Kommentar Da müssen wir wohl einfach durch

Wuppertal · Wenn "auf dem Bau" viel los ist, gilt das als Zeichen für Investitionen, Vorwärtsbewegung, Zukunftspower. Also läuft es in der Elberfelder Innenstadt gerade fast überall richtig toll, denn dort baggert, bohrt, gräbt es beinahe an jeder Ecke.

 Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Vor allem in der Schwanenstraße reiht sich eine Baustelle an die nächste: Bei allen geht es um Stadtwerkeleitungen, die jetzt erneuert werden, damit danach neues, hochwertiges und einheitliches Straßenpflaster — orientiert am Beispiel Turmhof vor dem Von der Heydt-Museum — verlegt werden kann. Für Fußgänger ist der Raum deswegen ziemlich knapp und eng geworden. Überall meterlange Zaun- und Baken-Konstruktionen, um die es herumzulaufen gilt. Schön ist was anderes — und ein Klasse-City-Erlebnis schon gar nicht.

Das geht übrigens munter weiter: Die Schwanenstraße macht erst den Anfang einer Reihe von kleineren City-Straßen, die einheitliches Pflaster bekommen. Bis 2018 sind Herzogstraße, Schöne Gasse, Schlössersgasse, Wirmhof, Mäuerchen und Armin-T.-Wegner-Platz an der Reihe. Ruhe herrscht nur im November und Dezember, damit Weihnachtsgeschäft und Weihnachtsmarkt ohne Behinderungen laufen können.

Doch aktuell ist, wer die Schwanenstraße hinter sich hat, noch längst nicht übern Fußgänger-Berg: Rund um die neue Drogerie-Müller-Filiale stehen am Wall, am Von der Heydt-Platz und an der Herzogstraße auch jede Menge Zäune, Gerüste, Baumaschinen & Co.

Der größte "Knaller" aber ist und bleibt die Abrissbaustelle an der Ecke Wall und Schloßbleiche, wo ein neues Hotel entstehen wird. Wer hier — ob auf der Schloßbleiche oder am Wall — hautnah in wenigen Metern Entfernung an kräftig ackernden Baggern beziehungsweise in mehreren Etagen Höhe werkelnden Hubsteigerbesatzungen vorbeiflaniert, dem geht schon mancher Gedanke nach der Melodie "Hoffentlich kommt hier nichts von oben..." durch den Kopf.
Komplett ungelöst war, ist und wird wohl bleiben das Problem der üblichen Fußgängerroute entlang des Bauzaunes am Wall: Offiziell (viele Schilder weisen darauf hin) ist es für Fußgänger hier verboten, entlangzugehen. Darum kümmert sich aber niemand.

Kein Wunder: Wer sich korrekt verhielte, müsste auf die gegenüberliegende Seite, wo allerdings entweder alles voll ist mit auf den Bus wartenden Menschen — oder mit Bussen und auf den Bus wartenden Menschen. Ganz angesehen davon, dass der (Bus-)Verkehr auf dem Wall munter zweispurig hin- und hersprudelt. Was also tun? Keine Ahnung! So geht es offenbar auch der Stadt. Ich kann das gut verstehen.

Wenn man Ordnungsamt und/oder Polizei an der Abrissbaustelle postiert, um die Fußgänger zu vertreiben und/oder zu bestrafen, bricht der Verkehr auf dem Wall zusammen. Wenn man einen geschützten Fußgängertunnel baut, der dann die Straße verkleinert, bricht der Verkehr auf dem Wall zusammen. Und wenn man die Fläche der Baustelle verkleinert, so dass wieder eine Art echter Bürgersteig entsteht, bricht die Arbeit auf der Abrissbaustelle zusammen.
Wer hat eine Lösung? Für mich sieht's so aus, als müsse wohl alles so bleiben, wie es gerade ist und (glücklicherweise) ohne echte Probleme läuft. Fußgänger suchen sich sowieso ihre eigenen Wege. Irgendwann sind die Baustellen weg, dann steht was Neues. Bis dahin müssen wir da durch. Im wahrsten Sinn des Wortes.

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