Aus dem Tagebuch der Redaktion Wespenalarm!

Wuppertal · Ich muss Ihnen was gestehen: Ich habe vorgestern eine Wespe in die ewigen Insektenjagdgründe geschickt. Aber ehe Sie mich jetzt bei Peta verpetzen: Es war Notwehr, weil ich einen Freund verteidigen musste, der gegen Wespenstiche hochgradig allergisch ist.

 Sie landen leider nicht nur auf Blumen.

Sie landen leider nicht nur auf Blumen.

Foto: pixelio/luise

Wir waren zusammen mit vielen anderen Restaurant-Gästen schon extra von der Terrasse nach drinnen geflohen.

Hat aber nicht geholfen — ein Exemplar ließ nicht locker und benutzte ihn ständig als Landebahn. Da musste ich es tun. Von diversen anderen Tischen wurde ich dafür beglückwünscht wie Mario Götze von seinen Teamkameraden nach dem Siegtor im WM-Finale. Ein sicheres Zeichen dafür, dass wir im Moment eine echte Wespenplage haben.

Immerhin trug auch der meist angeklickte Artikel der vergangenen Woche auf wuppertaler-rundschau.de den Titel "Wespen im Anflug". Ein Kollege berichtete zudem von ausverkauften Wespenfallen in sämtlichen Baumärkten, weil alle auf der Suche nach geeigneten Gegenmaßnahmen sind. Tipps und Hausrezepte dafür haben jetzt logischerweise auch Konjunktur. Viele sind merkwürdig. Die Deutsche Wildtierstiftung in Hamburg rät beispielsweise: "Halbieren Sie eine Zitrone, spicken Sie sie mit Gewürznelken und stellen Sie sie gemeinsam mit einem Strauß Basilikum auf den Tisch. Wespen mögen den Geruch nicht." Aber mal ehrlich: Machen wir nicht irgendwas falsch, wenn das Rezept für die Wespenabwehr komplizierter ist als das fürs Abendessen?

Nicht unaufwändig ist auch die beliebte "Ablenkfütterung": Dabei stellt man den Wespen in sicherer Entfernung große Mengen des heimischen Lebensmittelvorrats zum Verzehr zur Verfügung und hat dann selbst nichts mehr zu Essen. Das gilt in besonderem Maße, wenn man den Tipp von Feuerwehr-Wespenexperte Peter Tauchert in der Apothekenumschau beherzigt, der rät: "Plant man eine Gartenparty, dann sollte man am besten schon ein oder zwei Wochen zuvor den Futterplatz einrichten, damit sich die Tiere daran gewöhnen."

Alternativ kann man nach Einschätzung des Gartenbauverbandes Nord e.V. auch die mir weitgehend unbekannte Pelargonienart "Lilibet" anpflanzen, deren betörender Duft Wespen vertreibe. Gäste allerdings möglicherweise auch.

Weitere gerne überlieferte Geheimrezepte wie das Verteilen von Kupfermünzen auf dem Gartentisch oder das Verbrennen von Kaffeepulver bringen laut Insektologe Prof. Dr. Heinz Mehlhorn von der Uni-Düsseldorf auch nichts: Denn die Idee, dass die Wespen von bestimmten Gerüchen abgeschreckt würden, sei "Unsinn". Dafür sei die Gefräßigkeit zu groß, erklärt er auf "Bild.de".

Noch nicht untersucht wurde aber offensichtlich ein neuer Anti-Wespen-Hype, der aus Australien zu uns kommt. Wenn man aus braunen Papiertüten ein Wespennest-ähnliches Gebilde bastelt und das in Augenhöhe über dem Gartentisch montiere, sollen Wespen angeblich einen großen Bogen drumrum fliegen. Die Bauanleitung auf youtube wurde bereits mehr als zwei Millionen Mal angeklickt.

Ich muss also nur unsere Terrasse ruinieren, indem ich der gesamten Familie einen potthässlichen braunen Klumpen vor den Kopf hänge, dann habe ich Ruhe. Da ist mir ein anderer Rat von Professor Mehlhorn doch viel lieber: Einfach Ruhe bewahren und gar nichts machen, weil Wespen von sich aus ja nichts tun. Wer mutig sei und ruhig vorgehe, sagt der Professor, könne Wespen sogar beim Fressen von Apfelkuchen streicheln, ohne dass sie stechen.

Das probiere ich mal aus. Ich habe ja noch einiges gutzumachen ...

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