Kommentar über die Stadt und ihren Fluss Neben der Wupper flanieren — ein Traum?

Wuppertal · Lange Zeit war es nicht gerade eine Liebesgeschichte zwischen der Stadt und dem Fluss, der ihr den Namen gibt. Als Abwassertransporter missbraucht, eingezwängt in Mauern, floss die Wupper durchs Tal, für die Menschen unerreichbar.

 Rundschau-Redakteurin Sabina Bartolomä.

Rundschau-Redakteurin Sabina Bartolomä.

Foto: Bettina Osswald

Wer stehen blieb und einen Blick nach unten riskierte, tat dies nicht, um Fische zu beobachten, sondern um Müll zu sehen. Bilder, die sicher auch manchem Schwebebahn-Touristen übel auffielen.

Doch das Verhältnis der Wuppertaler zu ihrem Fluss hat sich zum Glück positiv verändert. Nicht von heute auf morgen, es war ein langer Prozess. Zu Beginn eher unbemerkt. Und so wurde Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder vor über 20 Jahren auch noch milde belächelt, als er mit einem Kanu von der Schafbrücke bis Buchenhofen paddelte. Später war es Rainer Grassmuck, der die Wupper mit vielen Aktionen und Installationen temporär in einen viel beachteten Kunstfluss verwandelte.

Dann wurde die Stadt an der Rosenau in Oberbarmen aktiv, der Zugang zum Fluss wieder hergestellt, Bänke aufgestellt, Sträucher und Blumen gepflanzt. Die Wuppertaler begrüßten dieses neue Stück Lebensqualität begeistert. Jetzt entdeckten Firmen ihre Ufer, räumten auf, stellten Tische und Stühle raus. Privatleute folgten, Abwässer wurden nicht mehr in den Fluss gepumpt, strenge Kontrollen überwachten das Verbot. Die Natur begann den Fluss zurückzuerobern. Und bei den Wuppertaler keimte ein wenig Stolz auf.

In kleinen Schritten veränderte die Wupper ihr Gesicht, kurz vor dem Döppersberg laden Stufen zum Sitzen ein, hat sich die Gastronomie dem Fluss genähert, am Arrenberg ist es gleich ein ganzes Stadtviertel, das sich engagiert, gegenüber vom Opernhaus kann man am Fluss verweilen und bei der Planung des Tanzzentrums im Schauspielhaus wird die Wupper wie selbstverständlich mit einbezogen.

Wie groß das Interesse der Wuppertaler an ihrem Fluss mittlerweile ist, zeigte die erste Etappe der Rundschau-Sommertour entlang der Wupper eindrucksvoll. 200 Teilnehmer machten sich auf den Weg, um sich vor Ort ein Bild vom Zustand des Gewässers, den schon durchgeführten und den geplanten Renaturierungsmaßnahmen zu machen. Dies ist mit Sicherheit auch das Verdienst des relativ jungen Vereins "Neue Ufer Wuppertal", der sich das Ziel gesetzt hat, den Fluss wieder in den Alltag der Menschen einzubinden, ihn zu einem Ort der Naherholung zu machen. Was solch bürgerschaftliches Engagement möglich machen kann, hat die Wuppertalbewegung bewiesen.

Auch die Stadt ist gefragt, sich mit den Machern von "Neue Ufer Wuppertal" an einen Tisch zu setzen, zu überlegen, wie die nächsten Schritte finanzierbar sind, wie das Land mit ins Boot kommt.

Und die Unterstützung zahlreicher Wuppertaler braucht der Verein, die nicht nur spenden, sondern sich aktiv einbringen, Visionen entwickeln. Damit wir bald so stolz auf unsere Wupper sein können, wie die Düsseldorfer und Kölner auf den Rhein, die Münchner auf die Isar und die Hamburger auf die Alster.

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