Wuppertaler Husky-Experte "Nur Schnee, die Hunde und ich ..."

Wuppertal · Bernd Langer ist sprichwörtlich auf den Hund genommen. Seine Familie und er teilen ihr Leben mit acht Huskies, die regelmäßig bei Schlittenhunderennen an den Start gehen.

"Honey ist eine ganz Wilde, die hat Hummeln im Hintern und steht keinen Moment still", stellt Bernd Langer stolz eine seiner Hündinnen vor. Zu jedem Tier nennt er eine charakteristische Eigenschaft, alle sind ihm ans Herz gewachsen, doch einen Liebling hat er nicht. "Jeder Hund, der bei uns einzieht, bleibt bis zum Ende. Wer zu alt ist, um an Rennen teilzunehmen, geht eben in Rente", ist seine Einstellung. Und das Wohl der Tiere steht auch bei den Rennen immer an erster Stelle. Dazu trägt auch die Tierärztin Antje Grunert in Langenberg bei, die seine Vierbeiner seit Jahren betreut.

Angefangen hat seine Leidenschaft ganz harmlos — als sich seine Tochter einen Hund wünschte. Mit einem Spaziergang bei Wind und Regen hoffte er, das Thema aus der Welt zu schaffen, schließlich müssen Hunde auch bei jedem Wetter raus. Doch die Familie ließ sich nicht abschrecken, so kam der erste Husky ins Haus. Und Bernd Langer war mit einem Virus infiziert, der nicht zu heilen ist.

Um dem Hund die nötige Bewegung zu verschaffen, ging Langer mit dem Tier am Fahrrad auf Tour. Auch mit zwei Hunden klappte das noch prima, aber mit Husky Nummer 3 musste ein Trainingswagen her. Ein Umzug an den Stadtrand ohne Nachbarn, die sich durch das Jaulen der Hunde gestört fühlen könnten, folgte. Der Husky-Virus breitete sich aus und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Wuppertaler bei einem Schlittenhunderennen an den Start ging.

"Man unterscheidet zwischen Sprintrennen über vier bis zehn Kilometer, Mitteldistanz über 35 bis 40 und ab 50 Kilometer beginnen die Longtrails", erläutert Langer. Davon gibt es in Deutschland nur die "Trans Thüringa" für reinrassige Hunde über 300 Kilometer. Doch so etwas kann man nicht mit untrainierten Hunden machen, das ist enorm anstrengend. Langer: "Bis zu 9.000 Kalorien verbrauchen meine Hunde dabei, alle 90 Minuten mache ich einen Kurzstopp, kontrolliere die Pfoten und füttere Energie in Form von Fett."

Hat sich ein Hund am verharschten Schnee die Ballen verletzt, bekommt er einen Schuh übergezogen. Es ist auch schon vorgekommen, dass ein erschöpftes Tier aus dem Gespann in den Schlittensack verfrachtet wurde. Dort ist alles untergebracht, was unterwegs gebraucht wird: Zelt, Notgepäck, Futter für die Hunde, Kocher. "Auf dem Trail zu sein, ist ein wahnsinniges Gefühl", versucht Langer die Emotionen zu beschrieben, "da gibt es nur die Hunde, mich, die Natur und den Schnee — großartig!" Manchmal aber auch gefährlich: "2010 kam ich bei einem Rennen in Polen und Tschechien in ein dichtes Schneegestöber. Blindflug, ich sah überhaupt nichts mehr." Tatsächlich führte der Leithund das 15 Meter lange Gespann sicher ins Ziel.

Gesteuert werden die Hunde nur durch Zuruf, Langer steht hinten auf dem Schlitten, bergauf schiebt er mit an. "Mache ich das nicht, schauen sich meine Leithunde um, so nach dem Motto: ,Los, Alter mach' schon'. Wir sind eben ein homogenes Mensch-Hunde-Team. Direkt vor dem Schlitten sind die Wheeldogs, sie müssen jeden meiner Fahrfehler ausbaden."

Im Herbst, wenn die Temperaturen nicht höher als zehn Grad sind, beginnt das Training. Kraft, Muskelaufbau und Ausdauer sind gefragt, außerdem trainiert Langer sein Team auf die jeweilige Position im Gespann. "Leader werden geboren, ich erkenne das Potenzial meiner Tiere im Training. Drei Leithunde habe ich zur Auswahl". So ist er in der glücklichen Lage, auch während des Rennens wechseln zu können.

Ein ganz besonderes Erlebnis gab es für den Musher auch, allerdings letztlich ohne seine Hunde: Am Yukon in Kanada fuhr er mit dem Gespann eines Freundes gegen die Profis und kam als Letzter ins Ziel. "Mein Preis war eine rote Laterne", lacht Langer, "doch beim Rückflug wurde mein Gepäck kontrolliert, man fand die Laterne, ein Jubel brach los. Man gratulierte mir dazu, ins Ziel gekommen zu sein. Musher werden hier gefeiert wie bei uns die Fußballprofis", erinnert sich Bernd Langer an diesen großen Moment.

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