Altro Mondo Wohnungen in Wuppertal Wohnungsaufsicht: Keine Mängel ...

Wuppertal · Mehrfach hatte die Rundschau über haarsträubende Mängel in Vohwinkeler Mietwohnungen des Unternehmens Atro Mondo berichtet. Zuletzt kamen 30 Anwohner zu einer Versammlung Betroffener. Bei einer konzertierten landesweiten Überprüfung der Verhältnisse in Objekten der Firma fanden die Kontrolleure allerorten ähnliche Verhältnisse vor, nur in Wuppertal nicht. Wie kann das sein? Eine Ursachenforschung.

Die verschimmelte Küche in einer der fraglichen Altro-Mondo-Wohnungen an der Engelshöhe. Hier fanden die Kontrolleure „keine Mängel im Sinne des Wohnaufsichtsgesetzes“.

Die verschimmelte Küche in einer der fraglichen Altro-Mondo-Wohnungen an der Engelshöhe. Hier fanden die Kontrolleure „keine Mängel im Sinne des Wohnaufsichtsgesetzes“.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Wuppertal, Altro-Mondo-Wohnungen an der Engelshöhe und am Elfenhang: Keine Mängel im Sinne des Wohnungsaufsichtsgesetzes! Eine solche Meldung dürfte NRW-Landesbauministerin Ina Scharrenberg (CDU) in der vergangenen Woche auf ihrem Schreibtisch gefunden haben. Zuvor waren von ihr „gemeindeübergreifende Aktionen zur Aufdeckung von wohnungswirtschaftlichen Missständen in den Beständen der DEGAG/Altro Mondo“ auf den Weg gebracht worden. Schimmelbefall, durchfeuchtete Mauerwerke und defekte Heizungs- und Aufzugsanlagen: Die Mängelliste ist allerorten lang – nur eben nicht in Wuppertal.

Keine Brandschutzmängel, keine Schäden an den Fassaden und auch keine Vermüllung der Außenbereiche: Wurden deren Häuser andernorts sogar für unbewohnbar erklärt, scheint die Immobiliengesellschaft hier im Bergischen alles richtig zu machen. Die von Altro Mondo öffentlich beklagte „Hetzjagd“, der man sich als Vermieter nach der landesweiten Kontrollaktion ausgesetzt fühle, findet offenbar überall statt – nur nicht in der Engelshöhe und am Elfenhang. Dort scheint alles gut zu laufen – zumindest im Sinne des Wohnungsaufsichtsgesetzes scheint die Stadt keine Klagen zu haben.

Aber wie ist das hier überhaupt abgelaufen an diesem Tag im September, an dem man sich landesweit zu Kontrollen im Altro Mondo-Bestand verständigt hatte? Die Wohnungsaufsicht? Laut Presseamt ist man dort aus datenschutzrechtlichen Gründen zu Interviews nicht bereit. Stattdessen erzählt Pressesprecher Thomas Eiting – bei den Kontrollbesuchen selbst mit vor Ort – was dort wie gelaufen ist. „Wir wollten in das Haus Engelshöhe 65, dort hat keiner aufgemacht“, berichtet Eiting von dem vergeblichen Versuch, sich Zugang zum Hausflur des Mehrfamilienhauses zu verschaffen. Wohlgemerkt: Es handelt sich um ein achtstöckiges Gebäude mit vielen Mietparteien – offenbar war niemand zu Hause oder keiner hatte Lust, den Türöffner zu drücken. Zuvor hatten Mieter bei einer Versammlung der „Altro Mondo-Betroffenen“ von Wasserschäden, verschimmelten Wänden und dem nach einem Sturm nur notdürftig abgedeckten Dach berichtet.

Zwei weitere Altro Mondo-Mieter hatte man offenbar unvermittelt auf der Straße angesprochen und gefragt, ob es Probleme mit den angemieteten Wohnungen gebe. Die Leute winkten ab, die Kontrolleure gingen weiter. An der Engelshöhe angekommen, besuchte man die Wohnung von Armin Schmitz. Über dessen Wasserfall im Badezimmer hatte die Wuppertaler Rundschau bereits berichtet und aus informierten Quellen war zu hören, dass die Wohnungsaufsicht und auch andere städtische Verantwortliche daraufhin hellhörig geworden waren. Wochen später folgte nun also ein Besuch bei dem Pensionär – aber dem hatten schon der Schimmelsachverständige Bodo Kottner und ein Installateur geholfen. Schnell, unbürokratisch und vor allem so, dass es Armin Schmitz nach zehn Jahren in seinem Badezimmer endlich nicht mehr auf den Kopf regnet. Das Rohr wurde repariert, der Schimmel ist weg: Die Mängel sind beseitigt. Das Risiko, dass Altro Mondo die Rechnungen nicht bezahlt, tragen die Handwerker selbst. Und die Wohnungsaufsicht? Die stand nun in einer mängelfreien Wohnung und machte einen Haken an die Sache. Fazit in der ersten von drei kontrollierten Wohnungen: Keine Mängel im Sinne des Wohnungsaufsichtsgesetzes.

Auch obendrüber, wo eine Familie mit zwei Kindern lebt, fanden sich angeblich keine gravierenden Mängel. Dabei tropft es auch dort aus der 2. Etage ins Bad, dazu noch Schimmel allerorten. Der Kommentar des Schimmelsachverständigen Bodo Kottner, der selbst in der Wohnung war: „Hier liegen erhebliche Mängel vor.“ Bei der Stadt sah man das offenbar anders und hinzu kam laut Pressesprecher Thomas Eiting noch, dass die Mieter sich bislang nicht schriftlich an Altro Mondo gewandt hätten. In einem solchen Fall könne die Wohnungsaufsicht nicht tätig werden. Fazit in der zweiten von drei kontrollierten Wohnungen: keine Mängel im Sinne des Wohnungsaufsichtsgesetzes.

Und dann war man angeblich noch in einer Wohnung, in der es einen Wasserschaden gegeben haben soll. „Dort kamen wir nicht ins Bad, weil die Tochter gerade gebadet hat“, erklärte Thomas Eiting, warum man unverrichteter Dinge habe wieder abziehen müssen. Fazit in der dritten von drei kontrollierten Wohnungen: Keine Mängel im Sinne des Wohnungsaufsichtsgesetzes.

Zu hören war dann vom Pressesprecher noch, dass die Stadt ehemals 22 Wohnungen für Flüchtlinge von Altro Mondo angemietet habe. Die Hälfte habe man bereits gekündigt, bei den anderen bemühe man sich um schnellstmögliche Abwicklung. Begründung: In den Wohnungen habe es gravierende Mängel gegeben, deren Behebung und die Kommunikation mit der Immobiliengesellschaft sei nicht möglich gewesen. Grundsätzlich sei es so, dass die Wohnungsaufsicht nach der Feststellung gravierender Mängel die Zwangsräumung der Wohnungen veranlassen müsse – deren Sanierung beauftragen könne man nicht. Deshalb seien Betroffene dort mit zivilrechtlichen Ansprüchen an den Vermieter nicht an der richtigen Adresse – dafür sei der Wuppertaler Mieterbund der geeignete Ansprechpartner. Dessen Geschäftsführer Andreas Wiemann sagt dazu: „Betroffene Mieter sollten sich nicht scheuen, gegen Altro Mondo zu klagen.“ Man wisse zwar, dass sich viele Mieter einer juristischen Auseinandersetzung nicht gewachsen fühlen würden. Er könne jedoch nur Mut machen, diesen Schritt dennoch, mit Hilfe des Mieterbundes, zu wagen.

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Sabine Maguire.
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