Rückkehr des „Wupperschiene-Express’“ Mit Blick auf sattgrüne Wupper-Auen

Wuppertal · Mit dem „Glacier Express“ durch die verschneite Schweizer Alpenlandschaft fahren. Mit dem Jacobite Steam Train durch Schottlands raue Highlands dampfen. Mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau bis in den Fernen Osten reisen. Diese exotischen Bahn-Routen können jetzt aufs Abstellgleis. Denn die Weichen für die neue Panoramafahrt entlang der wilden Wupper sind seit genau einer Woche gestellt: Die „Wuppertalbahn“ rollt nach über vier Jahrzehnten wieder durch den Osten der Stadt.

Zugbegleiter Michael Kurzer (links) kümmert sich um die Gäste der „Wuppertalbahn“.

Foto: Christoph Petersen

Der Wuppertaler Hauptbahnhof. Die Uhr schlägt 9:45 Uhr. Die ozeanblaue Diesel-Lokomotive steht an Gleis 3 bereit. An ihr hängen verschiedene Waggons. Unter anderem der Reisezugwagen „Ci28“, die sogenannte Donnerbüchse. Im historischen Ambiente der 1930er-Jahre wird der Wagen in wenigen Minuten den rund 200 geladenen Gästen Platz auf rustikalen Holzbänken bieten.

Eigentlich hätten sich alle Passagiere für eine pünktliche Abfahrt schon längst in der Bahn einfinden sollen, doch die Freude darüber, dass endlich wieder ein Personenzug zwischen dem Bahnhof Oberbarmen und dem Bahnhof Beyenburg pendelt – wenn auch nur für touristische Fahrten – ist ausgeprägter als der Drang nach zeitlicher Präzision. Dass die erste Pendelfahrt von Elberfeld aus startet, ist eine Ausnahme für die Premierenfahrt auf der „Wupperschiene“. (Bilder)

Bilder: Der Wupperschiene-Express rollt wieder
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Wupperschiene-Express rollt wieder

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Foto: Christoph Petersen

Nachdem die letzten Selfies mit der Lok sowie die Gruppenbilder mit den Waggons im Hintergrund geschossen und die Filme mit den Handykameras gedreht sind, lässt Zug-Chef Thorsten Alexander Kaja die Schaffnerpfeife erklingen und fordert alle zum Einstieg auf. Sobald alle drin sind, schwenkt er für den Triebfahrzeugführer die Signalfahne zur Abfahrt und springt selbst auf die Bahn auf. Mit an Bord sind unter anderem sein Vereinskollege und Zugbegleiter Michael Kurzer, Oberbürgermeister Uwe Schneidewind sowie die ehemaligen OBs Andreas Mucke und Peter Jung.

Sogar Bruder Dirk, Wuppertals einziger christlicher Mönch, machte sich vom Beyenburger Kloster auf den Weg bis nach Elberfeld und stellte fest, dass es am Döppersberg „plötzlich“ ganz anders aussieht: „Das letzte Mal war ich wohl vor dem großen Umbau hier.“

Abfahrt! Mit rund 50 Kilometern pro Stunde rollt der Zug parallel zur Bundesstraße 7 durch die Talachse. Bisher bleiben die landschaftlichen Hingucker aus, aber das wird sich in wenigen Kilometern ändern. Nachdem das historische Schienenfahrzeug den Bahnhof Oberbarmen passiert, wird es spannender: Der Rauenthaler Tunnel ist in Sichtweite. Die Bahn rattert laut durch die 265 Meter lange, stockdunkle Röhre. Die Dunkelheit hält nicht lange an, die Passagiere sehen schon das Licht am Ende des Tunnels und zum ersten Mal, nach über vier Jahrzehnten, passiert ein Personenzug die Abzweigung nach Beyenburg. Jubel an Bord!

Parallel begleitet die Beyenburger Straße die Bahnfahrt in Richtung Osten. Entlang der Strecke sind jede Menge „Trainspotter“ (Menschen, die hobbymäßig Züge filmen und fotografieren) zu sehen. Manche scheinen die zuvor in den Medien angekündigte Wiederbelebung der Strecke nicht mitbekommen zu haben: Autofahrer bremsen abrupt ab, schauen ungläubig durch ihre Windschutzscheiben zum Zug, Mitfahrende zücken ihre Handys.

Jetzt wird’s richtig schön: Nach der kurzen Durchquerung des Beyenburger Tunnels (60 Meter), blicken die Fahrgäste auf die wilde Wupper und ihre sattgrünen Auen. Manche lehnen sich für Fotos aus den Fenstern, andere genießen einfach nur die malerische Aussicht auf das Wuppertaler Auenland.

Ankunft in Beyenburg um 10:40 Uhr. Hunderte Menschen haben sich am Gleis versammelt, um den historischen Zug zu empfangen. Der örtliche Posaunen-Chor spielt das „Bergische Heimatlied“, Sekt und Orangensaft fließen zur Feier. Alle feiern die neue Wuppertaler Touristenattraktion.