominent in Szene gesetzten vermeintlichen Mitverschwörer Beckenbauer. Niersbach mit einem überdimensionalen Ball von DFB-Partner Adidas, der das Museum mitfinanziert und dessen ehemaliger Chef angeblich das WM-Schmiergeld vorgeschossen haben soll. Und Niersbach mit den Bildern des Sommermärchens 2006, das laut "Spiegel" jetzt zerstört ist. Nach knapp einer Stunde war Niersbach weg (Termin bei der FIFA...) und das Gros der Objektive ebenfalls.

Dabei gab es eigentlich viel bessere Motive als den sichtlich mitgenommen Spitzenfunktionär. Nämlich die spektakulär multimedial und interaktiv in Szene gesetzte Geschichte des deutschen Fußballs. Museums-Gründungsdirektor Manuel Neukirchen spricht nicht zu Unrecht vom neuen "Ballfahrtsort" für Deutschland. Der ist von Wuppertal nur gut 30 Zug- oder Autominuten entfernt und garantiert einen Besuch wert. Gänsehaut ist genauso im Eintritt inbegriffen wie die Erkenntnis, dass der Emotions-Booster Fußball den jüngsten Vielleicht-Skandal genauso überleben wird wie manch anderen zuvor.

Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau sah es ganz richtig: "Wenn hier über Sommermärchen und Spiegelmärchen geredet wird, muss ich sagen: Wir haben hier ein Museumsmärchen!" Die Idee zu diesem Museumsmärchen entstand übrigens ausgerechnet bei der jetzt so viel diskutierten WM 2006. "Das letzte Unberechenbare bleibt der Ball." Diese Weisheit von Jogi Löw steht in großen Lettern an der Wand eines der Multivisions-Säle. Ganz Recht hat er damit nicht: Auch die WM-Vergaben geben weiter Rätsel auf...

P.S.: Alle Infos zum Neubau gibt's im Internet unter www.fußballmuseum.de

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