Fußball-Regionalliga WSV: Fach, Kohler, Engels – und 500.000 Euro

Wuppertal · Wie geht es weiter beim Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV? Der Ex-Vorsitzende Friedhelm Runge hat klare Vorstellungen. Die Entscheidung liegt aber letztlich bei den Mitgliedern.

 Friedhelm Runge bei der Jahreshauptversammlung 2011 in der Uni-Halle.

Friedhelm Runge bei der Jahreshauptversammlung 2011 in der Uni-Halle.

Foto: Dirk Freund

„Es sind aus meiner Sicht die Tage der Entscheidung“, sagt Vorstandsmitglied Thomas Richter. „Alle Gesprächsrunden haben stattgefunden, die Gremien wurden von Melanie Drees (Finanzvorstand, Anm. der Red.) und mir über alle Szenarien vollumfänglich informiert. Die Frage ist: Finden sich weitere Unterstützer? Aus meiner Sicht ist klar: Uns läuft die Zeit davon. Bekommen wir den Etat nicht zusammen, sind wir in der Regionalliga nicht wettbewerbsfähig. Seriöse Alternativen sehe ich derzeit nicht.“

Rund 500.000 Euro will Runge zum Budget für die Saison 2020/21 beisteuern, bestätigte er auf Anfrage der Wuppertaler Rundschau. Insgesamt seien allerdings 1,4 Millionen Euro notwendig, um eine saubere Konsolidierung mit ordnungsgemäßen Zahlungen an die Aktiven, die Mitarbeiter, das Finanzamt, die Verwaltungsberufsgenossenschaft, die Krankenkasse und andere einzuleiten und gleichzeitig sportlich einen Platz im gesicherten Mittelfeld anzupeilen. Aber: „Nach dem Entzug der Gemeinnützigkeit durch die Finanzbehörden sind leider einige Mitstreiter und Sponsoren, die bereits Zusagen gemacht hatten, abgesprungen“, so der Ex-Vorsitzende. Der Verlust der Gemeinnützigkeit wegen Verdachts des Sozialversicherungsbetrugs beziehungsweise von Scheinverträgen aus den vergangenen Jahren bedeute einen finanziellen Schaden mindestens im unteren sechsstelligen Bereich.

Grundsätzlich sei der WSV aber „sicher nicht überschuldet“, so Runge, der in den vergangenen Monaten bereits einen Teil der Gehälter übernommen hatte. Von den „1,1 bis 1,2 Millionen Verbindlichkeiten“ seien etwa 900.000 Euro über Bürgschaften abgedeckt. Ticketing, Mitgliederbeiträge und Sponsoring bringen vielleicht 400.000 Euro. Doch gebe es vor allem ein großes Problem: Es sei absolut nicht mehr zu entwirren, welche Verträge die vorangegangenen Vorstände („Die den Verein in die prekäre Lage gebracht haben, in der er jetzt ist“) abgeschlossen hätten – und damit, was für finanzielle Forderungen noch auf den Verein zukommen könnten. Nach Rundschau-Informationen sind einige Ex-Spieler bereits vor Gericht gezogen. Deshalb sei eine neuerliche Insolvenz möglicherweise notwendig, „um Sauberkeit in den Verein zu bekommen“. Sportlich würde sich ein solcher Schritt laut Runge nicht negativ auswirken, weil es keine Absteiger gebe. „Wenn, dann sollte ein neutraler Insolvenzverwalter beauftragt werden. Am besten einer, der nichts mit Wuppertal und den Netzwerken in der Stadt zu tun hat.“

Wichtig sei es, „jetzt Unterstützung aus der Region zu bekommen, von Wuppertalerinnen und Wuppertalern, denen es nicht egal ist, wenn der WSV von der Bildfläche verschwindet“. Nach seinem Konzept soll der künftige Verwaltungsrat nach Möglichkeit aus insgesamt sieben Mitgliedern bestehen, die dann jeweils ein festes Aufgabengebiet betreuen, beispielsweise Sponsoring, Sport, Medien oder Finanzen. Derzeit bilden Melanie Drees (Finanzen) und Sportvorstand Thomas Richter den Vorstand. Richter allerdings arbeitet hauptberuflich bei der GESA. Es sei „absolut nachvollziehbar, dass Thomas diesen Job nicht aufgeben will“, sagt Runge, der deshalb aktuell Gespräche mit den Ex-Nationalspielern Holger Fach, Jürgen Kohler (zuletzt Trainer der A-Junioren von Viktoria Köln) und Stephan Engels (war schon einmal für den WSV tätig) führt.

Mit Joey Paul Müller, Nick Osygus und Mike Osenberg haben drei Spieler laufende Verträge. Zehn oder elf Akteure aus dem aktuellen Kader sollen bleiben, darunter möglichst die Leistungsträger, gleichzeitig sollen mehrere Talente aus der A-Jugend hochgezogen werden. Nach Rundschau-Informationen sind einige Kontrakte bereits unterschriftsreif, können wegen der unklaren Lage aber noch nicht vollzogen werden. Dass Chefcoach Pascal Bieler (Vertrag läuft aus) heißer Kandidat auf den Co-Trainer-Posten beim Ligakonkurrenten Borussia Dortmund II ist (die Rundschau berichtete), wird innerhalb des Vereins nicht wirklich energisch dementiert – eigentlich gar nicht. Auch das Interesse an Stefan Emmerling (Kickers Emden) als Nachfolger. Ausgeschlossen ist aber nicht, dass es auch eine andere Lösung gibt. Es gebe genügend Trainer auf dem Markt, die einen Job suchen, heißt es. Mit Silvio Pagano und Gaetano Manno haben sich zwei Ex-Spieler angeboten zu helfen. In welcher Form, ist offen. Runge plädiert für eine Intensivierung der Jugendarbeit.

Grundsätzlich, erklärt er, seien seine Ideen als Angebot zu verstehen. Letztlich habe die (noch nicht neu terminierte) Mitgliederversammlung darüber zu entscheiden. Möglicherweise gebe es ja auch andere Interessenten mit anderen Konzepten. Momentan hat allerdings noch niemand offiziell Interesse angemeldet.

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