Aus dem Tagebuch der Redaktion Man muss sich auch helfen lassen

Wuppertal · Zunächst mal eine Klarstellung: Natürlich wird das Tagebuch der Redaktion nicht zugeschlagen. Schon gar nicht nach den vielen lieben Streicheleinheiten, die Sie uns zugeschickt haben. Das tat sooo gut.

 Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Foto: Bettina Osswald

Aber nun müssen wir natürlich auch liefern. Und zwar alle. Auch wenn Leser Joscha O. in bemerkenswerter Offenheit forderte: "Wehe, Sie verbannen mir den Roderich aus der Rundschau! Die anderen Redakteure können ihr Tagebuch auch gerne im engsten Familienkreis vorlesen, aber Herr Trapp muss bleiben!"

Das ist in dieser brachialen Deutlichkeit zum Glück eine Einzelmeinung, tut aber trotzdem ein bisschen weh. Wobei Kollege Trapp zugegebenermaßen wirklich schweinelustige Hervorbringungen auf Knopfdruck absondert. (Wie beispielsweise auch mein engster Familienkreis meint, dem ich meine eigenen gar nicht erst vortragen muss).

Gerade erst letzte Woche hatte er sich köstlich über die Wespenplage ausgelassen. Wer's nicht gelesen hat, sofort online nachholen, die Viecher terrorisieren ja immer noch. Allerdings ist ihm ein Lapsus passiert (hehe): Die abgebildete Wespe ist gar keine. Sondern eine harmlose Schwebfliege. Mit dem grimmigen Blick und dem martialischen Aufzug einer Wespe, aber unter dem Flügelkleid unbewaffnet, also eine richtige Mogelpackung. Unsere Leser hat diese Verwechslung jedoch zu geistreich-amüsanten Zuschriften beflügelt, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

So schreibt Eckhard Kehrein aus der Augustastraße: "Lieber Herr Trapp, für den eingestandenen Mord an der, wahrscheinlich durch tausend leckere Düfte irregeleiteten Wespe bekommen Sie diesmal noch mildernde Umstände zugesprochen. Nicht zuletzt, weil Sie im Rest Ihres Artikels der Abschreckung von Wespen das Wort reden und nicht ihrer Vernichtung. Auch eingedenk Ihrer Zurückhaltung vor weiteren Aggressionshandlungen gegen diese nützlichen Tiere, obwohl das gemeine Volk an den Nachbartischen sich in Lynchphantasien erging. Ihrem allergischen Freund sollten Sie raten, sich möglichst nicht mit fruchtig duftenden Duschgels zu waschen. Ihr ausgeprägtes Talent zur Satire wird in diesem Artikel jedoch noch einmal getoppt, wofür ich Sie herzlich beglückwünsche, denn, Gipfel Ihrer Ironie, die abgebildete Wespe ist gar keine, sondern eine nicht stechfähige Fliege, die sich als Wespe ausgibt, um sich vor ihren Fressfeinden zu schützen. So haben Sie auch dieser Art mit dem humanen Tenor Ihres Artikels einen Schutzdienst erwiesen, denn der gemeine Pöbel schlägt natürlich alles tot, was nur im Entferntesten schwarz-gelb aussieht.
Dortmund-Fans hoffentlich ausgenommen ..."

Auch Frank Neuenhausen vom Wolfshahn warnt vor möglichen Kollateralschäden und schlägt gar einen thematischen Bogen zu ausländerfeindlichen Attacken: "Liebes Redaktionsteam, da ist wohl eine kleine zoologische Entschuldigung fällig. Im Tagebuch der Redaktion haben Sie zwar über den Schutz vor Wespen interessant und hilfreich berichtet, als Foto aber eine völlig harmlose Schwebfliege verwendet. Die armen, unschuldigen Nützlinge werden jetzt vielleicht ängstlichen Mitbürgern zum Opfer fallen und Verwechslungstote werden. Es könnte ihnen so gehen, wie manchem Mitbürger, der dem Aussehen nach wie ein "bedrohlicher" Fremder erscheint, aber in Wahrheit ein völlig harmloser, liebenswerter Mitmensch ist..."

So leicht kann es sein, ein ordentliches Tagebuch zu produzieren: Indem man einfach Leserzuschriften zitiert. Wenn jetzt der engste Familienkreis immer noch unzufrieden ist, habe ich's wenigstens nicht selbst geschrieben ...

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