„Wir können anhand der Datenlage sagen, dass fast zweimal mehr Pflegefachpersonen in Rente gehen als an Nachwuchs in den Gesundheitsmarkt kommen“, erklärt Sandra Postel (Präsidentin der Pflegekammer NRW). Dieses Ergebnis sei erschreckend: „Wir reden hier nicht von einer Entwicklung, die in 20 oder 30 Jahren passieren wird. Es wird schon in den kommenden fünf Jahren so weit sein und liegt unmittelbar vor uns.“
Die aktuelle Politik sei gefordert. Viele Städte und Kreise hätten diese Entwicklung allerdings nicht oder nur unzureichend im Blick, wenn es darum gehe, ihre Gesundheitswirtschaft und Pflegeinfrastruktur zu organisieren.
Wuppertal hat laut den von der Pflegekammer NRW erhobenen Daten eine hohe Differenz bei den Pflegefachpersonen zwischen den 19- und 30-Jährigen (zwölf Prozent) und den Pflegenden, die 55 Jahre oder älter (35 Prozent) sind und die demnach bald das Rentenalter erreichen könnten. Gleichzeitig werde auch Wuppertal immer älter. Die Daten von „Information und Technik NRW“ zeigten, dass die Zahlen der Gesamtbevölkerung der Stadt ähnlich aussähen: In Wuppertal liegt demnach der Anteil der Menschen mit einem Alter von 55 Jahren oder älter bei 35,84 Prozent.
Die Lage sehe auch im gesamten Bundesland „verheerend“ aus: Nach den Daten des Landesverbands der Alzheimer-Gesellschaften NRW habe NRW schon 2023 rund 1,38 Millionen Pflegeversicherungsempfängerinnen und -empfänger gezählt. Bei einer Gesamtbevölkerung von circa 18 Millionen Menschen entspreche dies fast acht Prozent. Seit 2021 ist die Anzahl der Pflegeversicherungs-Empfängerinnen und -Empfänger laut IT.NRW außerdem um 16 Prozent gestiegen und seit einem Jahrzehnt (seit 2013) sogar um circa 137 Prozent.
Die Präsidentin der Pflegekammer NRW fordert deshalb Wuppertal und alle anderen Kommunen in NRW dazu auf, die Zahlen ernst zu nehmen. „Wir haben es hier mit ganz realen Entwicklungen zu tun, an denen wenig herumzudeuteln ist.“ Mit Blick auf die nahende Personal-Unterversorgung werde dieser Trend zudem dazu führen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer quer durch alle Branchen künftig immer schwerer eine Pflege für ihre Eltern oder Großeltern organisieren können.