Modedesignerin Viktoria Zilberberg So anziehend ist Wuppertal

Wuppertal · Als die Pandemie auch die lokale Kunstszene lahmlegte, wollte Viktoria Zilberberg das nicht hinnehmen. Die Modedesignerin entwarf acht Kleider, die Wuppertals Wahrzeichen und Künstlerinnen und Künstler ins Rampenlicht stellen.

 Viktoria Zilberberg: „Ich hatte Glück, dass ich so viel Unterstützung hatte. Ellen Neugebauer, Tanja Heinze, Jutta Ottersbach und meiner Familie bin ich dafür besonders dankbar.“

Viktoria Zilberberg: „Ich hatte Glück, dass ich so viel Unterstützung hatte. Ellen Neugebauer, Tanja Heinze, Jutta Ottersbach und meiner Familie bin ich dafür besonders dankbar.“

Foto: Nina Bossy

Die Türme der Basilika St. Laurentius strecken sich über die Hüfte der Schaufensterpuppe. Ein Stück des Bauches blitzt hervor, während das Oberteil des Kleides im Himmelblau endet. Die Laurentius-Kirche, der Wuppertaler Zoo – sogar die Bergische Museumsbahn: Viktoria Zilberberg hat aus acht Wuppertaler Wahrzeichen Mode gemacht. „Ich wollte etwas für die Stadt tun, für Künstlerinnen und Künstler“, sagt die 36-Jährige. „Etwas schaffen und vor allem auch uns Kreative wieder zusammenbringen.“

Ende 2020 begann die studierte Textiltechnikerin und Modedesign-Ingenieurin, ihre Wuppertal-Kollektion zu entwerfen. Unzählige Stunden verbrachte sie am Schreibtisch und dann an der Nähmaschine. Wie lassen sich die Formen in Kleidung übersetzen? Und wie kann das Motiv-Kleid genug Stabilität erhalten? Zilberberg tüftelte, probierte und wirkte über ein Jahr an ihrem Projekt. Dann übergab sie im Mai ihre acht noch farblosen Werke zur nächsten künstlerischen Etappe: Denn jedes Kleid wurde nach Zilberbergs Schaffensprozess noch zur Leinwand eines Künstlers.

 So sieht die unbemalte Roh-Version des Laurentiuskirchen-Kleides von Viktoria Zilberberg aus.

So sieht die unbemalte Roh-Version des Laurentiuskirchen-Kleides von Viktoria Zilberberg aus.

Foto: Christina Wolfram (Red Ribbon Photography)

„Ich war so aufgeregt“, sagt die Künstlerin Jutta Ottersbach, die die Bergische Museumsbahn als Projekt übernommen hat. Mit Übungsmalereien auf alten Kissen, einem Besuch im Museum in der Kohlfurth und mit den eigenen Erinnerungen an die 1987 ausrangierte Straßenbahn bereitete sie sich vor, bevor sie den ersten Pinselstrich auf das Unikat wagte. Nach und nach erweckte sie die Straßenbahn mit ihrer Acrylfarbe zum Leben. „Ich war so erleichtert, als ich das Kunstwerk fertiggestellt hatte“, sagt die Malerin.

Anfang August kehrten die acht Kleider zu ihrer Schöpferin zurück, um nur wenige Tage später auf die Bühne zu gehen. Das Projekt, das während der Pandemie begonnen hatte, konnte im Mirker Bahnhof am 21. August vor Publikum seinen ersten großen Auftritt feiern. Acht Models liefen mit den Wuppertaler Wahrzeichen über den Laufsteg. „Diese Kollektion zu erleben, das war ein unvergesslicher Abend“, erzählt Ellen Neugebauer, die Pina Bauschs Porträt auf ein Kleid zeichnen durfte.

Designerin Viktoria Zilberberg (li.) mit den Künstlerinnen Ellen Neugebauer (Mitte) und Jutta Ottersbach. Die Laurentiuskirche hat der Künstler Lothar Ruthmann auf das Kleid gemalt.

Designerin Viktoria Zilberberg (li.) mit den Künstlerinnen Ellen Neugebauer (Mitte) und Jutta Ottersbach. Die Laurentiuskirche hat der Künstler Lothar Ruthmann auf das Kleid gemalt.

Foto: Nina Bossy

Wer St. Laurentius, die Straßen- und die Schwebebahn, das Pina-Bausch-Tanztheater, den Wuppertaler Zoo, den Elisenturm, das Von der Heydt-Museum und die Stadthalle als Haute Couture sehen möchte, konnte das in den letzten Wochen bei einem Bummel durch Cronenberg tun. In der Boutique „Edelwerk“ und bei „place for women“ standen die Kleider in den

Schaufenstern. „Und nun kann ihre Reise auch noch weitergehen“, sagt Viktoria Zilberberg: „Ich möchte sie noch an weiteren Orten präsentieren, so dass jeder sich an ihnen erfreuen kann. Denn genau dafür habe ich sie geschneidert.“

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