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Wuppertaler Start-up-Unternehmerinnen​ säen ihre Erfolgsgeschichte​

Wuppertaler Start-up-Unternehmerinnen : Sie säen ihre eigene Erfolgsgeschichte

Eine Wuppertalerin wird zur Gründerin. Ihre Mission: Saatgut. Eine Geschichte über selbst gezogene Pflanzen, ganz viel Mut und den Wert des nachhaltigen Gärtnerns.

Hier hat alles angefangen. Hier keimte ihr kindliches Interesse zur beruflichen Vision. Und das im wahrsten Sinne.

Es ist ein sonniger Morgen im April und Natascha Heinrich sitzt auf der Wiese in dem kleinen Garten ihrer Eltern, auf der hinteren Seite der Huldastraße, zwischen den hohen Altbauten der Oberbarmer Hänge. Auf ihrem Schoß stehen zarte Keimlinge. Gelbe Tomaten, roter Mangold, kleine Ringelblumen.

Und neben ihr steht Luisa, ihre Schulfreundin vom Carl-Duisburg-Gymnasium und nun Geschäftspartnerin seit einem Jahr. Das Geschäft der zwei Frauen sind eben jene Pflänzchen, genauer gesagt die Samen, aus denen sie sich entwickelt haben. „SeedMe“ – zu Deutsch „Pflanz mich“ – heißt das Start-up, das Natascha Heinrich 2020 gegründet hat und nun seit einem Jahr mit Luisa Leinweber hauptberuflich führt.

„Unsere Mission ist es, den Anbau eigener Lebensmittel simpel, praktisch und nachhaltig zu gestalten“, sagt Luisa Leinweber. Das können ihre Kunden über das Bio-Saatgut, das die beiden 24-Jährigen regional einkaufen und in ihrem Onlineshop sowie im Einzelhandel vertreiben.

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Wie aus Samen Lebensmittel werden, seit ihrer Kindheit ist Natascha fasziniert von der Entwicklung der Pflanzen, die ihre Mutter in dem kleinen Gewächshaus in ihrem Garten an der Huldastraße liebevoll heranzieht. Sie lernt Versicherungskauffrau und träumt vom Berufsleben außerhalb eines Großraumbüros. Als junge Frau nimmt sie die Keimlinge mit in ihre erste Wohnung. Die Fensterbank wird zum Gewächshaus und ihr Balkon zum Gemüsefeld. „Aber warum kann ich aus meinen eigenen Pflanzen keine Samen gewinnen?“

Die Beschäftigung mit dieser Frage und ihrer Antwort gab das Startsignal für die Unternehmensgründung der jungen Hobbygärtnerin. „Im Supermarkt gibt es meist Hybrid-Saatgut“, klärt die 24-Jährige auf. „Und Pflanzen aus Hybrid-Samen sind zur Wiederaussaat ungeeignet.“

 Luisa Leinweber (li.) und Natascha Heinrich sind überzeugt: „Niemand braucht einen riesigen Garten, um eigene Lebensmittel  anzubauen. Schon eine Fensterbank reicht, um Küchenkräuter anzubauen.“
Luisa Leinweber (li.) und Natascha Heinrich sind überzeugt: „Niemand braucht einen riesigen Garten, um eigene Lebensmittel anzubauen. Schon eine Fensterbank reicht, um Küchenkräuter anzubauen.“ Foto: Bettina Osswald

Natascha Heinrich informiert sich, probiert aus und wechselt zu traditionellem Saatgut. Vor zwei Jahren traut sie sich und macht aus ihrer Leidenschaft ein Unternehmen. „Die Samen, die SeedMe anbietet, sind biozertifiziert und samenfest. Das bedeutet, dass die Nachkommen einer Pflanze dieselben Eigenschaften haben wie die Mutterpflanze“, erklärt Natascha Heinrich. „Außerdem sind die Pflanzen nachbaufähig. Es können also Samen entnommen und wieder eingepflanzt werden. Unsere Kunden erstellen ihren eigenen Nahrungskreislauf.“

Ein Jahr später steigt Freundin und Wirtschaftswissenschaftlerin Luisa Leinweber mit ein. „Ich habe letztes Jahr für diesen Schritt meinen Job gekündigt“, sagt die 24-Jährige. Und ihr zartes Pflänzchen wächst: Mittlerweile führen die beiden Unternehmerinnen 25 verschiedene Saatarten, die sie über ihren Onlineshop, aber auch vereinzelt im Einzelhandel deutschlandweit vertreiben. Sie netzwerken, bewerben sich um Stipendiate und behaupten sich in einer Szene, die vor allem Männer und IT-Entwicklungen dominieren. „Manchmal werden wir belächelt“, sagt Luisa. „Aber wir gehen diesen Weg unbeirrt weiter.“

Denn das eigene Saatgut-Unternehmen ist für Natascha Heinrich beides: Weltverbessern und Traum-Erfüllung. „Dafür sind wir bereit, hart zu arbeiten“, sagt Luisa Leinweber. Oft starten die Tage um 9 Uhr morgens, um erst um 23 Uhr zu Ende zu gehen. Was steht am Ende? „Vielleicht irgendwann mal ein eigener Bauernhof“, sagt Luisa Leinweber. „Mit eigener Produktion, Wohngebäuden und natürlich Gewächshäusern.“

Ob und wann es mal soweit kommt? Bis dahin ist für die junge Frauen der Weg das Ziel. „Kooperationen mit lokalen Bauernhöfen. Eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das sind die nächsten Steps“, sagt Natascha Heinrich. „Wir wünschen uns letztendlich einfach, dass wir uns als Firma etablieren und weiter mit unseren persönlichen Werten beruflich Erfolg haben. Nachhaltig, transparent und unsere Umwelt wertschätzend.“