Kommentar über Wuppertals Rollenverständnis im Städtedreieck "Mir san mir"

Wuppertal / Remscheid · "Mir san mir" — sagen nicht nur selbstbewusste Bayern, sondern ohne den mundartlichen Einschlag auch kernige bergische Metropolenvertreter aus Wuppertal. Damit meine ich nicht die lapidare Reaktion auf den Remscheider Teilverzicht auf eine Klage gegen das Wuppertaler Outlet-Center.

 Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Rundschau-Redaktionsleiter Hendrik Walder.

Foto: Bettina Osswald

Die Aussichtslosigkeit dieses Klageteils hatte die beratende Kanzlei den Spitzen der Nachbarstadt sicher schnell erläutert, nachdem erst einmal Akteneinsicht genommen hatte. Aber genau diese Einsicht war ihnen schließlich vorher verwehrt worden. Mir san eben mir.

Und weil das so ist, hatte man in Wuppertal den Frühjahrsempfang der Regionen in NRW in der vergangenen Woche auch als überflüssig erachtet. Während Remscheid und Solingen durch ihre Oberbürgermeister vertreten waren, hatten sich aus dem Wuppertaler Rathaus lediglich zwei Linke-Stadtverordnete angemeldet.

Derweil der Städtebauminister, Landtagsvertreter, Regierungspräsidenten, Bürgermeister, Landräte und Verbandsspitzen von Koblenz bis Münster über Chancen und Risiken von Schrumpfung und Wachstum, über Szenarien zur Bewältigung der Flüchtlingsproblematik debattierten, haben Wuppertals Spitzenvertreter offensichtlich diese Themen im Griff. Mir san eben mir. Und in diesem versammelten hochkarätigen Rhein- und Ruhr-Aufgebot zumindest äußerlich so etwas wie einen bergischen Block zu präsentieren, kam wohl gar nicht in Frage.

Dabei hat Uni-Rektor Lambert Koch erst vor kurzem den Stadtspitzen nicht nur eindringlich ins Gewissen geredet, sondern auch geschrieben. Als Vorsitzender des Beirats der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (BSW) monierte er, dass die rechtlichen Scharmützel der zarten Pflanze der bergischen Zusammenarbeit schade. Die Aussagen der handelnden Personen, dass man sich juristisch zwar streite, sich auf der persönlichen Ebene aber gut verstehe, rufen laut Koch in der Bevölkerung Unverständnis hervor.

Er empfiehlt den drei Städten vielmehr, ein Konzept zu entwickeln, das die Vermarktung beider geplanter Outlet-Center ergänzt. Mal ein ganz anderer Ansatz, mit dem sich die ganze Region auf die Schulter klopfen könnte. Ob der Appell was nützt? Schau'n mer mal ...

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