Anwohner wehren sich gegen Bauvorhaben August-Jung-Weg: Tenor ist eindeutig

Wuppertal · Kaltluftschneise! Abwasser! Verkehr! Anwohner vom August-Jung-Weg wehren sich gegen das geplante Bauprojekt. Aus einer Vielzahl von Gründen.

 Anja Schmidt-Ott von der IG August-Jung-Weg spricht vor den Anwohnern über die Baupläne.

Anja Schmidt-Ott von der IG August-Jung-Weg spricht vor den Anwohnern über die Baupläne.

Foto: Manfred Bube

Wer vom neuen Waldkindergarten hinab auf die Häuser schaut, dem bietet sich ein angenehmer Moment: Links wie rechts laden große Wiesen dazu ein, in fast unberührter Natur frische Luft zu atmen. Getrübt wird die Idylle allerdings seit Wochen durch ein großes Plakat mit Aspekten, die gegen das Bauvorhaben sprechen, das am 3. Juni offengelegt wurde – und am August-Jung-Weg und im näheren Umfeld auf massiven Widerstand trifft. Wie sehr, das wurde jetzt auf einer Informationsveranstaltung im Katernberger Vereinshaus deutlich.

André Helsper und Anja Schmidt-Ott, Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) August-Jung-Weg, brachten Ungereimtheiten zwischen offizieller Planung und beabsichtigter Ausführung ebenso auf den Tisch wie ökologische sowie abwasser- und verkehrstechnische Argumente, die gegen eine Bebauung auf dem 23.670 Quadratmeter großen Grundstück sprechen.

„Anfangs war die Rede von 12 bis 18 Einfamilienhäusern. Das klingt harmlos. Wir haben die Pläne prüfen lassen mit dem Ergebnis, dass aktuell von 17 Häusern mit je einer Grundfläche von 200 und einer Wohnfläche von etwa 500 Quadratmeter bei einer Gesamthöhe von 12 bis 14 Metern auszugehen ist“, erklärte André Helsper. Die, so führte Anja Schmidt-Ott aus, eine Kaltluftschneise zubetonieren, die wichtig sei für den Luftaustausch im Briller Viertel, aber auch für das Tal insgesamt. „Mit dem Neubaugebiet Holländische Heide ist bereits eine dieser Schneisen mit spürbaren negativen Folgen für die Luftqualität in Teilen der Stadt geschlossen worden. Und jetzt soll eine weitere wegfallen. Mit Luftreinheit und Klimaschutz hat das nichts zu tun. Ebenfalls werden wertvolle Flora und Fauna eines Naherholungsgebietes zerstört“, so Schmidt-Ott ergänzend.

Ein weiteres Problem: die Abwassersituation. „Die Kanalisation stammt aus den 60er Jahren und sei, so heißt es in einer städtischen Mitteilung, für Jahrhundertereignisse ausgelegt. Wie unzutreffend das ist, hat das Unwetter im letzten Jahr gezeigt. Zahlreiche Keller am August-Jung-Weg, in der Beek und in Hosfelds Katernberg standen unter Wasser. Wenn durch die Bebauung weitere Sickerflächen versiegelt und das Abwasservolumen erhöht wird, sprengt das endgültig das Fassungsvermögen der vorhandenen Infrastruktur. Wobei eine ’hydraulische Überlastung’ des Systems ohnehin jetzt schon von Gutachtern attestiert wird,“ so Helsper.

Ebenfalls kritisch gesehen wurde auch die mögliche Entwicklung des Verkehrs in dem jetzt schon recht beengten Straßen- und Parkraum. Hier befürchten die Mitglieder der IG, dass mehr Autos durch mehr Anwohner die vorhandenen Kapazitäten sprengen und ein Risiko für Fußgänger, insbesondere für Kinder, darstellen würden. Die unterschiedlichen Aspekte trafen bei den Teilnehmern der Veranstaltung auf Zustimmung. Der Tenor: Das Projekt muss verhindert werden. In diesem Sinne wird die IG weiterkämpfen: Mit Eingaben an die Verwaltung, mit rechtlichen Schritten und durch persönliche Gespräche mit Ratsmitgliedern. Wobei, nebenbei bemerkt, das Vertrauen in die Verwaltung etwas getrübt ist. Denn da gab es die Anfrage einer Anwohnerin, die überraschenderweise direkt vom Investor des Bauprojektes beantwortet wurde. „Das offenbart eine Nähe, die es in einem solchen Verfahrensprozess nicht geben sollte“, stellt Wolfgang Gau von der IG klar.

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