Flair statt Fakten Ein etwas anderer Stadtrundgang

Wuppertal · Gefühl statt Geschichte. Flair statt Fakten. Die Greeter sind ehrenamtliche Stadtführer, die ihren Gästen Wuppertaler Lebensgefühl vermitteln.

 „Bei diesem Schild“, sagt der Wuppertaler Greeter Jamil Hmida, „weiß jeder Wuppertaler sofort, wo wir sind.“ Und zwar im Luisenviertel, eines von Wuppertals Quartieren, durch das der 26-Jährige Gästeführer am liebsten schlendert.

„Bei diesem Schild“, sagt der Wuppertaler Greeter Jamil Hmida, „weiß jeder Wuppertaler sofort, wo wir sind.“ Und zwar im Luisenviertel, eines von Wuppertals Quartieren, durch das der 26-Jährige Gästeführer am liebsten schlendert.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Am Kiosk an der Nützenberger Straße 1, dort wo Brill, Luisenviertel und Arrenberg aufeinander treffen, ist die Wuppertaler Luft alles andere als frisch. Hier trifft sich Jamil Hmida gerne mit seinen Greets. „An diesem Punkt ist es richtig dreckig und laut“, so der 26-jährige Promotionsstudent mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Der perfekte Ausgangspunkt, um mit Kontrastprogramm zu schocken.

Locker plaudernd schlendert Jamil Hmida von der Briller Straße abbiegend in Wuppertals wohl schickstes Wohnquartier, vorbei an Villen, Stuck und eindrucksvollen Türmchen quer durchs Briller Viertel. Das ist sein Wuppertal.

Jamil Hmida ist Greeter, ehrenamtlicher Stadtführer. Unentgeltlich zeigt er Besuchern seine Stadt. Im Fokus stehen dabei nicht Zahlen, Daten und Fakten, sondern das Wuppertaler Lebensgefühlt. Er ermöglicht den Blick auf die Stadt durch die Augen eines Einheimischen. Zu Hause ist der 26-jährige Promotionsstudent im Arrenberg. Wird er über die Website der Wuppertaler Greeter gebucht, spaziert er mit seinen Greets durch Brill, Arrenberg und Luisenviertel – und vielleicht bald auch über den Ölberg. Was die Besucher dabei zu sehen bekommen, wissen sie nicht.

Jamil Hmida weiß es zum Glück schon, zumindest meistens. „Dieses Haus“, sagt er und deutet auf eine prachtvolle Villa in der Platzhoffstraße, „keine Ahnung, wer darin wohnt. Aber im Dunkeln wird das Gebäude ganz toll beleuchtet und ist zu jeder Jahreszeit top gepflegt!“ Seit vier Jahren wohnt Hmida in Wuppertal. Ein Greeter muss nicht immer ein Einheimischer sein. Wuppertal hat den 26-Jährigen von Anfang an verzaubert – so sehr, dass er nicht anders kann, als fremden Besuchern seine Wahlheimat auf sehr persönliche schmackhaft zu machen.

Und schmackhaft ist dabei ein gutes Stichwort. Nach Jamil Hmidas Meinung entdeckt sich eine Stadt nicht nur durch Fassaden und Geschichte, sondern durch das, was oder wo die Einheimischen gerne essen. Um die Reserven während einer knapp dreistündigen Greeter-Tour wieder aufzuladen, plant der Wuppertaler einen Stopp im Katzengold oder bei Chi Coffee im Luisenviertel ein. „Bei einer Tasse Kaffee kann man sich besser kennen lernen.“ Denn irgendwie, erzählt Jamil Hmida, ist ein Greet auch immer ein bisschen wie ein Blind Date. „Ich weiß nie, wer am Kiosk auf mich wartet und ob die Chemie stimmt.“

Das Konzept der ehrenamtlichen Stadt-und Fremdenführer hat der 26-Jährige in anderen deutschen Großstädten kennen gelernt und die Idee Anfang des Jahres nach Wuppertal gebracht. Insgesamt 14 Köpfe stecken hinter den Wuppertaler Greetern – davon zehn Stadtführer und neben Jamil Hmida noch Kristin Schwarz, Sebastian Hollstegge und Julia Doberitz im Organisationsteam.

Im März flatterte die erste Buchung ins Greeter-Postfach, fünf weitere folgten. Zwei davon hat Jamil Hmida selbst geleitet. Das Wuppertaler Stadtmarketing, das ebenfalls Rundgänge mit professionell ausgebildeten Führern anbietet, unterstützt die Greeter-Gruppe mit Tipps und Angeboten.

Jamil Hmida hofft, die Zahl der Wuppertaler Greets im nächsten Jahr noch deutlich erhöhen zu können. Für ihn ist es jedes Mal ein tolles Erlebnis, Besucher für seine Stadt zu begeistern. Dabei findet der Austausch nicht selten auf beiden Seiten statt: Ein Ehepaar, das den 26-Jährigen für einen Greet gebucht hatte, brachte ihm als Gastgeschenk sogar einen Schnaps aus seiner Heimat mit.

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