Fußball-Regionalliga WSV-Sportchef Richter: „Handballer haben es vorgemacht“

Wuppertal · Thomas Richter gehört zu den ruhigen Vertretern der Zunft, keine Frage. Doch langsam ist der Sportdirektor des Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV mit seiner Geduld am Ende. „Wir brauchen jetzt endlich eine Entscheidung, wie es weitergeht“, fordert der 58-Jährige vor der neuerlichen, für Mittwoch (20. Mai 2020) vom Verband angesetzten Videokonferenz der Weststaffel-Vereine.

Der WSV geht nicht davon aus, dass bis zum Herbst im Stadion am Zoo um Punkte gekämpft wird.

Foto: Dirk Freund

Seit Mitte März ist die hiesige Regionalliga unterbrochen. Inzwischen übt der WSV zwar nach achtwöchigem Individualtraining wieder gemeinsam, aber nur zwei Mal pro Woche und in zwei Gruppen. „Ohne jeglichen Körperkontakt“, erklärt Richter. Bis wieder ein Wettkampfzustand erreicht sei, dauere es. In mehreren Gesprächsrunden hatten sich zuvor 16 Clubs für einen endgültigen Abbruch ausgesprochen. Borussia Mönchengladbach enthielt sich, RW Essen will weiterspielen bzw. hat vorgeschlagen, den Drittliga-Aufsteiger im Rahmen einer Relegation mit dem SC Verl und RW Oberhausen zu ermitteln.

„Das ist aus Sicht von RWE natürlich legitim. Wären wir in der Situation, würden wir es vielleicht auch versuchen“, räumt Richter ein. Letztlich sei die große Mehrheit aber dagegen, weil Geisterspiele noch mehr finanzielle Probleme bereiten würden: „Wir sollten vernünftig bleiben und es so stehen lassen. Alles andere führt zu nichts. Der Handball hat es uns vorgemacht. So wäre es möglich, sich ordentlich auf die nächste Saison vorzubereiten, die dann im September startet.“ Vorschläge, die 3. Liga in zwei Staffeln aufzuteilen, sieht der ehemalige Profi skeptisch: „Wir wären ohnehin nicht dabei. Aber grundsätzlich wären dieselben Probleme da wie vor zehn Jahren. Das Thema der Diskrepanz der TV-Gelder zwischen 2. und 3. Liga ist ja nie gelöst worden. Jeder Drittliga-Club bekäme nur noch 400.000 statt 800.000 Euro. Ein, zwei Derbys, die es mehr gäbe, würden das nicht rausreißen.“ Eine 24er Liga mit fünf Absteigern (und fünf Aufsteigern aus der Regionalliga) sei da schon eher die bessere Wahl.

Richter will mit Blick auf Liga vier auch deshalb nun eine Entscheidung, um die eigenen Planungen vorantreiben zu können. Etwa die, bis wann die Mannschaft trainiert und wieder startet: „Eine Möglichkeit wäre, zwei oder drei Wochen Pause zu machen, drei bis vier Wochen zu trainieren, noch einmal zu unterbrechen und danach wieder anzufangen. Oder aber sechs Wochen hintereinander bis September.“ Außerdem sollen und müssen die Vertragsverhandlungen fortgesetzt werden. Momentan verfügen nur Joey Paul Müller, Mike Osenberg und Nick Osygus über ein Arbeitspapier für 2020/21. „Natürlich gab es entsprechende Vorgespräche. Konkrete Angebote können wir aber erst dann vorlegen, wenn wir Rahmenbedingungen kennen.“, weiß der WSV-Sportdirektor.

Was finanziell möglich ist, hängt wiederum vom Etat ab. Der wiederum baut – neben den Sponsoren – unter anderem auf der Zahl der teilnehmenden Clubs auf. Werden es 21 oder 24? „Das alles zeigt, dass jetzt endlich was passieren muss“, so Richter, dessen Meinung seit Wochen feststeht: „Lasst es uns abbrechen.“