Fußball-Regionalliga WSV vor der „Woche der Wahrheit“

Wuppertal · Der Fußball-Regionalligist Wuppertaler SV kämpft in den kommenden Tagen in Bergisch Gladbach, Dortmund – und vor dem Amtsgericht.

 Der neue WSV-Trainer Björn Mehnert bei seinem ersten Auftritt in Bonn (3:3).

Der neue WSV-Trainer Björn Mehnert bei seinem ersten Auftritt in Bonn (3:3).

Foto: Stefan Rittershaus

Friedhelm Runge hatte eine Vision. In einem Interview mit „Reviersport“ blickte der 81 Jahre alte ehemalige WSV-Vorsitzende und aktuelle Unterstützer in die Zukunft. Und träumte vom Aufstieg in zwei Jahren, später „vielleicht in die 2. Bundesliga“. Mit jenem WSV, dessen erste Mannschaft gerade in der Regionalliga unmittelbar vor der Abstiegszone steht. Dass Runge das Ganze zwar optimistisch, aber auch realistisch sieht, stellte er klar: „Wir dürfen nicht absteigen. Das ist wichtig. Das werden wir auch nicht.“

Möglich, dass der WSV in der Winterpause personell noch einmal aktiv wird. Bedarf besteht auf beiden Außenverteidiger-Positionen. Links erholt sich Tolga Cokkosan gerade von seiner Zerrung, einen gelernten Ersatz gibt es nicht, rechts sieht es noch enger aus: Semir Saric und Jonas Erwig-Drüppel sind Offensivkräfte, Joelle Cavit Tomczak (18) ist talentiert, kommt aber gerade erst aus dem Jugendbereich. Die Voraussetzung, dass finanzielle Mittel bereitgestellt werden, ist allerdings, dass am kommenden Freitag die Gläubiger zustimmen, das Insolvenzverfahren in Eigenregie erfolgreich abzuschließen. Dann wäre der WSV erneut schuldenfrei. Geld für die Tilgung der Verbindlichkeiten (rund 1,5 Millionen Euro) will niemand investieren, Runge schon gar nicht. Vorstandsmitglied Ulrich Zerrath, der den Verein im Insolvenzverfahren begleitet, geht von einem positiven Votum aus.

Das Spieljahr beendet die Mannschaft am kommenden Mittwoch (19.30 Uhr) mit dem wichtigen Nachholspiel beim direkten Konkurrenten SV Bergisch Gladbach 09 und der Partie drei Tage (14 Uhr) später bei der starken U23 von Borussia Dortmund, die in den Sportpark Hohenbuschei verlegt worden ist. Mit Tjorben Uphoff, Semir Saric, Tim Wendel, Kevin Pires Rodrigues und Noah Salau (alle vier gelbe Karten) droht gleich fünf Spielern eine Sperre. Tolga Cokkosan (Gelbsperre) und Joey Paul Müller (Quarantäne) fallen definitiv aus. Taktische Winkelzüge, auch mit Blick auf das Spiel am 16. Januar in Ahlen, lehnt Trainer Björn Mehnert ab: „Wir konzentrieren uns jetzt eh nur auf Bergisch Gladbach.“

In den Einheiten nach dem 3:3 (nach 0:2-Rückstand) in Bonn hat Mehnert („Das war wichtig, auch für die Moral“) die „Kompaktheit“ in den Vordergrund gestellt – die Abstimmung der Viererkette mit dem Mittelfeld, das rechtzeitige Einrücken und Schließen des Zentrums. „Wir wollen aktiv verteidigen und wenig Chancen zulassen. Das wird uns nicht immer gelingen, denn Fußball ist ein Fehlerspiel“, weiß der 44-Jährige. Aber: „Alle sind wissbegierig, aufnahmefähig und versuchen, die Ideen des neuen Trainers umzusetzen. Es macht Spaß, zumal die Trainingsbedingungen mit dem guten Kunstrasenplatz direkt am Stadion und der Halle besser sind als während meiner aktiven WSV-Zeit.“

Drei Tage nach dem Auftritt in Dortmund absolviert der Kader bei Sven Steup in Cronenberg („Fühlbar fit“) eine Leistungsdiagnostik. Danach beginnen die kurzen Ferien. Nach Weihnachten müssen die Spieler individuelle Laufeinheiten hinter sich bringen, am 2. Januar startet wieder das Mannschaftstraining. Ob und welche Testspiele es gibt, ist noch offen. Das Problem: Der Amateurbereich ab Oberliga pausiert, die 2. und die 3. Liga nehmen schon Anfang Januar den Ligabetrieb wieder auf, die Regionalliga Südwest am 8. Januar. Bleiben Duelle gegen direkte Regionalliga-Konkurrenten oder Profiteams mit großem Kader.

Das allerdings steht momentan aber noch im Hintergrund. Das Match in Gladbach, vor allem aber der „Showdown“ vor dem Amtsgericht sind wesentlich wichtiger.

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