„Erschießt mich doch!“ Messerattacke Bezirkssozialdienst: Zeugin sagt aus

Wuppertal · Es müssen dramatische Szenen gewesen sein, die sich im Februar beim Bezirkssozialdienst Uellendahl abgespielt haben. Dort soll eine 47-jährige Wuppertalerin mit einem Messer erst auf eine Sozialpädagogin und dann auf ihren Ex-Mann eingestochen haben. Am Montag (7. Oktober 2019) fand der zweite Verhandlungstag statt.

 Die Angeklagte mit ihrem Verteidiger.

Die Angeklagte mit ihrem Verteidiger.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Seit Jahren schon sollen die Eltern um das Sorgerecht für ihre Tochter gestritten haben, an diesem Tag soll der Streit inmitten eines Beratungsgesprächs eskaliert sein. Die beiden Opfer der Messerattacke hatten schwere Bauchverletzungen erlitten und mussten notoperiert werden. Die Angeklagte wurde gleich nach der Tat in die Psychiatrie eingewiesen - ihr droht nach der Urteilsverkündung in dem in der vergangenen Woche begonnenen Sicherungsverfahren die dauerhafte Unterbringung in der Forensik.

Am zweiten Verhandlungstag waren nun Mitarbeiterinnen des Bezirkssozialdienstes in den Zeugenstand geladen worden. Die Sozialarbeiterinnen berichteten dort von einer dramatischen Situation im Büro ihrer Kollegin, in das sie geeilt waren, nachdem von dort Schreie und laute Geräusche zu hören gewesen sein sollen. Eine der herbeigeeilten Zeuginnen hatte ursprünglich angenommen, dass der mit dem Stuhl vor seiner Ex-Frau stehende Mann der eigentliche Angreifer gewesen sei. Der jedoch hatte daraufhin mehrmals lautstark gerufen, dass seine Frau ein Messer bei sich habe. „Sie hat versucht, damit auf ihren Mann einzustechen. Der hat sie mit dem Stuhl abgewehrt“, erinnert sich die Zeugin an traumatische Momente. Noch heute leide sie unter Flashbacks - kurz nach der Tat habe sie sich krankschreiben lassen müssen. Knallende Türen oder auch, wenn jemand rennt: All das führe dazu, dass sich die Bilder von damals immer wieder aufs Neue ins Bewusstsein drängen würden.

Sie sei es dann auch gewesen, die vom Büro der verletzten und mittlerweile daraus geflohenen Kollegin aus die Feuerwehr angerufen habe. Die Nummer der Polizei sei ihr vor lauter Panik nicht eingefallen - und als die dann kam, sei die mittlerweile von anderen Mitarbeitern entwaffnete und auf dem Stuhl sitzende Angeklagte mit einem zweiten Messer und den Worten auf die Beamten zugegangen: „Erschießt mich doch!“ Sie selbst habe die Frau keineswegs übermäßig aufgebracht und in einem emotionalen Ausnahmezustand erlebt. Im Gegenteil, die 47-Jährige sei sehr ruhig und klar gewesen. Aus der Anklageschrift war bereits beim Prozessauftakt verlesen worden, dass die unter einem Regenmantel mehrere Messer, zwei Schreckschusspistolen und Pfefferspray mitgebracht haben soll. Die Zeugin will inmitten der unübersichtlichen Situation im Büro auch noch gehört haben, dass die Angeklagte laut gerufen habe, in ihrer Tasche befinde sich eine Bombe.

Nachdem die herbeigeeilte Polizei die Lage geklärt und die Angeklagte mit auf die Wache genommen habe, sei sie selbst mit der verletzten Kollegin ins Krankenhaus gefahren. Auch der durch einen Bauchstich verletzte Ex-Mann sei dort behandelt worden. Bereits vor dem im Februar angesetzten Beratungstermin sei die Angeklagte beim Bezirkssozialdienst Uellendahl bekannt gewesen. Die zuständige Sozialpädagogin soll sie als gefährlich eingeschätzt und sich vor ihr gefürchtet haben. Deshalb sei die Zeugin auch über deren Termin informiert gewesen - bei Beratungsgesprächen würden die sonst offen stehenden Türen dennoch geschlossen werden. Deren Kollegin sagte später noch aus, dass die verletzte Sozialpädagogin der Angeklagten auch außerhalb des Dienstes begegnet und von ihr angestarrt und beschimpft worden sei. Die Frau soll ihrem Ex-Mann inmitten des jahrelang andauernden Sorgerechtsstreits auch vorgeworfen haben, das gemeinsame Kind zu schlagen und zu missbrauchen. Es habe aber nie etwas davon bewiesen werden können. Der Prozess wird am 29. Oktober fortgesetzt.

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